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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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Sie den Jungen. Vielleicht erzählt er es Ihnen.“
     
    Er zuckte mit den Schultern.
     
    Davenport sah weg, herüber zu dem Jungen, der sich in eine Ecke zurückgezogen hatte und selbst jetzt noch zitterte. Im Gesicht von Joshua Dannerman fehlte es an Farbe, waren dunkle Ringe unter den Augen, die nur Schattierungen unter dem Grau der Haut waren. Er kaute an seinem Fingernägeln und in seinen Augenwinkeln glitzerte es feucht.
     
    „Glauben Sie, er wird es Ihnen erzählen?“
     
    Der Junge sah krank und verängstigt aus.
     
    „Nein.“
     
    „Sie würden es nicht verstehen, Mister Davenport. Noch nicht. Vielleicht später. Vielleicht, wenn wir uns später unterhalten.“
     
    Turow nahm das orangene Röhrchen von dem Tresen. Eine kleine Handbewegung, um den Deckel abzuziehen. Eine Pille auf seiner Handfläche. Und ein leicht verzogenes Gesicht, als er die Pille in den Mund schob.
     
    Dann verschwand er wie ein Schatten, leise, beinahe lautlos, nicht mehr als die Erinnerung an eine Bewegung, die in der Nähe war. Davenport faltete seine Hände. In seiner Schläfe pochte etwas. Davenport war sicher, daß er im Moment auch nicht wesentlich besser aussah als der Junge da hinten.
     
     
     
    02:31
     
    Die Nummer vom 13ten Revier fand Turow über die Google Maps Apps auf seinem iPhone. Drei kurze Klicks auf dem Touchscreen, die er ohne direkten Blick ausführen konnte. Der erste Klick seiner Fingerkuppe startete die Software, der zweite brachte alle Polizeireviere zum Vorschein, der dritte zeigte ihm das 13te Revier als das nächste in seiner Umgebung. Perfekt für verlorengegangene Touristen, hatte sich vielleicht einmal ein Programmierer gedacht.
     
    Die Nummer konnte man sich leicht merken. Mit einem Fingerwischen kehrte Turow zum Hauptmenü zurück. Und schaute auf sich selbst. Das Bild hatte Vanessa gemacht.
     
    Der Turow in dem Bild lächelte.
     
    Der Turow, der das Bild anschaute, schloß die Augen für einen Moment, dann wählte er die Nummer aus dem Gedächtnis.
     
    Auf die Idee, einfach 911 zu wählen, kam er erst gar nicht.
     
     
     
    02:32
     
    „13tes Revier, Officer Peréz am Apparat. Nein, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Wir haben in Kürze eine Pressekonferenz, auf der die Fragen der Presse beantwortet werden. Nein, es tut mir leid, ich kann Ihnen Vorab keine weiteren Auskünfte erteilen.“
     
    Geraldo Peréz überblickte das Chaos, das sich  im Vorraum des Reviers ausgebreitet hatte.  Natürlich waren die meisten Journalisten, vor allem die Fernsehreporter, draußen vor Ort, nur ein paar Meter vom Harper‘s entfernt. Aber einige der Zeitungsjournalisten hatten auch daran gedacht, einmal im nächsten Polizeirevier vorbeizuschauen. Die meisten von ihnen harrten jetzt schon eine halbe Stunde aus.
     
    Vor knapp zwanzig Minuten war ein Fax aus dem Büro des Commissioners an jede Pressestelle der Stadt gegangen. Um 2:40 Uhr würde es in der Lobby des 13ten Reviers zur ersten Pressekonferenz kommen.
     
    Weitere Journalisten, diesmal auch jeweils ein Fernsehteam der großen Sender, mehrere Teams aus dem Ausland, auf deren Kameras Namen und Symbole von Fernsehstationen waren, die Peréz noch nie gesehen hatte,  und – natürlich – auch diejenigen, die am meisten leere Zeit zur Verfügung hatten, die Nachrichtenkanale wie CNN, MSNBC und Fox News. Sie standen jetzt herum, unterhielten sich miteinander, verteilten Gerüchte wie Zuckerzeugs an Halloween, und warteten darauf, daß hier die Show endlich weiterging.
     
    Das Büro des Commissioners hatte einen Pressesprecher heruntergeschickt, ein dicker Mann mit kleinem Haarkranz, der sich nur noch an den Seiten der Schläfen an die Kopfhaut anschloß, ansonsten aber von der rosafarbenen Färbung des Schädels abgelöst worden war. In den kleinen Augen war noch der Schlaf zu sehen – der Mann mußte ebenfalls aus dem Bett geholt worden sein, während er mit einem leisen Murmeln über die vorbereitete Presseerklärung las, einige Worte strich, einen Halbsatz hier und da addierte, andere Sätze umstellte.
     
    Die Journalisten warteten ungeduldig.
     
    Und dazwischen: immer wieder Telefonanrufe. Ängstliche Stimmen, aufgeregte Bürger, dazwischen manchmal die schon beinahe hysterisch wirkenden Anfrage von Reportern, die sich Informationen über ihn heranholen wollten. Waren Polizisten im Supermarkt? Wieviele Verletzte? Wieviele Tote? Was wird die Polizei tun?
     
    Gebt uns eine Story! Wir haben Sendezeit zu füllen, gebt uns eine Story! Oder

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