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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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auch.“
     
    Er konnte den Blick nicht von der Mündung der Pistole nehmen. Turow hatte noch nicht auf ihn gezielt, das schwere, glänzende Stück Metall starrte mit seinem blinden Auge noch nicht in seine Richtung.
     
    „Niemand wird es interessieren, Josh. Nicht einmal die Cops da draußen. Oh, es wird natürlich in der Endlosschleife auf allen Nachrichtenkanälen kommen und vielleicht, vielleicht, wenn du Glück hast, dann wird der Nachrichtensprecher bei der Auflistung deines Namens und deines Alters eine kleine, menschliche Regung zeigen, aber das ist es dann auch“, fuhr Turow mit leiser Stimme fort. „Kein großer Verlust für die Welt, Jungs, könnt Ihr Amen sagen?“
     
    „Bringen Sie‘s endlich hinter sich, Mann“, antwortete Josh mit erstickter Stimme.
     
    Die Mündung der Pistole richtete sich auf seinen Kopf, der Abzug war gespannt.
     
    Das Metall fühlte sich kühl auf der Haut an. Es roch ölig. Die Mündung wurde wieder entfernt, aber Josh hatte schon die Augen geschlossen, die Zähne zusammengebissen und wartete zitternd darauf, daß der kurze, stechende Schmerz kam.
     
    „Es tut mir leid, Josh“, sagte Turow.
     
    Dann kam der Schuß.
     
    Es klang wie eine Explosion, die sich direkt in seinem Verstand ereignete und schnell aus ihm heraus trieb, bevor sie die Ohren erreichte und mit einem Krachen das Trommelfell zu zerfetzen schien. Zwei Gedanken schossen gleichzeitig durch Joshs Kopf.
     
    Ich lebe noch! war der erste, der zweite folgte nur mit einer unmöglich meßbaren Verzögerung, sondern schob sich wie eine zweite Tonspur über den ursprünglichen Gedanken, er hat mich nicht erschossen, er hat mich nicht…
     
    Josh öffnete die Augen, langsam, vorsichtig. In seinen Ohren klingelte es. Das war das einzige Geräusch, das er hören konnte. Ansonsten war alles taub. Er öffnete die Augen vollständig.
     
    Turow schaute ihn an, sagte etwas, das Josh nicht verstand. Die Lippen des Mannes bewegten sich, schnell, ruckartig, stumm.
     
    Ich lebe noch!
     
    Der Gedanke brauchte einen Moment, bevor er wirklich verarbeitet wurde. Ein kleines Lächeln stahl sich auf die Lippen des Jungen, wuchs zu einem hysterischen Grinsen aus…
     
    …bevor er sich nach vorne beugte und kotzte.
     
     
     
    01:46
     
    Der Übertragungswagen parkte einen Block weiter. Es war einfach unmöglich, den breiten Van mit dem NBC Schriftzug auf den Seiten durch die Straßensperren zu kommen, die sich in einem Umkreis von 500 Meter um das Harper‘s befanden.
     
    Nicht weiter schlimm.
     
    Susan Miller sprang aus dem Wagen, spürte, wie der harte Asphalt gegen die hohen Absätze der Schuhe knallte und das mit Plastik überzogene Holz ächzte, als es die Wucht abfangen mußte. Sie fluchte stumm.
     
    Turnschuhe beim nächsten Mal, Susie, okay? Wir sind hier nicht im Studio , dachte sie. Dann verfiel sie in einen leichten Trab, das drahtlose Mikrofon in ihrer rechten Hand, während sie mit ihrer linken Hand darauf achtete, daß sich der graue, seriös wirkende Blazer nicht verschob.
     
    Ihre langen, dunkelblonden Haare wehten bei jedem Schritt und schienen sich in ihrer Bewegung kaum noch bändigen zu lassen.  Unter der Nasenwurzel hatte sich Schweiß gebildet und die schwarze Hornbrille war in Gefahr zu verrutschen. Mit einer instinktiven Bewegung schob sie die Brille hoch, wischte den Schweiß ab und lief weiter.
     
    „Wieviel Zeit haben wir, Isaac?“ rief sie zu ihrem Kameramann, der sich einige Schritt hinter ihr befand, die große, klobig wirkende Kamera scheinbar mühelos über die Schulter gelegt. Nur das Keuchen verriet, daß der große, hager wirkende Mann Problem hatte, ihre schnelle Geschwindigkeit zu halten und gleichzeitig dafür zu sorgen, daß das teure Werkzeug nicht aus seinem festen Griff glitt.
     
    „Zwei…Minuten…bis zur Sendung“, prustete er. „Schätze mal, drei Minuten…bis zur Liveschaltung…zu…uns…oh Scheiße, ich sollte…mit…dem Rauchen aufhören…“
     
    Susan schaute sich um. In den meisten Fenstern der Häusern war Licht, schattenhafte Umrisse von Menschen, die sich diesmal wirklich in der ersten Reihe befanden, hinter der trügerischen Sicherheit ihrer dünnen Glasscheiben, während direkt vor ihr die gelb-schwarzen Bänder das direkte Wirkungsgebiet der Polizei und der SWAT abschirmte.
     
    Ein kurzer Blick rüber zu dem Geschäft.
     
    Es war dunkel.
     
    „Sie können nicht weiter, Miss“, meinte ein dicker Polizist, der seine Hand auf Susans Schulter

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