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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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endlich ein für alle Mal absagen musste, verschob den Gedanken auf später und öffnete den Haupteingang des Stalls.
    Im Stall war es sehr viel dunkler als draußen im gleißenden Sonnenlicht. Ich brauchte einen Moment, um mich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Gerade wollte ich Eoins Namen rufen, als ich Stimmen hörte. Seine und die einer Frau. Ich kannte die Stimme der Frau: Es war Keera. Beherzt stemmte ich mich auf den Krücken ab und ging in die Richtung, in der ich sie gehört hatte, als sie verstummten. Erst dachte ich, sie hätten aufgehört zu reden, weil sie mich gehört hatten. Aber dann sah ich sie, eng umschlungen in einen Kuss versunken. Vor Schreck ließ ich die Krücken fallen. Mit einem lauten Scheppern schlugen sie auf dem Boden auf. Eoin und Keera lösten sich voneinander und starrten mich entgeistert an. Ich dachte nicht lange nach, drehte mich auf der Stelle um und rannte nach draußen, so schnell es mein Fuß zuließ.
    Eoin rief meinen Namen, als ich schon fast den Wagen erreicht hatte. Er rief immer noch nach mir, als ich schon eingestiegen war, das Auto gewendet hatte und zurück zur Straße fuhr.
    Ich weinte nicht. Ich war wütend. Wie konnte er mir das antun? Gestern Morgen erst hatte ich sein Bett verlassen. Ich war mir so sicher gewesen, was seine Gefühle für mich anging. Hatte ich mich denn so sehr getäuscht? Warum küsste er nun Keera? Und warum betrogen mich gerade alle Männer in meinem Leben?

    Ich raste in halsbrecherischem Tempo dahin.
    Als ich mein Tempo drosseln musste, weil ich in der Stadt angekommen war, dachte ich: Benjamin hat mich niemals so wütend gemacht. Habe ich ihn wirklich jemals geliebt? So geliebt?
     
    Ich saß wenig später am Bett meiner Mutter und erzählte ihr, was geschehen war. Ich ließ nichts aus, weder Benjamins Betrug noch Kates Triumph über Simon Simm, weder Cathal noch Eoin. Es half mir, mich zu beruhigen. Je länger ich sprach, je länger ich mit ihr sprach, desto sicherer war ich mir, richtig gehandelt zu haben. Es war, als könnte ich ihre Antworten spüren, obwohl wir nie zuvor solche Gespräche geführt hatten. Trotzdem wusste ich, was sie sagen würde. Dass sie sich für Kate freute. Dass sie genauso enttäuscht von Benjamin war wie ich. Dass Cathal richtig gehandelt hatte. Dass es auch richtig war, wie ich gerade handelte.
    »Du hättest mir viel früher von Vater erzählen müssen«, sagte ich zu ihr. »Warum hast du es nicht getan? Hast du dich geschämt? Wolltest du mich nicht belasten? Ich hätte es schon ausgehalten. Weißt du, auch wenn das alles furchtbar verwirrend ist – ich denke, ich kann jetzt vieles sehr viel besser verstehen. Wenn auch nicht alles.« Ich atmete tief ein. »Das mit dem Cottage verstehe ich noch nicht. Das wirst du mir erklären müssen. Warum hast du es gekauft? Warum wolltest du ausgerechnet dort leben? War Naoise denn nicht schon zu der Zeit weggegangen? Und warum willst du es jetzt verkaufen? Weißt du, ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich werde das Cottage nicht verkaufen. Schon gar nicht, ohne zu wissen,
was es damit auf sich hat. Nein, es hat nichts mit Eoin zu tun. Ich mache nicht wieder eine Entscheidung von einem Mann abhängig. Es hat nur mit mir und dir zu tun. Mit uns als Familie. Ich habe viel zu viel von Benjamins Denken in den letzten Jahren übernommen. Jetzt muss ich auf meine innere Stimme hören. Und die sagt mir, dass Irland der richtige Ort für mich ist. Ich will hierbleiben. Ich will, dass du wieder aufwachst und im Cottage wohnst. Keine Sorge, ich ziehe nicht wieder bei dir ein. Aber ich bleibe in der Nähe. Damit wir uns oft sehen können. Es gibt noch so vieles, was ich mit dir zusammen erleben möchte.«
    Was dann geschah, konnte ich kaum glauben. Erst dachte ich, ich hätte es mir eingebildet. Aber dann passierte es noch einmal: Deirdres Hand, die ich in meiner hielt, bewegte sich. Ich sprang auf und rief nach einer Schwester, dann setzte ich mich wieder neben sie.
    »Mam«, sagte ich leise. »Mam, ich bin hier. Wach auf!«
    Ihre Augenlider flatterten kurz, aber als die Schwester – eine, die ich bisher noch nicht kennengelernt hatte – ins Zimmer kam, war Deirdre wieder still und unbewegt wie zuvor.
    »Sie hat sich bewegt«, flüsterte ich. »Sie hat gespürt, dass ich da bin.«
    Die Schwester war nicht sehr beeindruckt. Sie sagte ein paar aufmunternde Sätze, überprüfte die Geräte, an die Deirdre angeschlossen war, und ging wieder.
    »Soll sie doch denken, was sie

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