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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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Seit wann gibt es hier einen Kamin? Dann erst sah ich es. Mitten auf der Treppe brannte es. Wie ein Lagerfeuer. Nur dass es sich in Sekundenschnelle ausbreitete. Jetzt war ich hellwach. Die Flammen stiegen die Stufen hinauf und wurden zu einer Feuerwand. Sie züngelten an den Wänden entlang bis unter die Decke. Sie kamen immer näher. Ich spürte die Hitze auf der Haut. Erst, als ich dachte, ich müsste verglühen, schaffte ich es, mich aus der Schockstarre zu lösen und wich vor den näher kommenden Flammen zurück. Ich schrie um Hilfe, und im selben Moment ging der Feueralarm im Cottage los. Später würde ich mich daran erinnern, wie unlogisch meine Gedanken waren. Ich dachte: Ja, ich weiß , dass es brennt, warum macht denn keiner diesen Alarm aus?! Schritt für Schritt wich ich zurück. Mein Zimmer, dachte ich. Ich muss in mein Zimmer. Ich befand mich auf der anderen Seite des Flurs, nur wenige Schritte entfernt. Das Feuer breitete sich an der Wand entlang aus. Ich hatte zu lange gezögert. Ich sah, wie die Flammen nach meiner Tür griffen und mir den Weg in mein Zimmer versperrten. Warum brannte alles so schnell? War denn das gesamte Cottage aus leicht entzündlichen Materialien gebaut? Was hatten sich meine Eltern nur dabei gedacht? Hatten sie es
denn nicht renoviert, als sie hier eingezogen waren? Oder kannte man damals noch keine Feuerschutzbestimmungen?
    Sinnlos, Ally, ermahnte ich mich. Sinnlose Gedanken.
    Hinter mir lag Deirdres Schlafzimmer. Es war meine einzige Rettung. Ich riss die Tür auf, floh hinein, schlug die Tür zu.
    Sie würde nicht lange den Flammen standhalten. Aber wenigstens war es hier nicht so heiß wie im Flur. Von hier aus konnte ich nach draußen. Einfach aus dem Fenster springen. Alles war besser, als hier drin zu verbrennen. Dann fiel mir ein, dass ich in die Falle gegangen war. Unter dem Fenster war nur noch Steilküste. Ein schmaler Streifen nur trennte das Haus von dem Abgrund. Ich müsste direkt an der Wand hinabgleiten. Ein paar Zentimeter zu weit vor, und ich würde abstürzen. Aber hatte ich denn eine andere Chance?
    Ich zögerte. Ich hatte Angst davor zu springen. Ich hielt den Fenstergriff in der Hand, aber ich zögerte. Die Flammen prasselten gegen Deirdres Tür, es klang wie viele gigantische Trommelwirbel. Gleich frisst es die Tür, dachte ich und drehte an dem Fenstergriff.
    Nichts tat sich. Ich riss und zerrte und rüttelte, aber das Fenster blieb geschlossen. Hinter mir gab es einen lauten Knall. Ich fuhr herum und sah, dass die Tür geborsten war.
    Das Feuer kam ins Schlafzimmer.
    In diesem Moment wusste ich, dass ich sterben würde.
    Ich rüttelte weiter am Fenster. Keine Chance. Es tat sich nichts. Schlag das Fenster ein!, sagte eine Stimme in meinem Kopf. Sie klang wie Deirdre. Schlag das Fenster ein!

    Ich sah mich schnell nach etwas um, mit dem ich die Scheibe zertrümmern konnte. Das Feuer erreichte Deirdres Bett und tanzte auf ihren Kissen. Es war kaum noch Luft zum Atmen in dem Raum. Ich würde ersticken. Als ich nichts in greifbarer Nähe sah, das mir helfen konnte, hob ich den Ellenbogen und stieß ihn gegen die Scheibe. Einmal. Noch einmal. Und wieder. Endlich zerbarst das Glas. Ich schlug noch einmal gegen die Glasreste, bis der Fensterrahmen frei war.
    Und jetzt? Springen?
    Springen oder sterben. Springen und sterben. Bleiben und sterben. Das waren meine Möglichkeiten.
    Ich sah mich um nach dem Feuer. Deirdres Kleiderschrank brannte nun auch. Danach würde die Kommode …
    Die Briefe! Sie durften nicht verbrennen, nicht die Briefe!
    Wie konnte ich in diesem Moment an Deirdres Briefe denken? Oder war es Deirdres Stimme in meinem Kopf, die da sprach? Ich griff einen der Schuhkartons unter der Kommode. Mit dem Karton unterm Arm wandte ich mich zum Fenster. Der Raum fing an, sich zu drehen. Atmen!, rief Deirdre. Aber der Atem brannte in meinen Lungen. Ich sank auf die Knie, den Blick auf das eingeschlagene Fenster geheftet. Es war doch nur wenige Zentimeter entfernt, warum konnte ich nicht einfach hingehen? Mir fielen die Augen zu. Ich war unendlich müde. In das Prasseln des Feuers mischte sich das Prasseln des Regens, denn Cathal hatte ja recht gehabt, es regnete, und jetzt gerade musste draußen eine Sintflut sein. Der Regen wird das Feuer löschen, dachte ich und sank
mit dem Oberkörper auf den Boden. Einen Moment könnte ich schlafen … Nur einen ganz kleinen Moment … Und dann …
     
    Eoin erschien mir im Traum. Er lächelte mich an, formte mit

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