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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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schnelle, unbedachte Bewegung nicht selbst schlimmer verwunden konnte, als er es ohnehin schon war.
     
    „Sie werden hier lebend rauskommen, Officer Foster“, murmelte Julie. Sie wischte mit dem Schwamm weiter, sah, wie sich einige der Verschorfungen lösten und helles, Blut wieder aus den Rissen zu sickern begann, hörte mit der Desinfektion auf und band die Windeln wieder zum Druckverband zusammen.
     
    Er stöhnte, flüsterte etwas, Namen vielleicht.
     
    Julie legte den Schwamm weg, nahm sich einen Lappen, den sie mit Mineralwasser getränkt hatte und legte ihm den Polizisten auf die Stirn. Er fühlte sich heiß an, nicht bloß fiebrig.
     
    „Kommen Sie, Mann“, sagte Julie, „Sie müssen mir schon ein wenig helfen, okay? Ich kann‘s nicht alleine schaffen.“
     
    Sie drückte den Lappen aus und verteilte das Wasser auf seiner Stirn.
     
    Er wird sterben , meldete sich die professionelle Stimme der Krankenschwester in ihr, die Stimme, die schon hunderte solcher Wunden gesehen hatte, die tödlich waren, bei denen die Verletzten in ihren letzten Minuten geschrien hatten, während sie nur noch die Schmerzen mit Morphin lindern konnte, weil es selbst für eine Notoperation zu spät war.
     
    „Er wird nicht sterben“, sagte sie, hielt sich an diesem Satz fest und zum erstenmal seit Jahren bemerkte sie, daß sie glaubte,  daß sie betete,  damit er nicht sterben würde. Sie strich ihm erneut über die Stirn.
     
    „Hören Sie mir gut zu, Mister“, flüsterte sie, „Sie werden nicht sterben. Haben Sie das verstanden? Sie werden nicht sterben.“
     
    Das war alles, was sie zu bieten hatte.
     
    Das, und ein stilles Gebet.
     
     
     
    02:10
     
    Joe Kovacs hielt den Ausweis gegen die Innenseite der Scheibe, ohne sie öffnen. Der Streifenpolizist warf einen Blick darauf, leuchtete mit seiner Stabtaschenlampe in das Innere des Wagens, fand einen Halfter mit der Glock 19, der auf den Beifahrersitz geschmissen worden war.
     
    Der Polizist hob kurz die Augenbrauen. Er war jung, vielleicht gerade aus der Polizeischule entlassen worden, die Haare nicht mehr als ein dünner, schwarzer Haarkranz, der bis zur Streichholzlänge abrasiert worden war, die Muskeln noch frisch antrainiert und nicht vom dauernden Dienst auf der Straße abgeschlafft. Seine Hand wanderte unauffällig zum eigenen Halfter an der Seite seiner Uniform, glitt über den Griff des .38 Specials und löste den Riemen des Halfters.
     
    „Sie wären schon tot, Officer“, sagte Joe, als er die Scheibe des Wagens runterfahren ließ, „wenn ich es wollte“. Er reichte dem Mann den Ausweis heraus und wartete, daß der Polizist das Foto auf der Plastikkarte mit dem müden, abgezehrten Gesicht im Wagen verglichen hatte.
     
    „Lieutnant Kovacs“, flüsterte der Polizist ungläubig. „Wir dachten, Sie wären vom Dienst…“ Er brach ab und schaute verlegen zu Boden.
     
    „Kannst es ruhig sagen, Junge…pensioniert. Das war ich auch bis vor ein paar Minuten. Wieviele Männer haben wir hier?“
     
    Der Polizist gab Joe den Dienstausweis zurück. „Von unseren Jungs, Sir, haben wir vielleicht 50 hier. Dazu nochmal zehn von SWAT. Deren Leitung hat Commander Sawyer.“
     
    „Wo ist der Mistkerl?“
     
    „Drüben, beim Laster. Er hatte die strikte Anweisung, auf den Einsatzleiter zu warten. Sawyer ist ziemlich pissig, Lieutnant. Wir warten seit zwanzig Minuten und nichts ist passiert.“
     
    Joe grinste freudlos.
     
    „Kann ich mir gut vorstellen, Junge“, meinte er. „Wie ist dein Name?“
     
    „Mark Cohen, Sir.“
     
    Joe winkte mit der Hand.
     
    „Beweg deinen Hintern und komm in den Wagen, Cohen. Wir haben ‘ne Menge zu tun und wenig Zeit.“
     
    Officer Mark Cohen schaute den älteren Mann in dem Wagen ungläubig an.
     
    „Scheiße, Sir“, meinte er, „erzählen Sie mir nicht, daß Sie…“
     
    „…die Einsatzleitung hier habe?“ vollendete Joe. „Ist einer dieser Tage, Cohen. Nun steig in den Wagen und erzähl mir, was bis jetzt passiert ist. Fangen wir ganz am Anfang an. Die Kurzfassung. Wir haben keine Zeit. Ich habe gehört, wir haben immer noch einige Geiseln im Laden, die die Nacht überleben können
     
    „Ja, Sir.“
     
    Officer Cohen hatte das Lächeln eines 16jährigen, dem man erzählt hatte, daß der Weihnachtsmann nicht existierte und nun der Legende höchstpersönlich ins Gesicht blickte.
     
    „Es ist gut“, sagte er, als er in den Wagen einstieg, „daß Sie hier sind, Sir.“
     
    Joe zeigte ein

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