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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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den Lippen meinen Namen, aber ich konnte ihn nicht hören. Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, dann zog er mich an sich, hob mich hoch und trug mich fort. Ich fühlte mich wie der glücklichste Mensch, der je gelebt hatte. Frei, leicht und unbeschwert. Ich hatte keine Vergangenheit und keine Zukunft, ich hatte nur Eoin.
    Dann war Eoin verschwunden, und es war, als würde ich blitzartig durch die Luft gleiten. Flog ich? Schwebte ich? Ein weißer Lichtstreifen zog an mir vorbei, gleißend helles Licht, das mir in den Augen wehtat. Ich hörte, wie jemand meinen Namen sagte. Viele Stimmen sagten meinen Namen. Ein ganzer Chor. Aber ich wollte nicht antworten. Ich wollte nicht.
    Und dann war alles still und schwarz.

    11. Mai 1979
    Deirdre, mein Herz,
     
    seit ich dir das letzte Mal schrieb, ist viel passiert. Angie ist verhaftet worden. Sie sitzt im Armagh Gefängnis ein. Ich darf sie nicht besuchen, aber meine Schwester hat mir von den Zuständen erzählt, die dort herrschen. Eileen sagte, Angie hätte sich nicht beschwert. Sie weiß es von den Verwandten der anderen Frauen, die dort sind. Angie ist der tapferste Mensch, den ich kenne. Ich bete, dass sie durchhält und ihr nichts geschieht, aber ich weiß, dass es nichts nützt. Eileen macht sich Vorwürfe und sagt, es sei ihre Schuld, dass Angie im Gefängnis ist und dass eigentlich sie an ihrer Stelle dorthin gehört. Sie hat etwas vor, das weiß ich. Und ich fürchte, es wird für sie sehr gefährlich.
    Ich weiß nicht, ob meine Eltern es überleben, wenn Angie oder Eileen etwas zustößt. Sie haben mit Shane schon einen Sohn verloren (nun sind es schon vier Jahre ohne ein Lebenszeichen von ihm), ihr Schwiegersohn starb im Gefängnis, ihre Tochter kämpft einen aussichtslosen Kampf, der jederzeit tödlich enden kann…
    »Diesen Krieg gewinnen wir nicht«, sagt meine Mutter immer, und mein Vater widerspricht ihr schon seit Jahren nicht mehr. Letztens sagte er: »Die im Norden sollen das alleine regeln, was geht uns das an.« Ich sagte: »Hast du vergessen, wofür deine Eltern gekämpft haben? Dein Onkel
Eoin? Weißt du, was du da sagst?« Er gab mir keine Antwort. Seither habe ich sie nie wieder ein Wort über Angie und Eileen verlieren hören. Sie sprechen einfach nicht mehr über sie, so wie sie nicht mehr über Shane sprechen.
    Die beiden verhätscheln dafür nun meine vier Kleinen noch mehr als vorher. Eoin ist ihr erklärter Liebling, vielleicht, weil er der Jüngste ist.
    Nein, was mache ich hier eigentlich? Ich schreibe und schreibe, und ich höre schon seit einem Jahr nichts mehr von dir. Seit genau einem Jahr! Heute ist der 11. Mai.
    Unser Tag seit sieben Jahren, seit ich dich das erste Mal in meinen Armen hielt: am 11. Mai 1972. Vor einem Jahr hast du mir gesagt, dass du Colin heiratest. Natürlich, ich habe dich zu lange warten lassen. Stand unsere Liebe von Anfang an unter einem schlechten Stern? Warum , frage ich mich, haben wir nie endgültig zueinandergefunden? Seit unserer ersten Begegnung denke ich jede Minute nur an dich. Ich will mit dir weggehen, mit dir leben, mit dir eins sein…
    Gestern hörte ich, dass du im Februar eine gesunde Tochter bekommen hast. Ich wünsche alles Gute für dich und Colin, Gottes Segen für das Mädchen. Aber es zerreißt mich, weil eigentlich ich an deiner Seite sein sollte. Es ist meine Schuld. Ich bin ein Feigling.
    Mein Herz, sieben Jahre sind vergangen. Ich schreib dir sieben Jahre, dass ich dich liebe, und dies ist mein letzter Brief an dich. Ich habe verstanden, dass du dein Glück woanders suchst, und dass du nur glücklich sein kannst, wenn du mich aus deinem Leben streichst. In meinem

    Herzen ist nur Platz für dich, und vielleicht nimmt gerade das uns beiden die Luft zum Atmen.
    Sei wenigstens du frei! Denk nicht mehr an mich! Lebe! Und lass mich Lebewohl sagen.
     
    M.

30.
    Als ich die Augen aufschlug, war es gar nicht Eoin, der mich anlächelte, sondern Schwester Trish. Und sie zog eher eine Schnute, als dass man ihren Gesichtsausdruck als Lächeln bezeichnen konnte.
    »Kindchen, Kindchen, mit Ihnen hat man wohl nur Ärger, was?«
    »Ich hab doch gar nichts gemacht«, flüsterte ich. Meine Stimme gehorchte mir nicht. Ich räusperte mich, aber es half nichts.
    »Nicht so viel sprechen. Hört sich sowieso noch nicht sehr schön an.« Sie werkelte an einem Infusionsschlauch herum, der direkt in meine Hand führte. Mein Arm war um den Ellenbogen herum dick verbunden.
    »Was ist denn mit

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