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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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Augen schloß.
     
    „Sag mir, daß du das drauf hast“, flüsterte Susan Miller ihrem Kameramann zu. Isaac hob kaum merklich den Daumen.
     
    Susan fröstelte.
     
    Die Kälte war nicht körperlich.
     
    Sie  kam tief aus ihrem Inneren.
     
     
     
    04:01
     
    Das hier waren nur Erinnerungen. Er war nicht wirklich hier, das mußte sich Charlie Foster immer wieder sagen. Er war…
     
    …in einem Supermarkt, er lag sterbend auf dem Boden eines Supermarkts, und er war noch nicht tot, noch nicht…
     
    …am Ground Zero.
     
    Er war immer am Ground Zero. War es immer gewesen. Würde es immer sein. Die Psychiater, bei denen er seit neun Jahren in Behandlung war, nannten das PTS. Posttraumatisches Stress Syndrom. Nur die medizinische Art zu sagen, daß man seine Scheiße nicht zusammen hat , würde Norm jetzt wahrscheinlich sagen, aber Norm war tot, und irgendwie machte diese Tatsache seine Meinung zu Scheiße, oder wie man sie zusammenhalten sollte, nicht mehr ganz so wichtig.
     
    Ground Zero.
     
    Es war schon vorbei gewesen, als Charlie dort eingetroffen war. Und die Stille sich über die Stadt gelegt hatte.
     
    Totenstille.
     
    Die Erinnerungen waren immer verschieden, wurden aufgefüllt durch Traumfetzen, unterbewußte Schuldgefühle, die immer wieder neue Szenarien erschufen.
     
    Die sich nie stoppen ließen.
     
    Charlie bewegte sich auf die graue Wand aus Staub, Asche und pulverisierten menschlichen Überresten zu. Dieser Teil war real. Dieser Teil war so passiert.
     
    Schemen bewegten sich in der grauen Wand. Schatten, die nach nur wenigen Schritten vom Staub verschluckt wurden.
     
    Lebende Geister.
     
    Einer von ihnen kam auf ihn zu.
     
    Taumelte aus der Wand, machte einen Schritt, dann einen anderen. Unter einer dicken Schicht aus grauem Staub sah Charlie eine Uniform der New Yorker Feuerwehr. Unter der Uniform, ein Mann.
     
    Der Mann brach vor ihm zusammen.
     
    War auf seinen Knien. Weinte.
     
    Dicke Ströme, die seine Wange herunterliefen. Ein anderer Schatten folgte. Eine Hand, die sich auf die Schulter des ersten Mannes legten. Augen, die Charlie anschauten. Die Wahrheit, ohne Worte, nur in diesem Blick. Das willst du nicht sehen, Mann, geh da nicht rein, das willst du nicht sehen, niemand sollte das sehen.
     
    Charlie ließ die beiden Feuerwehrmänner hinter sich. Und hinter ihm verschluckte die graue Wand den Rest der Welt.
     
    Es war still. Später, das wußte er, selbst in diesem Traum, würde der Lärm beginnen. Das Kreischen von Motorsägen. Das krachende Knacken von dicken, schweren Gummireifen der Bagger, die sich durch den Ground Zero bewegten. Hin und wieder die Schreie, meistens aber nur das kurze Bellen von Befehlen durch die Rettungskräfte, die nach Überlebenden suchten. Wir haben einen! Kommt her! Wir haben einen.
     
    Aber in der Stille davor gab es nichts.
     
    Nicht einmal Gebete.
     
    Nur den Tod.
     
    Vor Charlie stand sie. Schälte sich aus dem stillen Grau heraus. Eine Erinnerung, vielleicht, oder ein Wunsch, der Gestalt angenommen hatte. Still und schön. Cheryl.
     
    Er rief sie. Stolperte auf sie zu. Durch die dicken Brocken, über die kleinen Steine, die pulverisierten Überreste seiner Welt.
     
    „Cheryl“, rief er.
     
    Und sie lächelte ihm zu. Es würde nicht mehr lange dauern, das wußte er nun. Nur ein paar Schritte, und er würde sie in seine Arme schließen können. Sie sah aus wie immer. Oder wie er sie immer in Erinnerung hatte. Ein schlichtes Sommerkleid, lange, schwarze Haare, mit einem Glanz, der sie aussehen ließ, als wäre Morgentau auf ihnen, der das Licht reflektierte.
     
    „Hallo, Charlie“, sagte ihm seine Frau.
     
    Ihr Lächeln war traurig. Charlie stolperte weiter, fiel auf die Knie. Etwas in ihm tat weh. Hatte er sich verletzt? Etwas in seinem Bauch fühlte sich an wie flüssige Lava. Er verkrampfte. War auf seinen Knien. Und schaute auf zu seiner Frau, die langsam auf ihn zukam.
     
    Die ihn auf seinen Kopf küsste.
     
    Ihn mit ihren Fingern am Kinn berührte. Seine Wange streichelte. Und die Schrecken, der Schmerz glitt von ihm ab. Bis sie zu ihm sprach. Und ihre Stimme war leise.
     
    „Noch nicht, Charlie“, sagte Cheryl.
     
    Charlie erwachte erneut.
     
    Diesmal war es weniger schmerzhaft. Er spürte ein feuchtes Tuch auf seiner Stirn.
     
    Er blinzelte einmal, zweimal.
     
    Dann sah Charlie das grobe Gesicht von Julie Winters über sich. Sie hatte die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengekniffen.
     
    „Wie sieht es

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