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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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wohl einen anderen Ort suchen müssen. Und jetzt darf ich Sie bitten zu gehen. Es ist schon spät.«
    Jenkins wusste, wann er verloren hatte. Er klemmte sich die Aktentasche unter den Arm, nickte uns kurz zu und verschwand durch die Tür. Benjamin ging ihm hinterher, um sich wortreich für jegliche Unannehmlichkeiten zu entschuldigen und ihn zur Haustür zu bringen. Als er zurückkam, sagte ich:
    »Unannehmlichkeiten, hm? Damit meintest du wohl mich?«
    »Ally«, begann er in besänftigendem Ton, »bitte, ich bin hier, um …«
    »Was hast du mit ihm besprochen? Dass ich das Cottage verkaufen will? Wie kommst du darauf? Du mischst dich einfach in meine Angelegenheiten ein, ohne zu wissen, was ich überhaupt vorhabe. Und dass du überhaupt den Nerv hast, hier aufzutauchen, nach allem, was geschehen ist.« Ich schüttelte fassungslos den Kopf. »Was willst du noch?«
    »Mit dir reden. Du musst wissen …«
    »Verschon mich. Das Einzige, was ich von dir demnächst wissen muss, ist der Scheidungstermin. Und jetzt geh bitte.«
    Benjamin sah mich an. »Du wirfst mich raus? Mitten in der Nacht? Wo soll ich deiner Meinung nach hin?«
    »Nach Hause. Was weiß ich. Aber geh.«
    Ich ließ ihn stehen und ging nach oben in mein Zimmer,
warf mich aufs Bett und schloss die Augen. Ich wünschte mir Ruhe, ich wollte alleine sein, aber es klopfte, und Benjamin sagte gedämpft durch die geschlossene Tür:
    »Ally, ich komme heute nicht mehr weg, jetzt geht doch kein Flieger mehr. Kann ich nicht wenigstens über Nacht hierbleiben?«
    »Nimm dir ein Hotel«, antwortete ich, ohne vom Bett aufzustehen.
    »Das kannst du nicht von mir verlangen. Wir müssen doch noch so viel besprechen, wir …«
    »Es gibt kein wir mehr.«
    Für einen Moment herrschte Schweigen. Dann klopfte es wieder. »Darf ich reinkommen?«
    »Auf gar keinen Fall.«
    »Sollen wir uns durch die geschlossene Tür unterhalten? «
    »Wie wäre es mit gar nicht unterhalten?«
    »Ally, das hab ich nicht verdient.«
    Ich musste lachen. »Ach ja? Was hast du denn deiner Meinung nach verdient?«
    »Lass es mich dir doch erklären, bitte.«
    »Willst du ein Plädoyer halten?«
    Er zögerte kurz. »Wenn du es so nennen willst.«
    »Kein Interesse.«
    »Gut. Dann bleibe ich die ganze Nacht im Flur sitzen, klopfe an die Tür und sage eben von hier aus, was ich zu sagen habe.«
    Ich wusste, dass er genau das tun würde. Seufzend sagte ich: »Geh runter, ich komme gleich nach.«
    Ich blieb noch einen Moment auf dem Bett liegen und
dachte darüber nach, wie schnell sich Dinge ändern konnten. Mein Ehemann, den ich jahrelang treu und innig geliebt hatte, war mir so fremd geworden, dass ich ihn nicht einmal in mein Jugendzimmer lassen wollte, weil ich es als Eindringen in meine Privatsphäre empfunden hätte. Dabei spürte ich gar keinen Hass. Nur Abscheu und eine unüberwindbare Distanz.
     
    Wenig später saßen wir uns im Wohnzimmer gegenüber. Benjamin redete auf mich ein, als hinge sein Leben davon ab. Er versuchte, sich zu erklären, und als ich ihn unterbrach, weil ich seine Ausreden nicht hören wollte, kam er mit dem Vorschlag einer Trennung auf Zeit. Ich dachte darüber nach, wie seltsam es doch war, dass mich das, was er sagte, gar nicht interessierte oder berührte. Er redete und redete, und irgendwann war ich so müde, dass ich sagte: »Weißt du, ich höre schon seit einer Viertelstunde nicht mehr richtig zu. Von mir aus leg dich aufs Sofa, aber lass mich in Ruhe. Und nimm morgen den ersten Flieger. Ich habe viel zu tun.«
    Ich ging nach oben, ohne Gute Nacht zu sagen, wusch mir das Gesicht, putzte mir die Zähne und zog mich aus. Vom Fenster her hörte ich ein leises, langsames Trommeln, als würde jemand sacht mit den Fingerspitzen dagegentippen. Es hatte angefangen zu regnen. Cathal hatte also recht gehabt mit seiner Wettervorhersage. Ich legte mich ins Bett und dachte darüber nach, wie sich mein Verhältnis zu meinen Eltern in den letzten Tagen geändert hatte. So vieles, das ich endlich verstand, auch wenn die Wahrheit schmerzte. Aber sie schmerzte weit weniger als die Ungewissheit und die Spekulationen der vergangenen
Jahre. Und über diesen Gedanken schlief ich ein, bevor ich das Licht löschen konnte.
     
    Es muss das Bersten einer Fensterscheibe gewesen sein, das mich weckte. Schlaftrunken sah ich mich um. Das Licht war noch an, in meinem Zimmer war alles in Ordnung. Ich stand auf und ging in den Flur. Dort roch es nach brennendem Holz. Ich fragte mich verschlafen:

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