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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Lippen bewegten sich, aber es kam kein Laut heraus … und ich begriff – ich merkte es einfach –, dass sie einen Moment lang nicht wusste, wer ich war.
    »Ist gut, Mum«, sagte ich leise. »Ich bin’s … Lili … alles in Ordnung.«
    »Lili?«, fragte Curtis durchs Telefon.
    Mum starrte auf den Hörer, den Kopf zur Seite gelegt.
    »Was macht sie?«, fragte Curtis.
    Mum riss die Augen auf und schlug auf einmal in panischer Angst die Hände vor den Mund.
    »Es ist Curtis , Mum«, sagte ich. »Bloß Curtis.«
    »Sag ihm nichts«, flehte sie mich an, die Stimme nur noch ein leises Flüstern. »Bitte … sag ihm nicht, dass ich da bin …«
    »Bist du noch dran?«, hörte ich Curtis fragen.
    Mum drehte sich um und lief los, sie polterte hysterisch die Treppe hoch und wäre in ihrer Panik fast hingefallen.
    »Mum!«, rief ich hinter ihr her. »Mum!«
    Ich hörte, wie die Badezimmertür aufgerissen wurde und dann zuschlug … und schließlich war da nur noch ein gedämpftes Schluchzen. Eine Weile konnte ich mich nicht rühren. Ich stand nur da, starrte verzweifelt die Treppe an.Mein Herz pochte und meine Augen füllten sich mit Tränen …
    »Lili …?«, hörte ich Curtis wieder fragen. »Bist du noch da? Lili?«
    Ich hob den Hörer langsam ans Ohr. »Ja, ich bin noch da.«
    »Scheiße, was ist denn los?«
    »Jetzt nicht, Curtis«, sagte ich leer. »Ich erzähl’s dir später.«
    » Wann später?«, fragte er wütend. »Wann kommst –?«
    »Ruf mich nachher einfach noch mal an.«
    »Ja, aber –«
    Ich legte auf.
    Es dauerte zwei oder drei Stunden, ehe Mum aufhörte zu weinen und aus dem Bad kam. Während sie drin war, hatte ich mindestens ein Dutzend Mal versucht, Dr. Samaros anzurufen, doch entweder war er unterwegs oder er ging nicht ans Telefon. Mum wirkte erschöpft, als sie schließlich herauskam – die Augen rot und geschwollen, die Haut totenbleich, die Bewegungen langsam und schwer.
    »Ist alles okay, Mum?«, fragte ich sie.
    »Müde«, murmelte sie vor sich hin. »Nur müde …«
    Laura half mir, sie ins Bett zu bringen, und dann … tja, dann saß ich stundenlang bei ihr. Sie schlief unruhig – wälzte sich herum, zuckte und zitterte … murmelte ab und zu etwas vor sich hin … flüsterte Worte des Wahnsinns.
    Ich saß bloß da.
    Laura versuchte noch immer, Dr. Samaros zu erreichen, und jedes Mal, wenn sie den Hörer hochnahm und wieder auflegte, machte das Telefon auf Mums Nachttisch ein leises klingelndes Geräusch.
    Kling …
    Die Vorhänge waren zugezogen und das gedämpfte Nachmittagslicht wirkte alt und schwer. Die Luft war heiß und schwül und durch einen schmalen Spalt im Vorhang sah ich dunkle Wolken, die sehr tief hingen. Ab und zu hörte ich in der Ferne ein leises Donnergrollen.
    Ich saß nur da.
    Kling …
    Gegen fünf brachte mir Laura eine Tasse Kaffee.
    »Ich hab ihn endlich erreicht«, erzählte sie mir. »Den Arzt … er hat gesagt, er kommt in ungefähr einer Stunde.«
    »Danke«, sagte ich und nahm ihr den Kaffee ab.
    Laura sah zu Mum. »Wie geht’s ihr?«
    Ich zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen … sie schläft nur …«
    »Und dir?«
    »Na ja … weißt du …«
    »Wann ist dein Konzert heute Abend?«
    »Na ja, um sieben sollen wir dort sein, aber –«
    »Du musst nicht hierbleiben, Lili«, sagte sie freundlich. »Ich kann auch bei deiner Mum sitzen.«
    »Nein, schon gut, danke. Ich werde hier –«
    Das Telefon klingelte.
    Ich nahm ab. »Hallo?«
    »Lili? Hier ist Curtis. Wie sieht’s aus?«
    »Der Arzt kommt in einer Stunde«, erklärte ich ihm.
    »In einer Stunde ? Es ist schon nach fünf.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Und wann kommst du?«
    »Hör zu, Curtis, ich weiß nicht, ob ich es heute Abend schaffe –«
    »Was?«
    »Mum ist sehr krank –«
    »Das kannst du nicht machen , Lili«, sagte er wütend. »Scheiße, du kannst doch die Sache nicht plötzlich schmeißen … nicht heute Abend.«
    »Tut mir leid, Curtis, aber ich kann sie nicht einfach allein lassen.«
    »Ja, äh, das wirst du aber wohl müssen.«
    »Nein.«
    »Dann bring sie eben mit.«
    »Was?«
    »Wenn du sie nicht allein lassen kannst, dann bring sie eben mit.«
    »Sei nicht albern.«
    »Verdammte Scheiße, Lili«, schrie er. »Was ist denn los mit dir? Das hier ist wichtig. Kapierst du das nicht? Das hier … ist … verdammt noch mal … wichtig !«
    »Das hier auch«, antwortete ich leise und legte auf.
    Ich schaute zu Mum … auf ihr leidendes Gesicht, ihre abgekämpfte Schönheit …
    Dann blickte

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