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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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verhindern sollte, dass Fußgänger und Autofahrer der Steilküste zu nah kamen. Er drehte mir den Rücken zu. »Jenkins hat dir nicht alles gesagt. Seine Pläne zerstören die gewachsenen dörflichen Strukturen, nicht nur von Myrtleville, sondern auch von allen anderen umliegenden Ortschaften. Es wird ein Einkaufszentrum geben, das allen lokalen Geschäften die Existenzgrundlage nimmt. Es wird große Restaurants geben, die mit unseren traditionellen Pubs nichts mehr zu tun haben. Betreiber dieser Geschäfte sind Jenkins’ Investoren. Die Leute, die hier leben, werden vielleicht als schlecht bezahlte Aushilfen dort Jobs bekommen. Die Touristen werden in diesen Läden ihr Geld lassen, nicht bei uns. Er wird neue Straßen bauen, neue Leitungen verlegen lassen …«
    »Eine verbesserte Infrastruktur, bessere Versorgung, oh ja, langsam verstehe ich, was du dagegen hast«, spottete ich.
    »Die Leute hier haben, was sie brauchen. Vor allem haben sie noch eine intakte Umwelt!«
    Ich schwieg und dachte nach. Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, und ich versuchte, mir die Landschaft vorzustellen mit einem Ferienpark, mit Supermärkten
und Familienpubs, mit Bars und Clubs. Die Küstenstraße wäre viel befahrener. Am Strand würden sich Jugendliche und junge Paare bis in die frühen Morgenstunden vergnügen. Tagsüber wären Scharen von Radfahrern und Wanderern unterwegs.
    Wäre das wirklich so schlimm? Würden die lokalen Geschäfte tatsächlich sterben? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das in Jenkins’ Sinn wäre. Er hatte die Einbindung der gewachsenen Strukturen stark in den Vordergrund gestellt. Außerdem lagen solche Bebauungspläne vorher bei den Ämtern aus und waren öffentlich einzusehen. War ich gerade dabei, einer von Eoins Lügen aufzusitzen? Andererseits hatte er recht, es würde mehr Licht und mehr Lärm geben, mehr Müll und mehr Abgase. Ich sah wieder in den Sternenhimmel, und wieder fiel eine Sternschnuppe.
    Eoin hatte sie ebenfalls bemerkt. »Jetzt im Juli gibt es schon einige«, sagte er. »Aber Anfang August sieht man die meisten.«
    Ich atmete die Seeluft ein. »Meine Mutter war bereit zu verkaufen«, sagte ich. »Sie hat es schriftlich fixiert und mit ihrer Anwältin durchgesprochen. Warum soll ich nicht ihrem Wunsch entsprechen?«
    Er drehte sich heftig um, packte mich an der Schulter und schüttelte mich. »Sie wollte eben nicht verkaufen! Tief in ihrem Innersten will sie für immer hierbleiben! Sie dachte, sie tut dir damit einen Gefallen!«, rief er aufgebracht.
    Ich wich ärgerlich zurück. »Wieso sollte sie mir damit einen Gefallen tun? Ich brauche ihr Geld nicht. Wahrscheinlich will sie sich nicht mehr mit einem einsamen,
arbeitsintensiven Cottage belasten, bei dem in absehbarer Zeit so einige Reparaturen und Renovierungsarbeiten anstehen. «
    Er schüttelte ungeduldig den Kopf. »Reparieren und Renovieren ist meine Aufgabe. Nein, sie wollte nicht, dass sie eines Tages zum Pflegefall wird, nicht genügend Geld da ist und man dich fragen muss, ob du deine kranke, alte Mutter durchfütterst. Jenkins’ Angebot kam da wohl gerade recht und war sicherlich hoch genug, um ihr diese Sorge zu nehmen. Ich hatte wirklich gehofft, sie überlegt es sich anders.«
    Ich begriff nicht, was er mir damit sagen wollte. »Aber ich könnte doch problemlos für alle Kosten aufkommen! Das wusste sie doch!«
    »Vielleicht wollte sie dich nicht fragen?«
    »Ich bin ihre Tochter, das ist doch selbstverständlich!«
    Ich spürte trotz der Dunkelheit seinen Blick auf mir. »Was ist noch alles selbstverständlich in einer Familie? Dass man miteinander Weihnachten verbringt? Die Geburtstage zusammen feiert? Sich öfter als alle drei Jahre sieht?«
    »Das geht dich nichts an«, sagte ich wütend, drehte mich um und ging die Küstenstraße hinunter in Richtung Emerald Cottage. Aber ich kam nicht weit. Schon nach wenigen Metern hörte ich seine schnellen Schritte hinter mir.
    »Wie gut kennst du eigentlich deine Mutter?«, fragte er, als er mich eingeholt hatte.
    Unbehaglich dachte ich an die Situation an Deirdres Krankenbett. An die Begegnung mit der Anwältin. Aber was ging ihn das alles an? »Ich kenne sie schon mein Leben lang, was soll das?«, schoss ich zurück.

    Er stellte sich mir in den Weg. »Weißt du, was ihr Name bedeutet?«
    Verwundert blieb ich stehen. Was für eine seltsame Frage. »Deirdre? Soweit ich weiß, ist es ein recht gebräuchlicher irischer Frauenname.«
    Ich ging

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