Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Live

Live

Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
Vom Netzwerk:
Händen.
     
    „Dann wirst du rüber mit mir zur Kasse gehen“, sagte er, „und jedes einzelne Exemplar dieser Dinger bezahlen. Ist das klar?“
     
    Bitte tue etwas dummes, Arschloch , dachte Franklin. Bitte.  
     
    Der Mann tat etwas.
     
    “Warum nicht hier?” flüsterte der Mann, obwohl es nie jemand außer Franklin würde hören können.
     
    Er holte seine Hand aus der Jackentasche und deutete mit etwas auf ihn. Franklin schüttelte den Kopf. Es war schwarz und glänzte dunkel in dem Neonlicht. Beinahe so breit und so lang wie die Hand, die es hielt.
     
    Franklin erkannte zu spät, was es war.
     
    „Scheiße.”
     
     
     
    00:41
     
    Gwen hatte die lauter werdenden Stimmen gehört, als sie hinten vor dem Regal mit den Schokoriegel stand. Sie kannte keine der beiden.
     
    „Was glauben Sie denn, was wir hier sind. Die beschissene öffentliche Bibliothek?“
     
    Die Stimme klang wütend und mit dem drohenden Unterton eines Mannes, der nur darauf wartete, daß sein gegenüber jetzt noch Widerworte gab.
     
    Gwen beugte sich über eine Packung mit Süßigkeiten,  auf die sie krampfhaft all ihre Aufmerksamkeit richtete.
     
    Das geht dich nichts an.
     
    Ein kurzer, scharfer Knall erschreckte sie. So sehr, daß sie einen halben Schritt zurück machte und beinahe gegen das gegenüberliegende Regal gestoßen wäre. Gwen schüttelte sich.
     
    Es war die Fehlzündung eines Wagens. Draußen auf der Straße. Komm jetzt nicht auf irgendwelche verrückten Ideen, Kleines.
     
    Plötzlich hatte sie das würgende Gefühl von Angst in ihrem Magen. Der Knall war zu laut gewesen, um von draußen zu kommen.
     
    Es roch nach Qualm. Beißendem, scharfen Qualm.
     
    Dann waren da neue Stimmen, nein, eine neue Stimme, ein Keuchen, das Gwen nicht verstehen konnte. Sie wandte sich ab und suchte weiter in ihrem Regal.
     
    Es geht dich nichts an. Es war nur eine Fehlzündung. Es geht dich nichts an.
     
    Das war die Stimme Bens in ihren Gedanken. Sie war ruhig und besonnen, wie üblich, und gab ihr ein zumindest oberflächliches Gefühl von Sicherheit zurück.
     
    Zumindest, bis der Schrei kam.
     
     
     
    Der Mann hat ihn erschossen.
     
    Das war das einzige, was noch mit absoluter Klarheit an die Oberfläche von Agatha Wenthrops Verstand kam. Es war ein ungläubiger Gedanke, der kaum mehr als ein erschrockenes Flüstern war, als sie vor der Ladentheke stand und herüber zu dem Zeitschriftenstand sah.
     
    Sie starrte auf den Boden, die Dose mit dem Coors Bier wirkte verloren in ihre faltigen und mit Gicht befallenen Hand. Der Rest ihrer Lebensmittel lag in einem ungeordneten Haufen auf der Ladentheke. Jefferson, ihr Mann, hatte immer Coors allen anderen Marken vorgezogen.
     
    Selbst wenn sie einmal das wesentlich teurere, importierte deutsche Bier gekauft hatte, dann hatte er die braunen, dünnen Flaschen und den kaum aussprechbaren Namen nur mit einem seltsamen, halb angewiderten Blick angesehen und gefragt, ob es denn kein vernünftiges, amerikanisches Bier mehr im Laden gegeben hatte.
     
    Warum dachte sie jetzt an Jefferson?
     
    Ihr Mann war tot, schon seit mehr als zehn Jahren, gestorben…
     
    …und mit einem faustgroßen Loch in seinem Hinterkopf, aus dem graue, dicke Masse heraus sickerte und sich mit dem Blut verband, das schon in großen Pfützen auf dem Fußboden schwamm…
     
    …an Krebs. Er hatte in den letzten Monaten viel leiden müssen, bevor er gestorben war und sie hatte häufig daran gedacht, daß der Tod für ihn wie eine Erlösung gekommen sein mußte, als es endlich geschah und…
     
    …der alte Mann - auf dem Namenschild hatte Franklin gestanden, nicht wahr? - zuckte noch, oh Gott, er zuckte noch, als würde ein Teil seines Gehirns noch funktionieren und sich darüber wundern, was denn mit dem Rest des Verstandes passiert war, der über den halben Laden verteilt herumlag…
     
    …er endlich Frieden gefunden hatte.
     
    Franklin. Der Name des Mannes war Franklin gewesen.
     
    Agatha bemerkte, daß etwas von dem Blut, etwas von der grauen Masse auf ihre Kleidung gekommen war und einen langen, hellroten Spritzer hinterlassen hatte. Etwas auf ihr rechten Gesichtshälfte fühlte sich feucht an. Vielleicht nur Schweißtropfen, die ihre Stirn herunterliefen. Auch ihr Haar fühlte sich an, als ob es in Flüssigkeit getaucht worden wäre, die sich in ihren grauen Locken verfangen hatte.
     
    Sie befühlte ihre Wange und auf ihren Fingern erschienen blutige Abdrücke. Sie sah all das Blut, sah

Weitere Kostenlose Bücher