Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Live

Live

Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
Vom Netzwerk:
Frau über den Rücken.
     
     „Ganz ruhig, Gwen. Wir werden es schaffen. Sie werden es schaffen. Sie und das Baby. Versprochen.“
     
    Sie weinte. Und er hielt sie. Und er log sie an.
     
    So blieben sie lange sitzen.
     
     
     
    01:58
     
    In der Dunkelheit um Charlie Foster war es immer noch der 11. September. In der Dunkelheit würde es immer dieser Tag  vor über neun Jahren sein, der nie enden würde.
     
    Jemand hatte ihm eine Wasserflasche gegeben., als er sich auf dem Weg nach Downtown machte. Ein Straßenhändler mit einem Getränkestand, der unter dem Staub und der Asche einen Polizisten erkannt hatte.
     
    „Allah möge Ihnen gnädig sein“ hatte der Mann  gesagt, als er auf das massive Loch in der Skyline starrte, dort, wo noch vor einigen Minuten der erste Turm gestanden hatte, und so wie alle anderen in Downtown Manhattan war er ein Geist gewesen. „Sind sie in Ordnung, Officer?“
     
    Charlie hatte mit dem Kopf geschüttelt. Asche war aus seinen Haaren gefallen. Der Mann hatte aus seinem Getränkestand eine Flasche Wasser genommen.
     
    War zu Charlie gegangen, eine zweite Flasche in seiner Hand.
     
    „Bleiben Sie ganz ruhig,“ hatte der Mann mit einem tiefen arabischen Akzent gesagt. „Lassen Sie die Augen zu, beugen Sie sich vorneüber.“
     
    Charlie tat, was ihm gesagt wurde.
     
    Der Mann goß die erste Flasche über Charlies Nacken, ließ das Wasser über Kopf und Haare fließen. Die Asche in Charlies Gesicht wurde schmierig, aber das Brennen in den Augen ließ nach. Die zweite Flasche wurde ihm in die hand gegeben.
     
    „Trinken Sie. Kommen Sie schon. Nehmen Sie einen Schluck“, meinte der Mann. Charlie öffnete den Verschluß der Flasche, ließ das Wasser in seinen Mund. Spuckte es wieder aus, in einem dunklen Klumpen. Dann ein weiterer Schluck. Schon besser. Er konnte noch schlucken.
     
    „Wer tut so etwas?“ fragte der Mann neben ihm. Um sein Handgelenk war ein Gebetskranz geschlungen. Der Mann zitterte.
     
    Charlie würde nie seinen Namen erfahren.
     
    „Wer in Allahs Namen tut so etwas?“
     
    „Ich weiß es nicht,“ sagte Charlie heiser.
     
    Und dann stürzte der zweite Turm ein.
     
    Eine weitere Welle von Dunkelheit rollte durch die Straßen auf sie zu. Charlie griff nach dem Mann neben ihn, hörte ihn für einen Moment noch, wie er nach Allah rief. Dann war er weg, verschluckt vom Staub.
     
    Und Charlie war wieder allein.
     
    In der Dunkelheit.
     
     
     
    01:58
     
    „Verdammt“, sagte Julie Winters, „sterben Sie mir nicht unter meinen Fingern weg, Mann.“
     
    Sie wünschte sich, sie hätte einen Arzt hier. Sie wünschte sich, sie hätte Verbände. Desinfektionsmittel. Schmerzmittel. Irgendwas, mit dem sie hätte arbeiten  können
     
    Sie ließ ihre Augen über die einzelnen Regale streifen, mehrmals, immer wieder… Da war nichts, was ihr helfen würde. In ihrer rechten Hand hielt sie einen Schwamm, den sie mit Alkohol getränkt hatte. Julie öffnete die Windeln, die sie um den Bauch des Polizisten geschlungen hatte, zerriß mit Sorgfalt das Klebeband des provisorischen Druckverbands, legte das Papier beiseite, achtete darauf, daß die halb verschorften Teile der Wunde nicht wieder aufrissen und schaute sich die Haut des jungen Mannes an.
     
    Nicht gut.
     
    Ganz und gar nicht gut.
     
    „Die Kugel ist am Magen selbst vorbeigegangen, glaube ich“, meinte sie leise, in dem ruhigen und monoton klingenden Tonfall, den sie während einer Operation in der Notaufnahme des George Washington Hospitals hatte, ein Aufzählen der Fakten, als wäre ein Arzt neben ihr, der ihr zuhörte, während sie die Fakten von den einzelnen Monitoren ablas.
     
    „Blutverlust hält sich in Grenzen. Schätze, er hat bis jetzt einen Liter verloren. Wir brauchen eine Transfusion innerhalb der nächsten drei Stunden, wenn er am Leben bleiben soll.“
     
    Julie drückte ihren Zeigefinger und Daumen gegen die Schlagader des Polizisten, blickte mit einem Auge auf ihre Armbanduhr, beobachtete, wie der Sekundenzeiger weitertickte, während sie unter ihren Fingerspitzen das regelmäßige, schwache Pulsieren seines Blutes zählte. Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf. Sechs. Sieben.
     
    Julie nickte.
     
    „Puls ist schwach, aber regelmäßig.“ Sie erlaubte sich ein kleines Grinsen, als sie mit dem alkoholgetränkten Schwamm sehr vorsichtig die äußeren Ränder der Bauchwunde desinfizierte. Der Polizist zuckte zusammen, aber sie hielt ihn fest, so daß er sich durch eine

Weitere Kostenlose Bücher