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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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zu rauchen, dann erzähle ich’s Ihnen.“
     
    Sein Gegenüber zog die Augenbraue hoch.
     
    „Sie wissen, daß ich aufgehört habe, Sir.“
     
    „Ich aber nicht, Toby. Und deshalb haben Sie auch nicht.“
     
    Gehle zog eine Schachtel Marlboro aus seinem Anzug, schob sie rüber, genauso wie ein Feuerzeug. Breitbaum nahm beides und zündete sich eine Zigarette an, dann lächelte er durch den ausgeatmeten Rauch.
     
    „Ebenfalls etwas, was nicht in der offiziellen Biographie auftaucht, nicht war, Toby?“
     
    „Nein, Sir.“
     
    „Als ich zehn war, könnte aber auch sein, daß ich schon elf war, da hatten wir ein Rattenproblem. War nicht hier, Sie wissen, wo ich aufgewachsen bin. Und das können Sir mir glauben, Ratten waren das nur eines der Probleme in Derry, egal ob man reich war oder nicht.“
     
    Breitbaum rauchte. Versunken in der Vergangenheit.
     
    „Derry, Maine,“ sagte er dann langsam. „Wenn Guiliani Eier gehabt hätte, wäre er der Bürgermeister meiner Heimatstadt gewesen, das kann ich Ihnen sagen. Wie dem auch sei, wir hatten Ratten, und damit meine ich nicht die New Yorker Art. Scheiße, nein, ich meine die Art, die aus der Kloschüssel nach oben kommt und sich in ihren Arsch verbeißt, Biester, die so groß sind, daß jedes schwule Arschloch sich darüber freuen würde. Ja, das können Sie mir glauben.“
     
    Breitbaum schaute Gehle an.
     
    „Und als ich zehn war, da habe ich eine davon gekriegt, Toby. Bevor sie mich gekriegt hat. Das hätten Sie sehen sollen. Ein Kopf so groß wie meine Faust…“
     
    Der Bürgermeister ballte seine Faust.
     
    „… und damit meine ich nicht wie die Faust eines Kindes. Kam direkt aus dem Abflußrohr, den ganzen Weg vom Kanalsystem bis in den zweiten Stock. Hat mir beinahe ein Stück raus gebissen, das beste Stück, um ehrlich zu sein, aber ich war schneller als das Biest. Ich hab’s mit dem Klodeckel erledigt, war blutig, war keine schöne Sache.“
     
    „Hat ihrer Mutter bestimmt nicht gefallen,“ meinte Gehle, der mehrere Male die durchaus nicht vergnügliche Erfahrung mit der Mutter des New Yorker Bürgermeisters gemacht hatte. Die alte Breitbaum war die politische Variante von Norman Bates‘ Mutter, hart, abschätzend und anmaßend.
     
    „Hat meine Mutter nie rausgefunden,“ meinte Breitbaum, während er Rauchringe ausstieß und sie gegen die Decke der Küche gleiten ließ. „Verstehen Sie, was ich meine, Toby?“
     
    Er grinste.
     
    „Man kann mit Scheißhausratten machen, was man will, solange niemand rausfindet, was man getan hat.“
     
     
     
    03:48
     
    „Captain Sawyer!“
     
    Sawyer drehte sich um und merkte erst dann, daß er bis zur gelb-schwarzen Markierung der Polizeiabsperrungen gegangen war, ohne darauf zu achten. Auf der anderen Seite stand eine junge Frau mit langen blonden Haaren, perfekt gekleidet, selbst wenn die Hitzeflecken auf den Rändern ihres Gesichts und die einsetzende Müdigkeit in ihren Augen deutliche Zeichen davon waren, daß die lange Nacht auch von ihr schon einen Tribut gefordert hatte.
     
    All diese Informationen nahm Sawyer wahr, noch bevor er das Mikrofon sah, das sie ihm über das Plastikband hinweg reichte, gerade mal so weit von seinem Gesicht entfernt, daß sich hätte wieder umdrehen können.
     
    Einfach davongehen können.
     
    Sawyer überlegte das einen Moment lang.
     
    „Susan Miller“, sagte die Frau, „MSNBC News. Kann ich Ihnen ein paar Fragen stellen, Captain Sawyer?“
     
     
     
    03:49
     
     „Wer leitet den Einsatz?“
     
    Toby Gehle war zurück auf dem Weg zum Helikopter. Toby Gehle war niemals in den Hamptons gewesen. Toby Gehle hatte niemals mit dem Bürgermeister gesprochen. Das würde die offizielle Position der Stadt New York werden.
     
    Ein Telefonat. Zwei. Drei. Mehr brauchte es nicht. Gehle gestikulierte dem Hubschrauberpiloten, das verdammte Ding zu starten, während er Befehle gab, Drohungen ausstieß, Versprechen abgab, sich durch die Kommandokette der New Yorker nach unten bewegte….
     
    „Sie wollen mich wohl verarschen, Mann“ sagte Gehle in sein Handy. Er grinste. Das war gut. Das war besser als gut. Das war perfekt. „Stellen Sie mich durch.“
     
     
     
    03:50
     
    Sawyer schnaubte, schüttelte den Kopf.
     
    „Das ist Ihre Frage, Kindchen?“
     
    „Es ist die Frage,“ antwortete Susan Miller. „Ob Sie wollen oder nicht, das wird sich jeder fragen, je nachdem, wie die Nacht endet.“
     
    „Weil Sie meinen, daß Kovacs und ich… wir

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