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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Umgebung.
    Trotz des Gewitters und der Tatsache, dass es Sonntagabend nach elf war, herrschte auf den Straßen immer noch Leben. Es war zwar schon Sperrstunde, aber in vielen Pubs war trotzdem noch Betrieb und selbst in manchen von denen, die geschlossen wirkten, bewegten sich Gestalten in schwach beleuchteten Hinterzimmern. Da waren Leute, die sich in Ladeneingängen vor dem Regen untergestellt hatten, Leute, die vor Kebab-Ständen und Minicar-Büros rumhingen … da waren Leute, die Joints rauchten und Red-Stripe-Dosenbier tranken …
    Und da war William.
    Als ich ihn sah, dachte ich zuerst, es müsste jemand anderes sein, der nur so aussah wie er. Mein Kopf spielte mir offenbar einen Streich, nichts weiter. Es war dunkel, es regnete … ich konnte nicht genau gucken, weil sich die Straßenbeleuchtung auf dem nassen Asphalt spiegelte …
    Doch schon als ich die Scheibe herunterkurbelte, um besser sehen zu können, wusste ich, dass er es wirklich war.
    Er war mit drei anderen Männern zusammen und sie waren aus einem schäbigen kleinen Pub namens Black Horse an der Ecke einer Seitenstraße gekommen. Jetzt entfernten sie sich die Straße entlang, fort von der Green Lanes. Ich weiß nicht, was mich davon abhielt, aus dem Fenster nach William zu rufen, aber irgendetwas war mit ihm … etwas, das mit den Männern zu tun hatte, die ihn begleiteten, etwas, das mir ein ungutes Gefühl gab. Er wirkte irgendwie anders , nicht wie der William, den ich kannte. Härter, älter …
    Er wirkte herzlos.
    Und ich hatte das Gefühl, wenn ich trotzdem seinen Namen rief, würde er mich entweder überhören oder so tun, als ob er nicht wüsste, wer ich war … oder mir sagen, ich solle mich verpissen.
    »Können Sie bitte anhalten?«, sagte ich schnell zu dem Fahrer.
    »Wie bitte?«
    »Halten Sie hier. Ich will aussteigen.«
    »Hier?«
    »Ja!«, blaffte ich und schaute durchs Heckfenster.
    Er hielt am Straßenrand, ungefähr dreißig Meter von dem Pub entfernt. Ich reichte ihm einen £5-Schein, sagte, er solleden Rest behalten, und raste davon, die Straße entlang auf den Pub zu.
    Bis ich dort ankam, hatten William und die drei Männer bereits die Hälfte der Seitenstraße zurückgelegt und waren etwa vierzig Meter vor mir. Ich wartete an der Ecke, versteckte mich und beobachtete sie. Zwei der Männer waren Mitte zwanzig, der dritte war älter, um die vierzig. Der ältere Mann war unrasiert und trug einen dicken schwarzen Mantel, Gummistiefel und eine flache Kappe. Einer der beiden Jüngeren war blass und dünn und hatte fransig lange braune Haare, der andere hatte buschiges schwarzes Haar und einen Bart. Der Fransige trug eine ausgeblichene Jeansjacke, der Buschige einen Parka. Alle drei wirkten so, als ob sie gewohnt wären, nachts unterwegs zu sein.
    Ich schaute auf meine Uhr.
    Es war fast halb zwölf.
    Wenn ich sofort in ein Taxi spränge, würde ich es noch bis Mitternacht nach Islington schaffen. Wenn ich William verfolgte und in ein Taxi zerrte, könnten wir beide noch rechtzeitig dort sein.
    Ich schaute die Straße entlang.
    William und die andern bogen jetzt in eine andere kleine Straße ein und ich sah, wie die drei Männer beim Abbiegen kurz über die Schulter schauten. Ich zögerte einen Moment, wusste nicht, was ich tun sollte, dann blickte ich zurück zur Green Lanes, ob von dort ein Taxi käme. Wenn eins kommt , sagte ich mir, dann nehm ich’s. Und wenn nicht …
    Ein schwarzes Taxi näherte sich, das gelbe Zeichen eingeschaltet.
    Es holte mich ein, der Fahrer bremste ab, als er mich sah …
    Dann, als ich wegguckte, fuhr er vorbei.
    Ich schüttelte den Kopf und fragte mich, was ich verdammt noch mal tat, schließlich rannte ich los.
    Die Straße, in die sie eingebogen waren, war schmal und schmuddelig und führte direkt an einem Bahngleis entlang. Die meisten Straßenlampen brannten nicht, der Regen peitschte noch immer herab und für einen kurzen Moment glaubte ich, ich hätte sie verloren. Ich stand an der Ecke, atmete schwer, versuchte zu erkennen, wohin sie gegangen waren … doch das Einzige, was ich in der gewittrigen Finsternis sah, waren eine Reihe verfallener Häuser, ein paar abgestellte Autos und ein Stück Brachland am Ende der Straße.
    »Scheiße«, murmelte ich vor mich hin.
    Ich nahm meine Kappe ab und fuhr mir mit den Fingern durch die Haare.
    Ich schaute weiter.
    Nichts bewegte sich.
    Ich blickte auf meine Uhr. 23.35 Uhr.
    »Scheiße.«
    Ein Blitz zerriss den Himmel und ich glaubte zu sehen, wie sich

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