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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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habe momentan keine Zeit, mich damit zu beschäftigen. Das sollen andere tun. Ich habe genug damit zu tun, das Blut von den Straßen abzuwischen.“
     
    „Wie ist die Situation im Harper‘s?“ fragte die Reporterin.
     
    „Es ist gesichert, daß der Geiselnehmer noch am Leben ist. Es scheint ebenfalls gesichert zu sein, daß keiner der fünf SWAT-Leute, die zusammen mit Captain Sawyer in den Laden gegangen ist, den Einsatz überlebt hat. Dasselbe gilt auch für Sawyer selbst.“
     
    „Woher haben Sie diese Informationen?“
     
    „Vom Geiselnehmer. Er hat mich angerufen.“
     
     
     
    04:28
     
    In den Filmen konnten sie es doch auch. So schwer konnte es nicht sein. Richtig? Man nahm die Pistole in die Hand, zielte in die allgemeine Richtung und zog den Abzug. Ganz einfach. Warum zitterten seine Hände dann so schlimm?
     
    Die Kälte. Das war es. Mußte es sein.
     
    Die Kälte.
     
    Josh Dannerman hatte sich über die  Plastiktüten von gefrorenen Kichererbsen, Lasagne und Mikrowellendinner zum anderen Ende der Kühltruhe gerobbt.
     
    Josh war dünn, beinahe mager und gelenkig wie eine Schlange, wenn es nötig war. Und trotzdem war er mehrmals an die Leiche des Polizisten gestoßen.
     
    Die Pistole war nicht mehr im Halfter von Officer Norman Kelsey, sondern lag halb unter dem riesigen, unbeweglichen Fleischbrocken begraben, der einmal Big Mike gewesen war.
     
    So, daß gerade einmal der Griff herausragte, die Trommel und der kurze, stupsnasige Lauf der .38 Special verborgen unter dem Brustkasten blieb.
     
    Es ist einfach, sagte sich Josh. Ganz einfach. Einfach nur die Pistole herausziehen, die Kälte aus seinen Händen bekommen.
     
    Die Finger mußten gelenkig sein und im Moment hatte er nicht einmal das Gefühl, als könnte er sich mit dem Zeigefinger in der Nase bohren. Und dann zielen und abdrücken. Wie im Fernsehen, richtig? Richtig.
     
    Der Revolver.  Einfach die Hand ausstrecken und ihn nehmen. Big Mike ein wenig zur Seite schieben.
     
    „Entschuldige, Mike“, flüsterte Josh, als er die Leiche des gealterten Rockers anpackte und hochhob, gerade einmal so weit die Fleischmassen in Bewegung brachte, daß er mit der anderen Hand den .38 Special anpacken konnte. „Du mußt mal ein bißchen Platz machen, okay?“
     
    Josh zog ihn heraus. Stahl rutschte über Eis, ein unwahrscheinlich laut klingendes Geräusch, das Josh erschreckte und den Atem anhalten ließ.
     
    Turow war noch am Leben. Er war verletzt, ja, das hatte er gehört, aber er war noch am Leben. Und er könnte das Geräusch mitbekommen haben. Niemand schaute über den Rand der Kühltruhe hinein.
     
    Niemand, nicht einmal Julie. Der Gedanke tat Josh weh.
     
    Und beruhigte ihn gleichzeitig. Niemand hatte es gehört, niemand hatte etwas bemerkt. Gut. Josh grinste sich selbst zu.
     
    Der Revolver fühlte sich unglaublich schwer  an, irgendwie zwischen einem halben Zentner und einer Tonne. Er zuckte mit den Schultern. Blödsinn. Wahrscheinlich lag das daran, daß ihm so verflucht kalt war. Und seine Finger steif waren. Das mußte es sein.
     
    Josh nickte, um sich selbst zu bestätigen.
     
    Ja, das war es. Im Kino waren die Waffen immer alle leicht. Schließlich hatte Sylvester Stallone in Expendables ein riesiges Maschinengewehr in einer Hand gehabt und das war kein Problem gewesen. Von Schwarzenegger in Terminator   ganz zu schweigen. Der Revolver war leicht. Er fühlte  sich bloß schwer an. Und trotzdem – wie sollte er mit dem Ding zielen können? Josh konnte es kaum in beiden Händen halten.
     
    Wie sollte er Turow damit erschießen?
     
    „Josh?“ flüsterte eine Stimme. Eine schreckliche bekannte Stimme und Josh hätte den .38 beinahe wieder fallen lassen, als er sie hörte. „Komm raus, komm raus, wo immer du auch bist. Ich habe dich nicht bei den Toten gesehen, Josh, nicht bei den Toten, also bist du noch hier…“
     
    Der Junge verkrampfte.
     
    Aber er hielt den Revolver fest, zielte nach oben gegen die Decke, mit ängstlicher Unbeholfenheit. Seine Finger berührten nicht einmal den Abzug.
     
    Und selbst wenn er hätte schießen können, getroffen hätte er nicht einmal das Empire State. Das sagte er später in den ersten Interviews, die er gab, nachdem die Geiselnahme vorüber war und er 20 oder 21 verschiedene Mikrofone vor sich hatte und irgendwie noch ängstlicher wirkte, als in dem Moment, als er allein in der Kühltruhe lag.
     
    „Josh….“
     
    Turows Stimme hallte nach und hinterließ einen

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