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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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der Kamera, wobei sein Blickfeld immer wieder kurz zum Teleprompter wechselte, auf dem ihm Claire die neuesten Meldungen einspielen konnte.
     
    Der Bildschirm war leer.
     
    Improvisieren wir also ein wenig, Mike , dachte er, während er sich gleichzeitig schon die nächsten Worte überlegte, sich verschiedene Interviewmöglichkeiten in seinem Verstand überschlugen und er versuchte, Ideen in die richtige Reihenfolge zu kriegen. Ist ja nicht das erste Mal. Erinnerst dich doch noch an den 11. September? Scheiße, das war Improvisation, mein Freund.
     
    „Susan, kannst du mich hören?“
     
    Ein zweiter Monitor erwachte vor ihm zu flackerndem Leben und er sah die junge Reporterin vor einer Absperrung stehen. Hinter ihr leuchten die Lichter von Streifenwagen auf, liefen Polizisten herum, warteten Scharfschützen mit Kopfhörern und Mikrofonen darauf, einen Befehl zu bekommen, während sie mit halb zugekniffenen Augen durch Teleskopaufsätze sahen, die wie unförmige, geknautschte Pepsi-Dosen auf ihren Präzisionsgewehren aufgesetzt waren.
     
    Unter dem Bild, der Hinweis, die Perfektion der Fernsehnachrichten in einem Wort…
     
     
     
    LIVE
     
     
     
    „Ich kann dich sehr gut hören, Mike“, antwortete die Frau auf dem Bildschirm, schien direkt mit ihm zu sprechen, bevor sie sich dann an den Zuschauer wandte
     
    „In den Minuten, die zwischen den gerade gezeigten Aufnahmen vergangen sind, könnte es möglicherweise einen weiteren Todesfall gegeben haben. Augenzeugenberichten zufolge ist vor kurzem ein neuer Schuß im dem Supermarkt hinter uns gefallen. Ich habe hier einen der Zeugen, Mister Carl Duvic.“
     
    Der Mann neben ihr nickte.
     
    „Mister Kolchak, konnten Sie erkennen, was im Harper‘s  passiert ist?“ fragte sie, drehte sich halb zu dem Man und hielt ihm das Mikrofon hin. Der Mann schüttelte den Kopf: „Nicht wirklich. Laden ist dunkel, Miss, wenn Sie wissen, was ich meine. Aber ich hab‘ den Schuß gehört. Und hab‘ den Ausdruck in den Gesichtern der Cops gesehen. Mann, bin sicher, der Irre hat noch jemanden umgebracht. Scheiße, die Cops sind sich sicher.“
     
    Duvic kratzte sich am Kinn. „Wenn Sie meine Meinung hören wollen, dann glaub‘ ich, daß der Kerl sie alle umbringt. Das ist kein Räuber oder sowas. Glaub‘, der Kerl will sterben.“
     
    Mike räusperte sich kurz und unterbrach das Interview. Susan Putnam hörte ihn und zog das Mikrofon langsam von Carl Kolchak weg, langsam genug, um nicht aufzufallen, schnell genug, daß der Mann nicht weiter schwafeln konnte.
     
    Gutes Mädchen , dachte Mike, vielleicht mache ich sogar noch einen Star aus dir. Wenn du die ganze Nacht so gut bleibst.
     
    „Susan“, sagte er, „gibt es eine offizielle Verlautbarung zu diesem Zeitpunkt?“ Die Frau auf dem Monitor schüttelte den Kopf.
     
    „Nichts Offizielles bis jetzt, Mike“, war ihre Antwort, „Hinter mir ist hektische Betriebsamkeit und ich glaube nicht, daß einer der Männer dort daran gedacht hat, einen Pressesprecher mitzubringen.“
     
    Mike schaute auf den Monitor, der direkt neben der Kamera angebracht war, damit es immer so aussah, daß er direkt zum Zuschauer sprach. „Wenn die Vermutung der Augenzeugen stimmt“,“ sagte er, „dann haben wir bis jetzt…“
     
    „..zwei Tote“, vollendete Susan den Satz. „Die Frau mitgezählt, die auf der Straße erschossen wurde. Vielleicht mehr, aber es ist bis jetzt für mich noch nicht möglich gewesen, mit dem Einsatzleiter zu sprechen.“
     
     
     
    01:48
     
    Lieutnant Joseph Kovacs träumte, er wäre wieder an der 42ten Straße. Er drückte mit dem Rücken gegen die dreckigen Kacheln des Aufgangs zum Times Square und spähte in die U-Bahn Station unter ihm. Oben hatten die Polizisten den gesamten Times Square abgesperrt und dadurch den größten Verkehrsstau in der Geschichte Manhattans verursacht.
     
    Oben war eine andere Welt. Oben warteten die Reporter, die Schaulustigen, die ganze amerikanische Nation. Sie warteten.
     
    Sie warteten darauf, daß er etwas unternahm.
     
    Und er konnte nicht.
     
    Joe faßte nach seinem Funkgerät an der Gürtelschnalle, klickte den Rufknopf und rief die ersten Posten.
     
    „Posten Drei. Neues?“
     
    Klicken.
     
    „Posten Drei. Negativ. Keine freie Schußbahn.“
     
    Klicken.
     
    Joe zitterte. Über die Treppe strich der Wind, verwirbelte sich in den Aufgängen und schien direkt durch die Kleidung zu gehen, auf die Haut zu treffen, wie kleine Nadelstiche, die sich

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