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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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sie außerhalb des Blickfelds der ersten Kamera stand und auf Susan Miller gerichtet war.
     
    Sie würden später Reaktionsaufnahmen der Reporterin für den Schnitt brauchen, und Isaac wollte auf keinen Fall, daß diese Reaktionen später separat aufgenommen wurden.
     
    Er hatte mit einigen Reportern gearbeitet, die in der Lage waren, zu schauspielern, jede Reaktion immer wieder abzurufen, aber Susan Miller war keine davon.
     
    Die zweite Kamera war auf Vanessa Kesel gerichtet, und die hatte Isaac unter direkte Kontrolle.
     
    Die Ex-Frau von Donald Turow setzte sich hin, wie schon so oft in den letzten zwei Wochen, aber sie hatte sich für dieses Interview vorbereitet, sowohl geistig als auch körperlich, hatte sich schlichte, schwarze Kleidung angezogen, hatte sich ein dezentes Makeup gegeben, sah seriös aus, so seriös, wie man nur aussehen konnte…
     
    … weil sie so sein will , dachte Isaac. Weil sie will, daß man sie ernst nimmt…
     
    … ein gewaltiger Unterschied zu dem Moment vor zwei Wochen, als Vanessa Kesel vor die Kamera gezerrt werden mußte.
     
    „Kann ich rauchen?“ fragte Vanessa.
     
    Isaac schüttelte den Kopf.
     
    „Würde die Aufnahme nicht gut aussehen lassen.“
     
    „Ah.“
     
    „Sorry.“
     
    „Ist schon okay“, sagte Vanessa.
     
    „Können wir?“ fragte Susan Miller.
     
     
     
    Siebzehn Tage später
     
    „Das können Sie nicht machen!“
     
    Auf dem Monitor im Schneideraum von MSNBC explodierte Dr. Orson Collins. Der Psychiater hatte nichts mehr von dem ruhige, professionellem Auftreten, das er noch beim ersten Gespräch mit Susan Miller gehabt hatte.
     
    Susan stoppte das Band. Neben ihr saß Claire Weizak. Die Produzentin holte tief Atem.
     
    „Er hat recht“, sagte Claire.
     
    „Blödsinn“, sagte Susan. Sie ließ das Band weiterlaufen.
     
    „Das ist Erpressung“, sagte Orson Collins zu der Susan, die sich einen Tag vorher in seinem Büro befand. Er hob den Finger, wie ein Lehrer, der sich mit einem furchtbarem Schüler rumschlagen mußte. „Ich will, daß Sie wissen, daß das… das hier nichts anderes ist als Erpressung.“
     
    „Das ist guter Journalismus“, sagte Susan Miller zu Claire Weizak am Monitor. Claire hob eine Augenbraue. Die letzten zwei Wochen waren nicht gut zu ihr gewesen. Die Produzentin lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf und schaute mit absoluter Konzentration auf die Decke. Das würde ihr noch echte Kopfschmerzen bereiten, das wußte sie.
     
    „Ich gebe Ihnen eine Wahl“, sagte die Susan Miller auf dem Monitor zu Dr. Orson Collins.
     
    „Und was für eine Wahl ist das?“
     
    „Ich gebe Ihnen die Wahl, ihre Seite der Story darzulegen.“
     
    „Was für eine Seite? Die Frau lügt!“
     
    „Das können Sie dann in die Kamera sagen.“
     
    „Und was sagen?“
     
    Im MSNBC Schneideraum nickte Claire Weizak zum anderen Monitor, auf dem das Rohmaterial des Interviews mit Vanessa Kesel geladen war.
     
    „Zeig’s mir“, sagte Claire.
     
    Susan ließ das Band anlaufen. Und Vanessa Kesel sprach zu ihnen wie es bald zu ganz Amerika tun würde.
     
    „Es war nicht einfach“, sagte sie. „Nicht, wenn sie ein Kind verlieren. Ich habe es am Anfang nicht bemerkt. Vielleicht hätte ich es bemerken sollen, und wenn das so ist, dann ist alles, was passiert ist, meine Schuld, nicht wahr?“
     
    Claire Weizak schnippte kurz mit den Fingern. Susan und sie verstanden sich ohne Worte. Susan stoppte das Band mit Vanessa Kesel, ließ das Band mit Orson Collins laufen, einen späteren Moment, in dem sich Collins beruhigt hatte und sich der Kamera stellte, mit professionellem Ausdruck in seinem Gesicht, mit der Arroganz, die zurückgekehrt war.
     
    „Der Tod seines Sohnes war nur der Auslöser für ein weitaus tieferes Problem“, sagte Orson Collins ihnen vom Monitor. „Eine Depression mit bipolarer Persönlichkeitsproblematik kann sich über Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte einer Diagnose entziehen.“
     
    „Und ist in vielen Fällen genetisch?“ fragte die Susan Miller vom Monitor.
     
    „Das habe ich nicht gesagt.“
     
    „Natürlich nicht.“
     
    „Das haben Sie gesagt.“
     
    „Und was sagen Sie ?“
     
    „Daß es Studien gibt, die darauf schließen lassen.“
     
    „Aber es gibt keine abschließende Bewertung?“
     
    „Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Miss Miller.“
     
    Vor den beiden Monitoren schnippte Clair wieder mit den Fingern. Susan hielt das Band an, ließ das

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