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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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mußte es der Rest der Nacht gewesen sein. Es ist noch dunkel draußen, widersprach er sich, wir haben noch Nacht. Ergo: Du hast nicht durchgeschlafen.
     
    Außerdem hätte Gwen ihn ins Bett geholt, sobald sie vom Supermarkt nach Hause gekommen wäre. Ben stand auf, schüttelte das linke Bein, weil sein Fuß eingeschlafen war und humpelte dann zur Küche. Sobald Gwen nach Hause gekommen wäre… dachte er wieder.
     
    Und dann, wieviel Uhr haben wir?
     
    Die Uhr auf der Küchentheke zeigte 2:16 Uhr. Es war schon über zwei Stunden her, daß Gwen losgegangen war. Über zwei Stunden. Und er hatte geschlafen. Scheiße. Sein Magen verkrampfte sich, zog sich zu einem kleinen, kalten Ball zusammen, der in seinen Eingeweiden schwebte.
     
    „Verfluchte Scheiße“, flüsterte er. „Gwen, was zum Teufel machst du? Kaufst du den ganzen Laden leer?“
     
    Sie würde jetzt jeden Moment hereinkommen. Sie würde ihn anlächeln, das Gesicht halb hinter den braunen Papiertüten verborgen, die man im Harper‘s  bekam, um seine Einkäufe nach Hause tragen zu können. Und in den Tüten wären genügend Einkäufe, um eine Großfamilie in den Rocky Mountains versorgen zu können, wenn sie den Winter über in einem Schneesturm feststeckten.
     
    Sie würde ihn anlachen, weil er das Gesicht eines besorgten Brummbären hatte, wie sie es immer ausdrückte, wenn sein ganzes Gesicht in Falten gelegt war und ihn um mehr als zehn Jahre älter wirken ließ als er in Wirklichkeit war.
     
    „Du bist noch wach“, würde sie sagen. „Großartig. Dann kannst du mir beim Auspacken helfen. Und dann – wenn du ein netter Mann gewesen bist – werde ich dir vielleicht auch etwas zu Essen machen.“
     
    Aber das war es nicht. Er hatte ein anderes Bild vor seinem geistigen Auge, das sich über diese Einbildung und dann auch über die wirkliche Wahrnehmung geschoben hatte. Er sah Gwen in einer Gasse liegen, nicht unweit von der University Street. Sie blutete aus mehreren Stichwunden. Ihr T-Shirt war zerrissen worden und ihre Brüste ragten heraus, über und über mit ihrem Blut bedeckt.
     
    Ben verfluchte sich selbst, Gwen und - da er schon einmal dabei war - gleich ganz New York. Dann humpelte er mit seinem eingeschlafenen Fuß ins Schlafzimmer, riß seine Sachen aus dem Stapel achtlos hingeworfener Kleidungsstücke, die beinahe den ganzen Schlafzimmerboden bedeckten, und zog sich sein Hemd über.
     
    Er machte sich gar nicht erst die Mühe, sein Unterhemd oder Socken zu finden.
     
    Er nahm seinen Schlüsselbund und ging aus der Wohnung, während er sich noch weiter anzog, das Hemd in die halb geöffnete Hose steckte und dann erst den Reißverschluß hochzog.
     
    Ben wartete einige Minuten am Fahrstuhl, aber bevor das lärmende Krachen des umgebauten Lastenaufzugs durch den Schacht zu ihm heraufdröhnte, überlegte er es sich anders und riß schon die Tür zum Treppenhaus auf.
     
    Er nahm mehr als drei Stufen auf einmal.
     
     
     
    „Sie wird mich umbringen“, sagte er sich, als er aus dem Treppenhaus kam, mit keuchendem Atem und verschwitztem Hemd.
     
    Hitze schlug ihm wie eine trockene, weiche Mauer entgegen, die seine Bewegungen einzuschränken versuchte, ihn umhüllte und in seine Poren eindrang. Ben blieb stehen, holte Atem und meinte wieder: „Sie wird mich umbringen.“
     
    Vielleicht sollte er nicht zum Harper‘s  gehen. Nicht nach der kleinen Meinungsverschiedenheit, die er mit Gwen gehabt hatte. Sie war ein großes Mädchen. Und – Sorge hin und her – sie konnte sehr gut auf sich alleine aufpassen; sie hatte schließlich schon in New York überlebt, bevor sie ihren strahlenden Held, Sir Benjamin Rickman, Ritter von eigenen Gnaden, auch nur ansatzweise gekannt hatte. Wenn er in diesen Laden hineinkam, dann würde sie ihn mit ihren großen Augen ansehen, ihre Augenbraue kurz hochziehen, als sei sie irritiert, um sich dann auf die Lippen zu beißen, damit sie nicht direkt zu einer scharfen Erwiderung ansetzte.
     
    „Oh Junge, sie wird mich umbringen.“
     
     
     
    02:18
     
    „Du wirst alt, Benjamin“, sagte er sich selbst. Wie lange hatte er geschlafen? Nach der Desorientierung zu urteilen, mußte es der Rest der Nacht gewesen sein. Es ist noch dunkel draußen , widersprach er sich, wir haben noch Nacht.  Außerdem hätte Gwen ihn ins Bett geholt, sobald sie vom Supermarkt nach Hause gekommen wäre. Ben stand auf, schüttelte das linke Bein, weil sein Fuß eingeschlafen war und humpelte dann zur Küche. Sobald

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