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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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junge Männer und Frauen, die vor computergenerierten Hintergründen unwirklich wirkten.
     
    Joe merkte, daß er Schweiß auf seiner Stirn hatte. Er merkte, daß er das Handy während der kurzen Zeit so fest umklammert hatte, daß seine Knöchel schmerzten.
     
    „Hast du‘s gesehen?“ fragte Denise am anderen Ende der Leitung.
     
    „Den letzten Teil“, antwortete er seiner Frau. „Wer hat die Einsatzleitung?“
     
    „Bis jetzt? Sawyer.“
     
    „Großer Gott“, flüsterte Joe Kovacs. „Wer hat den gerufen?“
     
    „Wir brauchten SWAT. Und Sawyer war der einzige SWAT Commander, den wir kriegen konnten“, sagte Denise Kovacs.
     
    „Egal“, schnitt er ihr das Wort ab, „wieviele Geiseln hat der Kerl? Wieviele Tote bis jetzt? Wieviele Cops sind im Einsatz?“
     
    „Wir gehen von zehn Geiseln aus. Tote? Eine, die wir offiziell bestätigen können. Aber wir glauben, daß es mindestens sechs gibt, vielleicht mehr. Neben dem SWAT Team sind 45 Polizisten an dem Einsatz beteiligt.“
     
    „Wer leitet den Einsatz?“
     
    „Du“, war die knappe Antwort seiner Frau. Joe fühlte, wie sich sein Magen langsam in flüssiges Feuer verwandelte.
     
    „Denise“, flüsterte er, „tu mir das nicht an.“
     
    „Du bist der Beste, den wir hatten, Joe. Ich habe vielleicht noch zehn Menschen, denen wir das Leben retten können. Willst du, daß wir sie in Sawyers Händen legen sollen?“
     
    „Bitte, Denise…“
     
    „Ich habe keine Zeit dafür, Joe…“ 
     
    Er konnte hören, wie sie am anderen Ende der Telefonleitung atmete und in seinem Kopf schien jemand mit aller Macht gegen das Innere seiner Schädeldecke zu drücken, ein schweres, stumpfes Pochen, das sich bis in sein Rückenmark fortsetzte. „Ich brauche jemanden da draußen, dessen Urteil ich vertrauen kann.“
     
    „Ich habe das letzte Mal versagt, Denise.“
     
    „Unsinn“, fuhr sie ihm ins Wort, „Du hast alles versucht. Wenn Sawyer nicht…“
     
    „Ich habe versagt, Denise.“
     
     „Sie werden sterben, Joe.“
     
    Joe spürte, wie sein Blick unscharf wurde. Er konnte den Blick nicht von dem flackernden Bild des Fernsehers nehmen. Und irgendwo, tief in dem Leerraum, der sich in seinem Gehirn ausbreitete, der beißenden Kälte, die in ihm war, traf er eine Entscheidung. Er atmete durch, versuchte das Zittern in seinen Händen unter Kontrolle zu bringen und sagte: „Ich bin unterwegs.“
     
    Joe wartete nicht auf die Antwort seiner Frau, sondern legte auf und beeilte sich, seine Sachen zu finden und sich anzuziehen, bevor er vielleicht doch auf die Idee kommen könnte, sich die ganze Sache noch einmal anders zu überlegen.
     
    Er streifte ein Hemd über, schlüpfte in die Jeans und zog das Schulterhalfter seiner .357 Colt Python an, bevor er die Waffe aus der Schublade holte, die Trommel öffnete, mit einer schnellen Überprüfung die Patronen in den Kammern zählte, unbewußt nickte und den Colt in das Halfter steckte.
     
    Joe schaute auf seine Hände herunter. Sie waren breite Pranken, jede Hand beinahe so groß, daß sie sein kantiges Gesicht völlig bedecken könnte.
     
    Sie zitterten kaum merklich.
     
     
     
    01:49
     
    Denise Kovacs stand auf, spürte, wie der Sessel sich hinter ihr zu seiner ursprünglichen Form zurückgestaltete, als er das Gewicht der jungen Frau nicht mehr zu tragen hatte.
     
    In einer Ecke des Büros lief der Fernseher.
     
    Sie hatte sich ebenfalls durch die Kanäle durchgeschaltet, bis sie MSNBC gefunden hatte. Mike Roth mochte vielleicht ein Arschloch sein, aber er war ein schnelles Arschloch.
     
    Sie hatte bis zu dem Zeitpunkt der Nachrichten nicht einmal gewußt, daß es eine Kamera am Tatort gegeben hatte, als die Frau erschossen worden war.
     
    Sie haßte die News. Der 11. September. Katrina. Die Times Square Geiselnahme. Es schien immer so zu sein, daß die Leute, die eine Entscheidung treffen mußten die letzten waren, welche die entsprechenden Informationen bekamen. Gerüchte. Live-Schaltungen. Diese Dinge schrieben heute die Geschichte in Realzeit, und sie hatte das Gefühl, daß man kaum noch mithalten konnte.
     
    Verdammt.
     
    Jemand klopfte an ihre Tür. Hinter dem milchigen Glas konnte sie ein unscharfe Figur erkennen, die sich unruhig bewegte, ganz so, als wäre sie ein Bluthund, der an die Kette gelegt worden war. Denise schaute aus dem Fenster auf die Stadt herunter, die sich draußen. Nicht einmal die Sirenen der Streifenwagen auf den Straßen drangen bis hierher. Es war

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