Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
hörten Musik, lasen und redeten nicht viel miteinander. Es war zu heiß zum Reden. Es war zu heiß für alles . Das Fenster stand weit offen und wir hatten einen kleinen Ventilator laufen – Curtis hatte ihn vor einer Weile in einem Container gefunden –, doch die Luft war so schwer, dass nichts richtig half. Curtis trank Bier und rauchte einen Joint nach dem andern, und als er zum Schreibtisch ging und anfing, in sein Notizbuch zu schreiben, beschloss ich, mich hinzulegen in der Hoffnung, vielleicht doch noch schlafen zu können. Ich zog mich aus und legte mich auf das Laken, schloss die Augen und versuchte an irgendwas Kühles zu denken. Ich stellte mir vor, an einem Bergbach zu sitzen und meine bloßen Füße in das eiskalte Wasser zu tauchen. Es war Frühling, malte ich mir aus, ein frischer Nachmittag im April. Die Luft war klar und roch nach Gras, alles war still und von den Bergen wehte eine erfrischende Brise herab und kühlte mir den Nacken …
    Das Ganze funktionierte natürlich nicht.
    Ich lag bloß da, schweißgebadet, und war mir nur allzu bewusst, dass ich garantiert nicht barfuß an einem Bergbach saß, sondern in der stickigen Luft eines schäbigen kleinen Zimmers im Norden Londons auf einem durchgeschwitzten Bett lag.
    Ich weiß nicht, wie spät es war, als ich schließlich doch einschlief, und ich weiß auch nicht, was mich irgendwann wieder weckte. Ich weiß nur, als ich groggy die Augen aufschlug und mich im Bett aufrichtete, saß Curtis in einem Sessel am Fenster, zu mir gebeugt, die Arme auf seine Knie gestützt, und starrte mir konzentriert in die Augen. Er saß mit nacktem Oberkörper da, die Haut glänzte von Schweiß undsein Gesicht wirkte in der Dunkelheit so grausam, so fremd , dass ich ihn einen Augenblick lang gar nicht erkannte. Ich zweifelte nicht, dass es Curtis war , ich zweifelte nur daran, dass ich ihn je richtig gekannt hatte. Er war wie ein Fremder in Curtis’ Haut.
    »Curtis …?«, murmelte ich verschlafen, rieb mir die Augen und schaute zur Uhr. »Was ist los? Es ist vier Uhr morgens.«
    »Was hältst du von ihm?«, fragte er leise und starrte mich weiter an.
    »Was?«
    »Billy … William … was hältst du von ihm?«
    Ich rieb mir erneut die Augen. »Ich versteh nicht … was meinst du?«
    Er beugte sich noch weiter zu mir vor und sprach ganz langsam: »Was … hältst … du … von … ihm?«
    »Keine Ahnung …«, murmelte ich und bekam allmählich etwas Angst. »Er ist in Ordnung, ja … du weißt schon … er ist okay …«
    Curtis lächelte frostig. »Er ist okay?«
    »Was soll das Ganze, Curtis? Wieso bist du –?«
    »Du findest also, er ist okay , ja?«
    »Ja«, seufzte ich. »Ist das ein Problem?«
    »Ein Problem?«, sagte er schnell und lehnte sich in seinen Sessel zurück. »Wieso sollte es?«
    Als sein Körper zur Seite kippte und er sich wieder gerade hinzusetzen versuchte, was ihm jedoch nicht gelang, begriff ich plötzlich, dass er nicht einfach auf die gleiche Art zugedröhnt war wie sonst – er musste sich geradezu betäubt haben. Er konnte nur noch in seinem Sessel zusammengesunken dasitzen, wie eine Marionette ohne Fäden.
    »Und was denkst du über mich?«, fragte er.
    »Ich denke, du solltest ins Bett gehen. Du bist ja total fix und fertig.«
    »Liebst du mich?«
    »Ja, ich liebe dich«, log ich. »Was hast du heute Nacht genommen?«
    »Es ist eine begründete Verwirrung … alle Schattierungen von Liebe, Leiden und Wahnsinn …« Er seufzte schwer. »Gott, bin ich müde.«
    »Hör zu, Curtis«, sagte ich, stand auf und ging zu ihm rüber. »Du musst jetzt wirklich ins Bett. Komm, gib mir deine Hand … Curtis?«
    Als er nicht antwortete, beugte ich mich zu ihm runter und sah ihn an. Die Augen waren geschlossen.
    Er war im Sessel eingeschlafen.

22
    Es hatte schon länger Gerüchte gegeben, Malcolm McLaren würde versuchen, irgendwann im August ein großes Event aufzuziehen, um die Sex Pistols zu präsentieren, und als er schließlich bekannt gab, dass sie am 29. August im Screen-on-the-Green-Kino spielen würden, unterstützt von den Buzzcocks, The Clash und Naked, waren Curtis und Jake absolut überzeugt, dass das die Chance war, auf die wir gewartet hatten.
    »Das wird gigantisch «, sagte Jake aufgeregt. » Alle werden da sein – Journalisten, Fotografen, die ganzen Plattenfirmen … das wird einfach riesig. «
    »Ja«, stimmte Curtis zu. »Aber ich finde immer noch, dass uns Malcolm hätte weiter nach oben auf der Liste setzen müssen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher