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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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Grau.
     
    Bald.
     
     
     
    04:05
     
    Susan Miller hatte ihr rechtes Auge gegen den kleinen Monitor gepreßt, der an der Seite von Isaacs Kamera angebracht war und die Möglichkeit gab, ein Band noch einmal an Ort und  Stelle zu überprüfen, bevor man zurück ins Studio fuhr. Sie hätten das ganze schon senden können, senden müssen,  wenn es nach Isaacs Willen gehen würde, aber Susan wollte nicht.
     
     Sie starrte auf die Aufnahme, die sich auf dem winzigen LCD-Bildschirm abspielte. Sie hatte sie schon zum vierten oder fünften Mal gesehen. Susie hatte nicht mitgezählt. In ihrem Mundwinkel hing eine neue Zigarette, Sie nahm einen kurzen Zug, stieß den Qualm aus der Nase wieder heraus und drückte den Bildsuchlauf.
     
    Zurück. Immer wieder zurück.
     
    „Wir müssen das Mike sagen, Susie“, meinte Isaac hinter ihr. Die Reporterin schüttelte den Kopf. „Das ist Exklusivmaterial, das dir den Pulitzerpreis einbringen wird, Kleines.“
     
     „Nein“, flüsterte sie.
     
    „Du mußt verrückt sein“, sagte Isaac. „Wenn Mike herauskriegt, was für eine Scheiße du hier veranstaltest, dann bist du schneller aus dem Sender herausgeflogen, als du Barney-der-Bär sagen kannst. Und glaub mir, man kann ziemlich schnell Barney-der-Bär sagen.“
     
    Susan achtete nicht auf das Plappern ihres Kameramannes hinter ihr. Sie hatte sich auf das Trittbrett ihres Vans gesetzt, die Kamera halb über ihren Schoß gelegt.
     
    Manchmal sah sie zur Absperrung herüber, aber die meiste Zeit in den letzten Minuten hatte sie mit hochkonzentriertem Blick über dem Bildschirm gehangen.
     
    „Die ganze Scheiße wird sich nicht ändern, wenn du‘s dir zum sechsten oder siebten Mal ansiehst, Kleines.“
     
    Da hatte Isaac recht.
     
    Es änderte sich nichts auf dem Band.
     
    Und trotzdem wollte, konnte Susan nicht glauben, was sie hörte, was sie sich immer wieder anhörte. Das Mikrofon der Kamera war besser als ein menschliches Ohr gewesen, war ein Richtmikrofon, hatte alles aufgezeichnet, was gesprochen worden war, als SWAT Commander Sawyer in sein Handy gesprochen hatte.
     
    „Was soll das heißen, Sir?“ sprach Sawyer in sein Handy.
     
    „Bullenscheiße“, sagte Sawyer in sein Handy.
     
    „Man hat uns gesagt, daß Kovacs die Leitung übernommen hat, Sir“, sagte Sawyer in sein Handy. „Was macht Ihr hier für eine Scheiße?“
     
    „Bullenscheiße“, sagte Sawyer in sein Handy.
     
    „Wer?“ fragte Sawyer in sein Handy.
     
    Dann blieb er still. Eine ganze Zeit lang. Er schwitzte. Er hörte zu. Er wurde weiß. Er wurde ruhig. Dann sagte er, „Ich kann für einen Erfolg zu diesem Zeitpunkt nicht garantieren. Nein, Sir, es geht hier nicht um Kovacs. Wenn er nicht die Leitung hat, dann ist es meine Entscheidung, und ich sage, ich kann nicht garantieren, daß es alle Geiseln in einem Stück heraus schaffen, wenn wir den Supermarket stürmen, Sir.“
     
    Sawyer hörte zu. Sawyer wurde noch bleicher.
     
    „Ich bin mir durchaus bewußt, was Statistiken sind, Sir. Ist dies ein Befehl? Nein… nein, ich will das wissen, ich will wissen, ob Sir mir den Befehl geben. Scheiße, nein, ich will wissen, ob mir der Bürgermeister den Befehl gibt.“
     
    Wiederum Stille. Und nickte Sawyer langsam.
     
    „Ich verstehe“, sagte Sawyer.
     
    Der SWAT Captain klickte das Gespräch weg.
     
    „Scheiße“, meinte er dann zu sich selbst.
     
    Und stapfte weg, aus dem Bildausschnitt heraus, während Susan Stimme aus dem Off kam, flüsternd, „Sag mir, daß du das drauf hast…“
     
    „Er wird den Laden stürmen lassen, Kleines“, sagte Isaac neben ihr, „und wenn das nicht die Story des Tages ist, dann weiß ich nicht…“
     
    „Da stimmt was nicht“, sagte Susan.
     
     „Was machen wir jetzt, Susie?“
     
    Susan Miller blickte rüber zur Absperrungsmarkierung und hatte eine Idee. Eine verrückte Idee, die wahrscheinlich nicht funktionieren würde. Isaac bemerkte diesen Blick, packte sie an der Schulter, ließ aber sofort los, als er die Härte in ihren Augen bemerkte.
     
    „Wir sollten es auf den Sender bringen“, sagte ihr Isaac. „So schnell wie möglich, Kleines. Das sind Nachrichten.“
     
    „Nein“, antwortete Susan.
     
    „Wir machen keine Nachrichten, Susie“, sagte Isaac.
     
    „Nein“, antwortete Susan.
     
    „Wir berichten nur“, sagte Isaac.
     
    „Ja“, meinte Susan. Sie schnappte sich die Kamera selbst, wunderte sich einen Augenblick lang, wieso sie in der Lage war, das

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