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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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der Automatik verschwand kurz aus ihrem Blickfeld. Sie versuchte, etwas entspannter durchzuatmen. In ihrer Brust verkrampfte sich etwas. Das war bestimmt nicht der richtige Zeitpunkt, um eine Herzattacke zu bekommen. Also, ich finde, der Zeitpunkt ist gerade richtig, um einen Herzinfarkt zu kriegen. Der Zeitpunkt war noch nie besser, Agatha.  
     
    „Das ist gut“, meinte der Mann und drehte sich halb um. „Mag es nicht, wenn man mich anschreit. Kann das nicht leiden, wenn…man..mich..anschreit.“ Er rieb sich wieder die Stirn.
     
    Schrei! dachte ein Teil von Agatha.
     
    Er wird mich umbringen , dachte ein anderer.
     
    Das wird er sowieso , antwortete sie sich selbst. Schau ihn dir an. Er ist wahnsinnig. Der Mann sah zur Eingangstür, als würde er heftig über etwas nachdenken, dann zu Franklins Leichnam herunter. Er achtete nicht auf sie.
     
    Schrei!
     
    Und sie schrie. Sie schrie, wie sie noch nie in ihrem Leben geschrien hatte. Es war wie einer der hellen, durchdringenden Töne, die in einem der alten Filme benutzt wurde, wenn die Heldin dem Schurken gegenüberstand und nur der Schrei, nur das laute Gebrüll eine Chance bieten würde, daß der Held sie noch rechtzeitig fand. Sie schrie und in ihrem Schrei war sie Janet Leigh, Tippi Hedren und Grace Kelly.
     
    „Bitte, helfen sie mir! Hier ist ein Wahnsinniger, und er hat jemanden erschossen! Er hat eine Waffe! Bitte! Hilfe!“
     
    Ihre Stimme kippte nach dem letzten Wort und versickerte, gerade, als der Mann sich schnell wieder zu ihr umwandte.
     
    „Ich habe Ihnen doch gesagt, sie sollen nicht schreien“, meinte er bedauernd. „Ich habe es Ihnen doch gesagt…“
     
    „Hilfe!“
     
    Der Lauf der Pistole wurde gegen ihre Wange gedrückt. Und sie schrie immer noch.
     
    Etwas an ihrer Wange schien zu zerplatzen.
     
     
     
    00:43
     
    „Bitte, helfen sie mir! Hier ist ein Wahnsinniger, und er hat jemanden erschossen! Er hat eine Waffe! Bitte! Hilfe!“
     
    Ihre Stimme kippte Gwen erstarrte. Neben ihr stand eine weitere Kundin, die gerade eine Packung Nudeln in ihren Einkaufskorb geworfen hatte. Sie schauten sich an, beide mit demselben verwirrten Ausdruck in ihren Augen. Dann verzogen sich die Lippen der anderen Frau zu einem Lächeln.
     
    „Das ist bestimmt irgendein Scherz…“, fing sie an, als sie unterbrochen wurde.
     
    „Hilfe!“ Der zweite Schrei schien nicht mehr so heftig, so viel Kraft zu besitzen, sondern schon in einem heiseren Flüstern unterzugehen, bevor das Wort zu Ende gewesen war. Gwen erinnerte sich an das erste Knallen, nur einige Minuten vorher. Die Fehlzündung irgendeines Wagens draußen auf der Straße, richtig, Ben? Richtig, Ben?
     
    Der Schrei wurde von einem weiteren Knall unterbrochen. Die Stimme verschwand in einem unterdrückten Gurgeln, wurde von der anderen Stimme ersetzt…
     
    „HALT DIE KLAPPE, DU ALTE SCHLAMPE! ICH HABE DICH DOCH GEWARNT, ODER ETWA NICHT? ICH HABE DOCH GESAGT, ICH WILL NICHT, DASS DU SCHREIST!“
     
    Es war keine Fehlzündung gewesen.
     
    Das Grinsen der anderen Frau gefror auf ihren Lippen, als Gwen sie ansah. Ihre eigenen Gedanken schienen in dieselbe Richtung zu gehen. Oh Gott. Was sollten sie tun?
     
    Von wo waren die Schreie, waren die Schüsse hergekommen?
     
    In diesem Moment schien das Harper‘s zu einem Stück Dunkelheit zusammenzuschrumpfen. Gwen erinnerte sich an die Fernsehnachrichten von Amokläufern. War da nicht letztes Jahr jemand in San Diego gewesen, der in ein McDonald‘s Restaurant hereingekommen war und einfach anfing, Leute zu erschießen? Oder war das in Los Angeles gewesen? Oder an der Virginia Tech? Wieviele Tote hatte es gegeben? 15? 20?
     
    Gwen huschte die paar Schritte herüber, zu der anderen Frau, die gerade zu einem Schrei ansetzte.
     
    …ich mag es nicht, wenn man mich anschreit…
     
    Gwen ließ ihren eigenen Einkaufskorb fallen, als sie nach vorne sprang. Hinter ihr fiel er auf den Fußboden. Die andere Frau hatte den Mund unmöglich weit aufgerissen, ein Fisch, der verzweifelt nach Luft schnappte, während er langsam erstickte. Gwen legte ihr Hand auf die Lippen und preßte den Schrei ab, noch bevor er herauskommen konnte.
     
    „Mmmmhh“, stöhnte die andere Frau.
     
    Gwen spürte einen scharfen Schmerz in ihrem Zeigefinger. Speichel lief an ihrem Handrücken herab. Sie ließ selbst einen unterdrückten Schrei hören, als ihr Tränen in die Augen stiegen und der Schmerz beinahe unerträglich wurde.
     
    Das Miststück hat mich

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