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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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Gwen nach Hause gekommen wäre… dachte er wieder. Und dann, wieviel Uhr haben wir?
     
    Die Uhr auf der Küchentheke zeigte 2:18 Uhr. Es war schon über zwei Stunden her, daß Gwen losgegangen war. Über zwei Stunden. Und er hatte geschlafen. Scheiße. Sein Magen verkrampfte sich.
     
    „Verfluchte Scheiße“, flüsterte er. „Gwen, was zum Teufel machst du? Kaufst du den ganzen Laden leer?“
     
    Sie würde jetzt jeden Moment hereinkommen.
     
    Sie würde ihn anlächeln, das Gesicht halb hinter den braunen Papiertüten verborgen. Und in den Tüten wären genügend Einkäufe, um eine Großfamilie in den Rocky Mountains versorgen zu können, wenn sie den Winter über in einem Schneesturm feststeckten. Sie würde ihn anlachen, weil er das Gesicht eines besorgten Brummbären hatte, wie sie es immer ausdrückte, wenn sein ganzes Gesicht in Falten gelegt war und ihn um mehr als zehn Jahre älter wirken ließ als er in Wirklichkeit war.
     
    „Du bist noch wach“, würde sie sagen. „Großartig. Dann kannst du mir beim Auspacken helfen. Und dann – wenn du ein netter Mann gewesen bist – werde ich dir vielleicht auch etwas zu Essen machen.“
     
    Aber das war es nicht. Er hatte ein anderes Bild vor seinem geistigen Auge, das sich über diese Einbildung und dann auch über die wirkliche Wahrnehmung geschoben hatte. Er sah Gwen in einer Gasse liegen, nicht unweit von der University Street.
     
    Ben verfluchte sich selbst, Gwen und - da er schon einmal dabei war - gleich ganz New York. Dann humpelte er mit seinem eingeschlafenen Fuß ins Schlafzimmer, riß seine Sachen aus dem Stapel hingeworfener Kleidungsstücke, die beinahe den ganzen Schlafzimmerboden bedeckten, und zog sich sein Hemd über.Er machte sich gar nicht erst die Mühe, sein Unterhemd oder Socken zu finden.
     
    Er nahm seinen Schlüsselbund und ging aus der Wohnung, während er sich noch weiter anzog, das Hemd in die halb geöffnete Hose steckte und dann erst den Reißverschluß hochzog.
     
    Ben wartete einige Minuten am Fahrstuhl, aber bevor das lärmende Krachen des umgebauten Lastenaufzugs durch den Schacht zu ihm herauf dröhnte, überlegte er es sich anders und riß schon die Tür zum Treppenhaus auf.
     
    Er nahm mehr als drei Stufen auf einmal.
     
    „Sie wird mich umbringen“, sagte er sich, als er aus dem Treppenhaus kam, mit keuchendem Atem und verschwitztem Hemd.
     
    Hitze schlug ihm wie eine trockene, weiche Mauer entgegen, die seine Bewegungen einzuschränken versuchte, ihn umhüllte und in seine Poren eindrang. Ben blieb stehen, holte Atem und meinte wieder: „Sie wird mich umbringen.“
     
    Vielleicht sollte er nicht zum Harper‘s gehen. Nicht nach der kleinen Meinungsverschiedenheit, die er mit Gwen gehabt hatte. Sie war ein großes Mädchen. Und – Sorge hin und her – sie konnte sehr gut auf sich alleine aufpassen.
     
    Sie hatte schließlich schon in New York überlebt, bevor sie ihren strahlenden Held, Sir Benjamin Rickman, Ritter von eigenen Gnaden, auch nur ansatzweise gekannt hatte. Wenn er in diesen Laden hineinkam, dann würde sie ihn mit ihren großen Augen ansehen, ihre Augenbraue kurz hochziehen, als sei sie irritiert, um sich dann auf die Lippen zu beißen, damit sie nicht direkt zu einer scharfen Erwiderung ansetzte.
     
    „Oh Junge, sie wird mich umbringen.“
     
     
     
    02:24
     
    Captain Jake Sawyer schnaubte kurz, als er die breite, kantige Gestalt von Joseph Kovacs auf den Wagen der Einsatzleitung zukommen sah. Er griff in eine seiner Taschen der SWAT-Uniform, holte ein Stück Kautabak heraus, biß es ab und zermahlte den trockenen Ballen zwischen seinen Zähnen. Der Kautabak wurde in seinem Mund zu einer schwarzen, halb süßlichen Mischung aus Spucke und kleineren Fäden. Er spie aus und sah zu, wie der hellbraune Strahl seinen Mund verließ und direkt vor den Stiefeln des Neuankömmlings landete.
     
    Sawyer grinste müde und kaute weiter.
     
    „Schöne Nacht für so eine Scheiße“, meinte er, „nicht wahr, Lieutnant?“
     
    Joe Kovacs verzog keine Miene, als er die Jacke auszog, so daß man den Schulterhalfter seiner .357 Python sehen konnte.
     
    „Erinnert mich an die alten Zeiten“, fuhr Sawyer fort, „würde aber nicht unbedingt sagen, daß es die guten  alten Zeiten gewesen sind. Tut mir leid, daß der Bürgermeister Sie in der Scheiße hat sitzen lassen. Hätte auch ich sein können. Das wissen Sie, richtig?“
     
    Er hielt dem breiten Mann seine Hand hin.
     
    Joe sah nur kurz auf

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