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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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gelegt hatte und sie sanft, aber bestimmt zurückhielt. Sie erschrak.
     
    „Oh, entschuldigen Sie“, meinte sie. „Ich hatte Sie nicht gesehen, Officer. Ich bin von NBC und…“
     
    Der Polizist schnitt ihr das Wort mit einer Handbewegung ab, nickte rüber zu Isaac Brings, der einen Meter hinter ihr stand und die Kameraausrüstung überprüfte. Susan bemühte sich, den Namen auf dem Emailleschild zu entziffern: Axel Petrie
     
    „Officer Petrie“, begann sie, „Ich…“
     
    „Tut mir leid, Miss.“
     
    Susan versuchte, den Abstand zu dem Supermarkt zu messen, zuckte mit den Schultern und wandte sich ihrem Kameramann zu.
     
    „Isaac?“
     
    „Wir sind nahe genug“, kam die beruhigende Antwort. „Wenn ich‘s Teleobjektiv einsetze, kann ich dir sogar sagen, wieviel Kakerlaken es in dem Laden gibt, Kleines.“
     
    „Zeit?“
     
    „Eine Minute zur Sendung.“
     
    Isaac setzte die Kamera ab, holte ein Handy aus der Tasche, das er mit lässiger Bewegung rüber zu ihr warf. Susan pflückte den schmalen Kasten aus der Luft, ihre Finger glitten über das Touchfeld, fanden die Nummer des NBC Nachrichtenstudios.
     
    „Alles klar bei dir?“ fragte ihr Kameramann.
     
    Susan nickte.
     
    „Halbe Minute.“
     
    Das Telefon klingelte, wurde abgehoben und Susan hatte Claire Weizak am Apparat. Die Stimme der Produzentin war – wie immer – kühl und gelassen.
     
    „Okay, Susie“, meinte sie, „wir werden dich in knapp zwei Minuten zusammen mit Mike Roth auf Sendung bringen, nachdem wir das erste Band abgefahren haben. Nervös?“
     
    „Ein bißchen“, gab Susan zu.
     
    „Ist okay. Das hier ist nicht anders als ein Interview mit jemand auf der Straße. Oder ein Bericht von der Wall Street. Das hier ist nicht der 11. September, richtig?“
     
    „Richtig“, nickte Susan.
     
    „Wart‘ eine Sekunde“, meinte Claire und die Stimme wurde leise, als sich die Produzentin mit ihrem Technikteam unterhielt: „Okay, Chris, jetzt die Musik. Cut auf die Drei. Will, steht die Verbindung zu Isaac?“
     
    Eine andere Stimme: „Steht.“
     
    „Los geht‘s“, sagte Claire und Susan nahm ihren Platz ein. Zum ersten Mal registrierte sie, wieviele Menschen sich hier versammelt hatten.
     
    Aus der gesamten Nachbarschaft schienen sie gekommen zu sein. Wieviele sind es? 150, 200 Leute? Warum sorgen die Cops nicht dafür, daß die Straßen komplett geräumt werden?
     
    Keine Zeit, um das zu beantworten.
     
    Susan machte einen Schritt zur Seite, tippte den nächstbesten Passanten auf die Schulter und sprach ihn an: „Entschuldigen Sie, Sir“, begann sie“, mein Name ist Susan Miller, NBC News. Kann ich vielleicht kurz mit Ihnen sprechen?“
     
    Der Mann war hochgewachsen, beinahe einen halben Kopf größer als sie. Er trug nicht mehr als ein Unterhemd, das an den Hüften zerrissen war, darüber ein rot-schwarzes Holzfällerhemd, wie es momentan bei den Kids Mode war. Die Jeans war an mehreren Stellen zerschnitten wurden, die Kanten des Stoffes so weit aufgerauht, daß von der ursprünglichen blauen Farbe nicht mehr als ein heller, beinahe grauer Schein zurückgeblieben war. Er trug keine Strümpfe, die Füße steckten in alten und dreckigen Turnschuhen.
     
    Susan schaute an ihm vorbei und wünschte sich, sie hätte etwas Besseres anzubieten.
     
    „Eine Minute“, sagte Isaac hinter ihr.
     
    Die meisten der Passanten, die sich hier versammelt hatten, sahen nicht besser aus, als dieser Mann. „Kann ich mit Ihnen sprechen?“
     
     „40 Sekunden“, meinte Isaac.
     
    „Komm ich ins Fernsehen?“ meinte der Mann mit belegter Stimme.
     
    „Wenn Sie wollen“, antwortete Susan und stöhnte innerlich, „dann machen wir ein Interview mit Ihnen, Mister…“
     
    „Carl. Carl Duvic.“
     
    „…Mister Duvic…“
     
    „30 Sekunden“
     
    Susan warf einen Blick auf ihre Kleidung, vergewisserte sich, daß ihre Brille richtig auf der Nasenwurzel saß – nicht zu hoch, so daß der schwarze Rahmen des Horns ihre Augenbrauen verbergen konnte, nicht zu tief, so daß der Eindruck entstand, daß sie eine etwas verwirrt aussehende Doktorin war, die sich nur zufällig vor eine Kamera verlaufen hatte.
     
    Gut. Tief durchatmen.
     
    „Können wir, Mister Duvic?“
     
    „Bin so weit, wenn Sie so weit sind.“
     
    „10 Sekunden. 9. 8. 7. 6. 5. 4. 3. 2. 1.“
     
     
     
    01:47
     
    „Wir rufen nun live vor Ort unsere Reporterin Susan Miller“, sagte Mike Roth gerade in das rot blinkende Licht neben

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