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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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mir?«
    »Rauchvergiftung, Schnittwunden am Arm, ein paar Abschürfungen, Schock, nichts, was Sie in den nächsten Tagen umbringen würde. Sie hatten aber auch einen Schutzengel.«
    »Ich hab was von einem weißen Tunnel geträumt«, krächzte ich.
    Trish reichte mir ein Glas Wasser. »Viel trinken. Das mit dem weißen Tunnel kenn ich schon. Und nein, das war mit ziemlicher Sicherheit keine Nahtoderfahrung, sondern
nur der Krankenhausflur. Oder der Rettungswagen. Die Leute werden kurz wach, blinzeln ein bisschen, werden von dem Neonlicht geblendet, und schon denken sie, der Himmel sei nah.« Missbilligend schüttelte Trish den Kopf. »Leichtgläubiges Pack.« Ich musste lachen, brachte aber nur ein Husten zustande, und sie grinste. »Ist doch wahr«, fuhr sie fort. »Diese ganzen ›Ich habe das Licht gesehen‹-Berichte stammen bestimmt alle von Leuten, bei denen die Narkose nicht richtig eingestellt war. Kurz auf dem OP-Tisch wach geworden, in die Neonröhren geschaut und gleich Gott vermutet. Und jetzt trinken Sie mal Ihr Glas aus. Bevor Sie fragen: Ihrer Mutter geht es weder besser noch schlechter, und nein, Sie bleiben noch eine Weile im Bett. Draußen wartet übrigens Ihr Liebster auf Sie.«
    Benjamin? Natürlich, er war ebenfalls im Cottage gewesen!
    »Geht es ihm gut?«, fragte ich.
    »Ganz hervorragend.«
    Ich war erleichtert, dass ihm nichts geschehen war. Er hatte sich also retten können. Ihm war der Fluchtweg nicht versperrt gewesen. Das zu wissen, reichte mir. Deshalb sagte ich: »Ich will ihn nicht sehen, ich bin müde.«
    »Kindchen, Sie sind undankbar. Er hat Ihnen das Leben gerettet, und jetzt brennt er darauf, seine Heldentat bewundern zu dürfen – entschuldigen Sie das alberne Wortspiel. Sagen Sie wenigstens Danke, sonst bin ich Ihnen wirklich böse. So ein netter Kerl.«
    »Er hat mich gerettet? Du meine Güte … Richtig! Wie bin ich überhaupt aus dem Cottage gekommen? Ich kann mich an nichts erinnern. Ich vermute, er hat die Feuerwehr
gerufen, und die haben mich rausgeholt? Meinen Sie das?«
    Trish schüttelte den Kopf: »Trauen Sie ihm ein bisschen mehr zu. Der Gute hat eine lange Leiter geholt, ist raufgeklettert und hat Sie rausgetragen. Ich kann Ihnen sagen, er hat ein paar mehr Schrammen als Sie. Wollte trotzdem nicht stationär aufgenommen werden und lungerte stundenlang in der Cafeteria herum, weil ich ihn nicht auf die Intensivstation lassen wollte. Ich habe ihm gesagt: Junger Mann, da hätten Sie sich aber wirklich von uns aufnehmen lassen können! Sie hängen ja sowieso hier rum. Aber er blieb stur. Und jetzt kratzt er draußen an der Tür und will reingelassen werden.«
    So weit war ich nun also, dass ich meinem Ehemann, den ich nicht mehr Ehemann nennen wollte, nicht zutraute, mir das Leben zu retten. Sie hatte recht, ich war undankbar. »Schicken Sie ihn rein«, sagte ich schließlich.
    Trish lächelte zufrieden und verschwand aus meinem Blickfeld. Ich schloss die Augen und spürte die Tränen. Er hatte mich also gerettet. War das ein Grund, ihm alles zu verzeihen, es noch einmal mit ihm zu versuchen? War ich denn nicht lange Zeit sehr glücklich mit ihm gewesen, jedenfalls so lange, bis ich schwanger geworden war? Sicherlich musste ich mir einen Teil der Schuld dafür geben, dass er sich einer anderen Frau zugewandt hatte. Aber reichte das alles, um meine Entscheidung, ihn zu verlassen, rückgängig zu machen?
    Einige Minuten später öffnete sich die Tür. Aber nicht Benjamin, sondern Eoin trat ein. Mir blieb die Luft weg vor Freude.
    »Dein persönlicher Wachhund hat mich ganz schön
lange warten lassen«, sagte er, setzte sich zu mir ans Bett und nahm meine Hand in seine. »Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, weißt du das? Erst verschwindest du, ohne ein Wort zu sagen, und das Nächste, was ich sehe, ist, dass Deirdres Cottage abbrennt.«
    »Eoin!« Ich setzte mich auf und umarmte ihn. »Du hast mich gerettet?«, flüsterte ich.
    Er lachte und umarmte mich ebenfalls, aber ganz vorsichtig. »Dein Mann rannte etwas kopflos auf der Straße herum und rief zum wohl schon zwanzigsten Mal die Feuerwehr an, als ich kam. Ich hatte die Flammen von meinem Fenster aus gesehen und war sofort losgefahren. Zum Glück hatte ich eine lange Leiter im Wagen, weil ich Keera beim Anstreichen ihrer neuen Wohnung geholfen habe. Und der Rest, na ja.«
    »Aber unter dem Fenster ist die Steilküste! Das war gefährlich. Du hättest abstürzen können.«
    »Ach«, wiegelte er ab.

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