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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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ihrem Gesicht zu sehen gewesen sein, denn Vanessa Kesel zog eine schmale Grimasse, halb Schuld, halb Schmerz.
     
    „Tut mir leid“, meinte sie.
     
    „Wie schlimm war es?“ fragte Susan.
     
    „Sie waren doch bei Collins, nicht wahr?“
     
    „Ja.“
     
    „Dann wissen Sie, wie schlimm es war.“
     
    Drei Tage zuvor hatte Dr. Orson Collins es sich auf dem Sessel in seinem Büro so bequemt gemacht, wie es ihm nur möglich war. Der Mann hatte das Aussehen eines Menschen, der sein Leben so bequem gelebt hatte, wie er es nur irgendwie konnte.
     
    Susan mochte ihn nicht. Es war nichts, was er getan oder gesagt hatte, noch nicht, aber irgend etwas an Dr. Orson Collins störte sie.
     
    Er wirkt wie ein Politiker , dachte sich Susan. Leer, eine Hülle, eine Maske. Sei vorsichtig mit dem hier, Susie.
     
    „Donald Turow“, sagte Dr. Orson Collins. Er faltete die Hände zusammen. „Armer Mistkerl. Tut mir leid, wenn ich nicht in große Trauer ausbreche, Miss Miller.“
     
    „Hätten Sie Grund dazu, Dr. Collins?“
     
    „Werden sie meine Antworten veröffentlichen?“
     
    „Sehen Sie hier eine Kamera?“
     
    „Nein.“
     
    „Würden Sie vor einer Kamera aussagen?“
     
    „Was sollte ich sagen?“
     
    „Was passiert ist.“
     
    Drei Tage später zündete sich Vanessa Kesel ein Zigarillo an, nahm einen tiefen Zug, um dann zu husten. Der ganze Körper zitterte, der Rauch quoll aus dem Mund. Sie wedelte mit einer Hand, als wollte sie Susan Miller bedeuten, ihr einen Moment zu geben, nur einen Augenblick, um wieder Luft holen zu können.
     
    „Der Bastard“, sagte sie dann.
     
    „Ihr Ehemann?“ fragte Susan Miller.
     
    „Dr. Collins.“
     
    Susan Miller lehnte sich nach vorne, verringerte die Distanz zu Vanessa Kesel, professionell, spielte das Spiel, wollte, daß die Frau ihr gegenüber ihr vertraute. Sie haßte sich selbst dafür. Aber nur für einen Moment.
     
    „Darf ich?“ fragte Susan. Sie zeigte auf die Schachtel mit den Zigarillos. Vanessa Kesel nickte. Zog dann nervös an ihrem Glimmstengel.
     
    „Ist schwer, damit aufzuhören“, meinte Susan.
     
    Sie lehnte ihren Kopf zur Seite, schob sich das Zigarillo zwischen die Lippen und entzündete die Spitze. All das war Teil des Spiels. Der professionellen Reporterin. Um eine Verbindung aufzubauen. Dann sog sie den Rauch tief in sich hinein, und, Gott, es war gut.
     
    „Donald hat es nie gemocht“, flüsterte Vanessa.
     
    „Das sie rauchten?“
     
    „Drogen. Jede Art von Drogen. Legal, illegal, scheißegal. Hat er mir immer wieder gesagt. Und sie mir dann vorgebetet. Die ganzen Statistiken. Wieviele Raucher an Krebs sterben. Was für Auswirkungen Aspartam auf den Körper hat.“
     
    „Aspartam?“ fragte Susan Miller.
     
    „Den chemischen Mist, den sie in Light Produkte reinwerfen, damit ihr Körper glaubt, daß er was mit Zucker bekommt.“
     
    „Oh.“
     
    Vanessa lächelte hinter ihrer Rauchwolke.
     
    „Ich hatte sogar schon aufgehört, wissen Sie?“
     
    „Wegen Donald?“
     
    „Als ich mit unserem Sohn schwanger war. Und danach. Siebzehn Jahre, kein einziges Mal rückfällig geworden. Und glauben Sie mir, Susan, man ist immer nur einen schlechten Moment davon entfernt, sich eine Schachtel zu kaufen, nicht wahr? Sie und ich, wir wissen das.“
     
    „Ja“, meinte Susan.
     
    Sie hatte nach der Nacht im Harper’s beinahe andauernd das Bedürfnis. Meistens in der Nacht, wenn sie nicht einschlafen konnte, weil sie wußte, daß dort, in ihrem Verstand, in ihrer Erinnerung das Monster warten würde , damit meine ich deinen Ehemann, meine Liebe, und eigentlich ist es mir scheißegal, wie wenig er von Drogen gehalten hat, wie hat er’s denn mit den zehn Geboten gehalten? Ich glaube, da war irgend etwas mit ‚Du sollst nicht töten‘ dabei…
     
    „Ein schlechter Moment“, meinte Vanessa Kesel. Sie rauchte. Sie erinnerte sich. „Ein schlechter Moment ist alles, was es braucht.“
     
    Drei Tage vorher wollte Susan unbedingt eine Zigarette, ihr Verstand schrie danach, wollte das Nikotin, den Kick, haben, aber in Dr. Orson Collins‘ Büro roch es nur nach altem Leder, nach Büchern und nach der dem Geruch der Arroganz eines studierten Arschlochs.
     
    „Es hat alles mit dem Tod seines Sohns angefangen“, sagte Dr. Orson Collins. „Autounfall. War eine böse Sache. Ziemlich böse. Hätte niemand voraussehen können. Wissen Sie, die meisten Leute, die kommen schwer damit zurecht.“
     
    „Die meisten

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