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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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schrecklichen, bitteren Nachgeschmack in seinem Mund. „Wir sind doch noch alle hier. Selbst Julie. Deine Freundin Julie, erinnerst du dich? Sie wird dich bestimmt schon vermissen. Meinst du nicht auch? Oh ja, sie vermißt dich. Sie hat Angst, daß du auch tot bist, aber du und ich…wir wissen es besser, nicht wahr?“
     
    Nicht bewegen.
     
    „Sei ruhig, Josh“, schrie Julie. Ihre Stimme überschlug sich mit Angst und Josh hätte in diesem Augenblick am liebsten geweint. „Sag nichts. Bitte, sei ruhig.“
     
    Sie hatte Angst um ihn. Sie hatte ihn nicht im Stich gelassen.
     
    Lieber Gott , ich danke dir, dachte Josh und die Krämpfe in seinem Magen hörte auf. Du hast gelogen, Turow. Alter Mistkerl, Du hast gelogen und du weißt das auch. Sie hat mich nicht im Stich gelassen. Ich bin nicht alleine.
     
    Der Gedanke war beruhigend. Es war beinahe so, als wäre seine Mutter wieder bei ihm. Als wäre er wieder ein kleines Kind und auf ihrem Arm. Er hatte keine Angst mehr.
     
    Und so schob Josh den Revolver in den Hosenbund seiner zerrissenen, fleckigen Jeans, spürte den kalten Stahl hinten an seiner Wirbelsäule, als sich die Nase in seinen Rücken bohrte und ließ das flatternde, ohnehin um eine oder zwei Nummern zu große T-Shirt darüber fallen, so daß niemand auch nur einen feuchten Pfurz sehen konnte, was sich dort verbarg.
     
    Und er stand auf. Er konnte Turow sehen, der gegen eines der Regale gelehnt stand, einen Arm über den provisorischen Wundverband gelegt.
     
    Zwischen seinen Fingern lief Blut heraus. Und auch auf den Lippen war eine hellrote, beinahe leuchtende Farbe, wenn Turow atmete.
     
    Manchmal spuckte er einen Strahl aus Blut und Speichel aus, beinahe wie sein alter Herr Kautabak herausrotzte.
     
    Und er lächelte.
     
    „Wir sind alle noch da“, meinte er.
     
    Julie stand auf der anderen Seite des Raumes, neben dem jungen Polizisten. Sie schüttelte den Kopf und wich seinem Blick aus. Die Kasse und die zerstörten Schaufensterscheiben schienen meilenweit entfernt zu sein. Und die Polizei draußen auf der Straße hätte auch in Dallas oder in Los Angeles stehen können.
     
    Sie waren alleine.
     
    Alle. Bis zum Ende.
     
    Josh hatte das Bedürfnis, nach hinten zum Hosenbund zu greifen, die Waffe mit einem Ruck herauszuziehen, wie Bruce Willis in Stirb langsam , blind zu zielen und Turow mit einem einzigen Schuß das Gehirn herauszuputzen. Aber er tat es nicht. Das hier war kein Film.
     
    Josh zuckte mit den Schultern, setzte ein schiefes Grinsen auf und stieg aus der Kühltruhe heraus. Der Rauhreif auf seinem Körper hatte sich aufgelöst und in seinen Adern schien wieder Blut zu fließen, nicht das kalte Eiswasser, das seine Finger klamm und steif hatte werden lassen.
     
    „Yippie-ya-ey, Schweinebacke“, antwortete er leise, zielte mit dem Zeigefinger auf Turow, als wäre es eine Pistole und tat so, als ob er den Abzug durchdrücken würde.
     
    Das Lachen war bitter.
     
    Es war leise und es war bitter.
     
    Nicht das Lachen, das man von einem 14jährigen erwarten konnte. Erwarten mußte. Es war zynisch. Es klang wie ein unterdrücktes Schluchzen.
     
     
     
    04:31
     
    Etwas bewegte sich hinter den abgebrochenen Zacken des Glases, stellte Cohen fest, als er mit steifen Beinen die Linie der Streifenwagen abschritt.
     
    Er rieb immer wieder über die Stelle, an der der Durchschuß war und die der Sanitäter mit einer Bandage aus Mullbinden abgedeckt hatte.
     
    Etwas war hinter dem aufgerissenen Fenstern, zwischen Scherben und den Holzsplittern, die wie zerborstene Rippen aus dem Kasten des Supermarktes herausragten.
     
    Cohen kniff die Augen zusammen.
     
    Mehrere der Scheinwerfer waren ausgefallen. Und vielleicht hatte er es sich doch nur eingebildet. Niemand sonst war die Bewegung aufgefallen. Und doch… da war etwas.
     
    „Stephen?“ meinte er zu einem der anderen Officers, die hier standen. Der Angesprochene drehte sich zu ihm um. „Hast du das auch gesehen?“
     
    „Was?“
     
    „Ich weiß nicht…ich könnte schwören, da drüben…“
     
    Stephen Lunding war ein 37 Jahre alter Cop, der seit zehn Jahren auf den Straßen Dienst schob. Er hatte den Schädel beinahe kahlrasiert und einen Nacken wie ein preisverdächtiger Zuchtbulle. Die Arme waren breiter als Cohens Oberschenkel, Ergebnisse von jahrelangem Krafttraining, der Brustkorb ragte einen guten halben Meter über die schmale Taille heraus.
     
    „Ich sehe nichts…“ Lunding kniff ebenfalls die Augen

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