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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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ganz passten und außerdem einer Frau gehörten, die mindestens doppelt so alt war wie ich, sahen das T-Shirt und die Jeans gar nicht schlecht aus. Eine ausgeblichene Jeans mit schmalen Beinen und geflickten Knien, ein kurzärmeliges schwarzes T-Shirt mit einem aufgedruckten Fragezeichen vorn.
    Nancy war eine ziemlich coole Person, beschloss ich.
    Sie war jünger, als ich gedacht hatte – Mitte bis Ende dreißig –, und sah auch anders aus, als ich es mir ausgemalt hatte. Aus irgendeinem Grund hatte ich sie mir immer blond, mit blasser Haut, schmaler Figur und einem ziemlich strengen Gesicht vorgestellt. Stattdessen hatte sie schulterlange dunkelrote Haare, war eher füllig als schmal und besaß ein klassisch schönes Gesicht. Und statt der traditionellen Schwesterntracht, in der ich sie mir schwachsinnigerweise immer vorgestellt hatte, trug sie, geradezu hippiemäßig, eine Jeans-Latzhose über einem weißen, ärmellosen Spitzenhemd.
    Für einen Moment musste ich an meine Mum denken …
    Und dann musste ich mich daran erinnern, dass Nancy gar nicht Williams Mum war …
    Außerdem …
    Ich schaute auf meine Uhr.
    Es war 22.45 Uhr, viel später, als ich gedacht hatte.
    Ich trocknete mir schnell die Haare mit einem Handtuch, hing meine nassen Sachen auf einen Wäscheständer und trat hinaus, um zu Nancy zu gehen.»Tut mir leid, Lili«, sagte sie. »Ich weiß wirklich nicht, wo William steckt.«
    Wir saßen jetzt im Wohnzimmer und tranken aus unseren Bechern dampfend heißen, sehr starken Tee. Ich hatte Nancy kurz die Situation erklärt – das mit dem Auftritt und William und so –, doch leider wusste auch sie keinen Rat. William hatte ihr nichts von dem Auftritt erzählt, sagte sie, und sie hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er die Wohnung gegen sechs Uhr verließ. Ich spielte mit dem Gedanken, sie nach Joes Geburtstagsparty zu fragen, aber ich hatte mich schon kurz im Wohnzimmer umgeschaut und keine Hinweise auf einen Geburtstag oder eine Party entdeckt. Keine Glückwunschkarten, keine Kuchen, keine Luftballons, keine Geschenke. Das heißt, wenn Little Joes Party nicht die un-partyhafteste Party gewesen war, die man sich vorstellen konnte, musste ich wohl davon ausgehen, dass William gelogen hatte.
    »Hat er gesagt, wo er hinwollte?«, fragte ich Nancy.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das macht er selten.«
    »Und wann er zurückkommt? Hat er da irgendwas angedeutet …?«
    »Nein …« Sie sah mich an. »Wenn ich genau drüber nachdenke, hatte er auch gar keine Gitarre dabei, als er ging.«
    »Nein, das ist klar«, sagte ich. »Er hat sie gestern bei Curtis gelassen.«
    »Ach so …« Sie trank einen Schluck. »Vielleicht weiß ja Joe was … ich ruf ihn mal schnell.«
    »Aber weck ihn nicht auf, wenn er schläft«, sagte ich.
    »Schläft?« Sie lachte. »Der Junge schläft nie .« Sie drehte sich zu einer Tür am anderen Ende des Zimmers um. »Joe!«, rief sie. »Kannst du bitte mal kommen?«
    Fast im selben Moment ging die Tür auf und Little Joe trat ins Zimmer. Bis auf die Tatsache, dass er ein paar Zentimeter kleiner als William war – und eindeutig ein paar Jahre jünger –, sah er genauso aus wie sein Bruder. Das gleiche Gesicht, die gleichen Haare, die gleichen Augen … selbst seine Körperhaltung war ein perfektes Abbild.
    »Das ist Lili«, erklärte ihm Nancy. »Sie sucht William. Weißt du, wo er ist?«
    Joe sah mich an, dann schaute er wieder zu Nancy und schüttelte den Kopf.
    »Wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
    »Kurz bevor er gegangen ist.«
    »Hat er dir gesagt, wo er hinwollte?«
    »Nein, er ist einfach gegangen.«
    »Okay …« Sie lächelte ihn an. »Lili spielt in Williams Band.«
    Er sah mich an. »Du spielst bei Naked?«
    »Ja.«
    »Ich überlege, auch eine Band zu gründen.«
    »Echt?«
    Er nickte. »Ich werd der Sänger.«
    Ich lächelte. »Gute Wahl.«
    »Ja, ich weiß.« Er schaute zu Nancy. »Ist William in Schwierigkeiten?«
    »Nein, Schatz, er ist nicht in Schwierigkeiten … wir wollen nur rausfinden, wo er steckt, das ist alles.«
    Joe nickte bloß.
    Nancy lächelte ihn wieder an. »Dann bis gleich, ja?«
    Nach einem weiteren kurzen Nicken und einem schnellen Blick zu mir verschwand Joe durch die Tür und schloss sie leise.
    »Wow«, sagte ich halblaut. »Der ist ja William wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    »Ich weiß«, sagte Nancy lächelnd. »Und er wird ihm mit jedem Tag ähnlicher.«
    »Wie alt ist er?«
    »Im Juni ist er dreizehn geworden.«
    Also hatte ich recht mit der

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