Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
mit gestern Abend?«
    »Laura hat mir erzählt, was passiert ist, Mum.«
    »Tut mir leid, Schatz, aber ich weiß wirklich nicht, wovon du redest.«
    »Du hattest Angst …«
    »Angst wovor?«
    »Du hast geglaubt, es wär jemand im Haus.«
    »Wer denn?«
    »Keine Ahnung … ein Mann. Du hast Laura erzählt, dass er hinter dir her wäre, dass er dir wehtun wolle.«
    Mum lachte. »Niemand ist hinter mir her … wie kommt Laura denn darauf?«
    »Ist es Dad?«
    »Dein Vater ?«
    »Ja … ich meine, hast du geglaubt, dass er gestern im Haus war?«
    Sie schüttelte bestürzt den Kopf. »Verdammt, wieso soll ich das geglaubt haben?«
    »Keine Ahnung.«
    »Hat Laura dir erzählt, dass Rafa hier war?«
    »Nein, sie hat sich nur Sorgen um dich gemacht.«
    »Wieso denn?«
    »Du hattest vor irgendwas Angst.«
    »Sei nicht albern«, sagte sie und lachte wieder.
    »Du hast dich im Badezimmer eingeschlossen, Mum.«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Du hast geweint.«
    »Das ist lächerlich.«
    »Erinnerst du dich, dass Doc Sam hier war?«
    »Wann?«
    »Gestern Abend. Er hat dir Tabletten gegeben.«
    »Das war letzte Woche.«
    »Erinnerst du dich, wie du ins Bett gegangen bist?«
    Sie sah mich an, blinzelte rasch mit den Augen und versuchte sich zu erinnern … aber es gelang ihr nicht. Oder vielleicht wollte sie auch nur nicht.
    »Ist Laura noch da?«, fragte sie plötzlich.
    »Ja.«
    »Wie spät ist es?«
    »Kurz vor zehn …«
    »Ist Laura noch da?«
    Etwas später kam Dr. Samaros vorbei und wie immer bestand er darauf, Mum alleine in ihrem Schlafzimmer aufzusuchen … ganz privat, nur die beiden. Ich versuchte mit ihm zu diskutieren und ihm klarzumachen, dass ich dabei sein sollte, dass sie schließlich meine Mutter sei, doch er tat nur, was er immer tat – er lächelte mich herablassend an und erklärte, er folge bloß den Anweisungen meiner Mutter.
    »Wenn du sie fragen willst …«, sagte er.
    Ich schüttelte den Kopf, da ich genau wusste, wie die Antwort aussehen würde, und ließ die beiden allein.
    Eine halbe Stunde später, als Doc Sam aus Mums Schlafzimmer kam, sagt er knapp: »Es geht ihr gut.«
    »Aber sie erinnert sich an nichts von gestern Abend«, gab ich zu bedenken.
    »Na ja, dass ist nicht ungewöhnlich … kein Grund zur Sorge. Ehrlich gesagt ist es wahrscheinlich sogar besser, wenn sie sich nicht erinnert.«
    »Ja, aber –«
    »Tut mir leid, Lili«, sagte er und schaute auf seine Uhr. »Ich muss jetzt wirklich gehen.« Er lächelte wieder auf seine gönnerhafte Art. »Wenn sie noch einmal Probleme macht, ruf mich einfach an, okay?«
    Der Rest des Morgens verlief weitgehend friedlich. Mum schien wieder ganz okay zu sein. Ein bisschen weggetreten vielleicht, nicht ganz da … doch das war nicht ungewöhnlich bei ihr. Ohne uns wirklich abzusprechen, beschlossen Laura und ich, den letzten Abend nicht zu erwähnen. Wirtaten einfach so, als ob nichts passiert wäre. Wir aßen zusammen zu Mittag, tranken Kaffee, saßen beieinander und redeten …
    Und dann rief Curtis an.
    Ich nahm den Anruf am Telefon auf dem Flur entgegen.
    »Wie geht’s ihr?«, fragte er.
    »Im Moment nicht so schlecht«, sagte ich mit gedämpfter Stimme. »Sie ist einfach ein bisschen … keine Ahnung. Ist schwer zu erklären.«
    »Kommst du heute Nachmittag zurück?«
    »Ich weiß nicht, Curtis … ich glaube, es ist besser, wenn ich noch eine Weile bleibe, nur für den Fall –«
    »Aber du hast doch gesagt, es geht ihr gut.«
    »Nein … ich hab gesagt, es geht ihr nicht so schlecht.«
    »Das ist doch dasselbe.«
    »Ist es nicht.«
    »Wie auch immer …«
    »Lili?«
    Ich drehte mich um, als ich Mums Stimme hörte. Sie stand am Ende des Flurs und starrte mich wütend an. Ihr Körper war ganz steif, das Gesicht verkrampft.
    »Mit wem sprichst du?«, blaffte sie.
    »Ist nur Curtis –«
    » Lüg mich nicht an.«
    »Tu ich nicht –«
    »Lili?«, hörte ich Curtis sagen. »Was ist los?«
    »Warte mal kurz«, sagte ich in den Hörer.
    »Das ist er , nicht?«, fauchte Mum.
    »Mum –«
    »Ich weiß, was du tust!«
    »Mum, bitte –«
    »Gib mir den Hörer!«, schrie sie und griff nach ihm.
    Als ich ihn instinktiv von ihr wegriss, zuckte sie plötzlich zusammen und wandte den Kopf ab, als wollte ich sie schlagen.
    »Nein …«, murmelte sie. »Bitte …«
    »Ist gut, Mum«, sagte ich und streckte den Arm aus, um sie zu beruhigen. »Ich tu dir doch –«
    »Fass mich nicht an!«
    Ich zog meine Hand zurück.
    Mum starrte mich ein paar Sekunden an, ihre

Weitere Kostenlose Bücher