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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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keine besondere Lust, an diesem Gottesdienst teilzunehmen, verspürte noch weniger Lust, sich den Fragen der Reporter, fast alle aus den Klatsch-Redaktionen hierher beordert, um vielleicht einen Blick auf Bruce Springteen, auf Robert DeNiro, auf Donald Trump zu erhaschen, die sich entweder angekündigt hatten oder die ohne Ankündigung dennoch erwartet wurden.
     
    Sie hatten nicht das Bedürfnis, selbst zu einer Berühmtheit zu werden, und es waren schon Reporter zu ihr ins Krankenhaus gekommen, während ihrer Schicht, was es ihr beinahe unmöglich gemacht hatte, ihren Job vernünftig zu tun.
     
    „Julie!“ rief hinter ihr eine Stimme.
     
    Julie Winters drehte sich um, eine scharfe Bemerkung schon auf ihren Lippen, als sie sah, wer da auf sie zukam. Es war Josh Dannerman.
     
    Der Junge humpelte ein bißchen, aber in dem Gesicht war echte, aufrichtige Freude als er auf sie zukam. Hinter ihm war ein älterer Mann, der bei weder aufrecht war noch aufrichtige Freude ausstrahlte.
     
    „Hallo, Josh“, meinte Julie.
     
    Sie nickte in Richtung des älteren Mannes. Dessen Gesicht war säuerlich, genauso wie sie Joshs Vater in Erinnerung hatte.
     
    Aber er war sauber, war vernünftig gekleidet und trocken, kein Geruch von Alkohol. Und der Hand, die ihr entgegengestreckt wurde, hatte einen angenehmen, warmen Druck.
     
    „Mrs. Winters“, sagte Joshs alter Herr mit einem ebenso kurzen Nicken.
     
    Hinter der Absperrung war das Klicken von Kameras, die diesen Moment festhielten, der vielleicht ein paar hundert Dollar einbringen würde.
     
    „Verdammte Reporter“, meinte Joshs Vater.
     
    In der Menge am Eingang sah Julie Gwen. Die Frau hatte sich und ihren Verlobten durch die Absperrung gebracht, waren von ihrer Wohnung hergelaufen und von den Polizisten erkannt worden. Beide hatten versteinerte Mienen, die sich nur kurz aufhellten, als sie Josh und Julie sahen.
     
    Stummes Nicken. Das war, was es war. Immer wieder. Stummes Nicken. Dinge, über die man nicht sprach.
     
    Dinge, die man überlebt hatte.
     
    Dinge, die niemand sonst, der sich hier befand, auch nur im Ansatz wirklich würde verstehen können.
     
    Gwen kam zu ihnen rüber, eine feste Umarmung zwischen den beiden Frauen, nachdem Gwen Josh über sein Haar strich.
     
    „Wie geht’s David?“ meinte Gwen.
     
    Sie wußte, daß David Rajinesh in Julie Winters‘ Krankenhaus behandelt wurde. War einige Male selbst da gewesen, hatte in dem Zimmer gesessen, hatte versucht, etwas tröstendes, etwas tiefsinniges zu sagen.
     
    „Keine Veränderung“, sagte Julie.
     
    David Rajinesh war unter Schläuchen verborgen, atmete nur, weil eine Maschine den Sauerstoff mit regelmäßigem Klicken in seine Lungen preßte. Seine Augen waren geschlossen, das künstliche Koma würde noch Tage anhalten, und als Gwen ihn besucht hatte, da war ihr nach Weinen zumute, aber selbst das konnte sie nicht tun. Sie fühlte sich nur müde.
     
     „Oh“, meinte Gwen und griff nach dem Arm ihres Verlobten, zog ihn an sich heran. „Das ist Ben.“
     
    Ben Rickman ergriff Julies Hand und drückte sie.
     
    „Julie“, meinte er.
     
    „Ben.“
     
    „Ich wollte Ihnen noch danken…“
     
    „Reden wir nicht drüber.“
     
    „Okay.“
     
    Okay. Das war es nicht. Das war, was es sein sollte. Alles. Das Leben. Okay. Sie waren okay. Sie hatten überlebt. Der Mann, den sie heute ehren würden, nicht.
     
    „Wollen wir reingehen?“ fragte Josh.
     
     
     
    Fünfzehn Tage später
     
    Diesmal war es vor laufender Kamera. Susan Miller hatte sich Isaac geschnappt. Der ältere Mann hatte sich nicht wirklich gewehrt, als sie ihn aus dem Pool der MSNBC Kameramänner rausgeholt hatte, mit einem Fingerschnippen und zwinkerndem Lächeln.
     
    „Und du meinst, sie wird das wiederholen?“ fragte er, als sie beide auf dem Weg zu Vanessa Kesels Apartment waren. Isaac war am Steuer, brachte sie sicher in ihrem Van durch den New Yorker Verkehr.
     
    „Ja.“
     
    „Du weißt, daß wir dabei Ärger bekommen können?“
     
    „Ja.“
     
    „Wir haben keinen Auftrag.“
     
    „Nein.“
     
    „Okay.“
     
    „Okay?“
     
    „Klar. Wollte nur sicherstellen, daß wir wissen, was wir tun, Susie.“
     
    „Wir beenden die Story, Isaac.“
     
    „Ich bin mir nicht sicher, daß jemand dieses Ende hören will.“
     
    Die Kameras aufzubauen war einfach gewesen. Isaac hatte zwei mitgebracht. Die eine war statisch, die hatte er schräg hinter Vanessa Kesels Sitzposition aufgebaut, so daß

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