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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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ruhig. Bis auf das Klopfen.
     
    „Kommen Sie rein“, sagte sie, verschränkte die Arme vor ihrer Brust und blickte weiter nach draußen. Sie wußte, wer es war. „Etwas neues, Jonessy?“
     
    „Auf MSNBC haben sie gesagt, daß es wahrscheinlich einen weiteren Toten gegeben hat“, antwortete eine junge, männliche Stimme.
     
     „Habe ich gehört. Und?“
     
    „Nach den Informationen Captain Sawyers ist das durchaus nicht unwahrscheinlich“, antwortete der Mann hinter ihr. Denise drehte sich um und stützte sich an der Rückenlehne ihres Sessels ab. „Es gab einen erneuten Schuß, aber er ist sich nicht sicher. Es gab keine Leiche. Keine sichtbare Leiche, jedenfalls.“
     
    „Lassen Sie mich raten, Jonessy“, unterbrach Denise den jungen Polizisten, „was Sawyer als nächstes vorhat. Die Scharfschützen sind postiert, die Gegend ist abgeriegelt. Er will wahrscheinlich, daß ich ihm den Befehl gebe, den Supermarkt zu stürmen.“
     
    Sie grinste freudlos. Das Gesicht hatte keine Falten, nicht einmal der Ansatz, den die meisten Frauen in ihrem Alter – Denise war im April 29 Jahre geworden – unter den Augen hatten, war bei ihr sichtbar geworden. Der Körper war drahtig und sehnig. Denise machte Krafttraining und auch die Selbstverteidigungskurse weiter, ganz so, als würde sie noch Dienst auf der Straße haben. Bei dem Gedanken mußte sie beinahe lachen. Sie war seit mehr als sieben Monaten nicht aus diesem Büro herausgekommen. Und langsam fühlte sie sich wie einer dieser Manager unten im Financial District, die sich in ihren Gebäuden einigelten, nur noch von Telefon, Fax und Computer mit der Außenwelt verbunden, Informationen nur aus zweiter Hand, die elektronisch aufgearbeitet und gefiltert worden waren, wie ein Kranker, der sich unter einem Sauerstoffzelt befand, weil ihn draußen eine Überdosis frischer Luft töten könnte
     
    Denise verlagerte ihr Gewicht auf den rechten Fuß und schaute den jungen Polizisten an. Er war in Straßenuniform gekleidet - blaues Hemd, dunkle Stoffhose, ein .38 Revolver am Gürtel, direkt neben den hell weiß schimmernden Handschellen.
     
    In seinem Gesicht waren noch die letzten Spuren von Akne zu sehen. Sein Name war eigentlich nicht Jonessy, sondern Andrew Jones, aber ein Spitzname war hartnäckig, und als der junge Cop seine Ausbildung im Polizeihauptquartier begonnen hatte, da schaute sich ihn einer der älteren Lieutnants an und meinte: „Jones? Wie die Katze in Alien, oder was? Mann, Jonessy, ich hoffe, du verirrst dich nicht hier im Gebäude.“
     
    Andrew Jones hatte damals nur schief gelächelt und den Spitznamen mit hilfloser Würde ertragen, selbst wenn er in den ersten Tagen immer zusammengezuckt war, wenn er ihn gehört hatte. Und irgendwann, nach ein paar Wochen, hatte er ihn akzeptiert, genauso wie Denise ihren eigenen Spitznamen Mama akzeptiert hatte, den ihr die Jungs vom Department gegeben hatte, als sie als jüngster Stellvertreter des Commissioners in der Geschichte der New Yorker Polizei benannt worden war. Wie bei Jonessy war er eigentlich abwertend gemeint gewesen, wurde aber im letzten halben Jahr nur noch mit Respekt ausgesprochen.
     
    „Was soll ich ihm sagen, Mama?“
     
    Jonessy holte sie unvermittelt aus ihren Gedanken zurück. Denise schüttelte den Kopf, rieb sich über die Augen und murmelte etwas, bevor sie ihm antwortete: „Sawyer soll nichts unternehmen. Wir schicken einen Unterhändler, Jonessy. Wenn SWAT  mit ihren Fingern auch nur in die Nähe eines Gewehrabzuges kommem, dann werd ich ihn persönlich in kleine, handliche Stücke zerlegen. Mach ihm das klar.“
     
    „Okay, Mama.“
     
    Jonessy verließ das Büro. Denise fühlte sich auf einsam. Sie wollte diesen verdammten Job nicht. Sie hatte ihn nie gewollt. Vor einem Jahr war sie Detective Denise Kamen gewesen. Ein guter Detective, zugegeben, aber auch nicht wesentlich besser als die meisten der Jungs im Department. Und bei weitem nicht so gut wie ihr Partner, ein älterer Mann namens Joseph Kovacs.
     
    „Mach keinen Unsinn, Joe“, flüsterte. Wenn es einen guten Polizisten in New York gab, dann war es Joe. Stur, vorsichtig, ruhig. Wenn es jemanden gab, der die Menschen aus dem Supermarkt herausholen konnte, dann Joe.
     
    Und trotzdem…
     
    Ein letzter Rest von Unsicherheit blieb.
     
    Was ist, wenn es wieder schiefgeht, wie vor drei Monaten im U-Bahn Tunnel ? sagte eine Stimme in ihr.  Es war eine bürokratische Stimme. Eine Stimme, die erst im letzten

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