Lizenz zum Kuessen
Englisch« geführte Diskussion mit dem Taxifahrer endlich beendet hatte, in der beide vor allem wie wild auf den Stadtplan eingestochen hatten. »Jetzt lass uns mal über diese Sache reden.«
Nikki nickte. Ihr war zum Heulen zumute, was natürlich völlig inakzeptabel war. Sie stellte fest, dass sie immer noch keuchend atmete, als bekäme sie nicht genug Luft. Ihr Herzschlag pulsierte bis in die Fingerspitzen, wie die flatternden Flügel eines Kolibri.
»Du hast diesem Anwalt gesagt, wo du wohnst. Kurz darauf verfolgt uns jemand und versucht, dich umzubringen.«
»Verfolgt uns …«, stammelte Nikki verwirrt. »Nein …«
»Doch«, widersprach Val.
»Aber … Nein, ich glaube, dass der Typ schon vor uns da war«, sagte Nikki. »Er muss uns aufgelauert haben.« Zumindest war sie sich ziemlich sicher, dass es so gewesen sein musste. »Ich habe niemanden hereinkommen hören«, fügte sie schnell hinzu, da ihr bei Val ja nie viel Zeit zum Reden
blieb. Ihr Atem beruhigte sich langsam, die Panik ließ nach, aber das änderte nichts daran, dass dieser Vorfall höchst beunruhigend gewesen war.
Val winkte ab. »Er wird sich hinten reingeschlichen haben.«
»Woher sollte er überhaupt wissen, dass wir dort waren?«, fragte Nikki, die Vals Gedankengang nicht ganz folgen konnte.
»Aber das habe ich doch eben gesagt!«, rief Val ungeduldig. » Ich habe niemandem gesagt, wo wir heute hin wollten, also muss er uns gefolgt sein. Und weil dein Freund, der Anwalt, als Einziger weiß, wo wir wohnen, macht ihn das zum Hauptverdächtigen.«
»Mir ist nicht aufgefallen, dass uns jemand gefolgt wäre«, meinte Nikki.
Val verdrehte die Augen. »Du hast auch nicht darauf geachtet, oder?«, fragte sie spöttisch. Nikki biss sich auf die Lippe und schwieg, denn wo Val Recht hatte, hatte sie Recht. Auf mögliche Verfolger hatte sie nicht geachtet. Es war ihr nicht mal in den Sinn gekommen.
»Du hattest also Recht«, fuhr Val fort. »Wir sollten uns diesen Anwalt mal genauer anschauen.«
»Also, ich glaube …«, begann Nikki und versuchte, ihre wirren Gedanken zu ordnen. »Ich glaube, dass wir uns auch die anderen beiden vornehmen sollten. Den Typen mit den grässlichen Hemden, Victor, und diesen Sarkassian. Du hast gestern Abend mit Sarkassian geredet. Welchen Eindruck hattest du? Hat er irgendetwas Verdächtiges gesagt?«
»Gut möglich. Aber Sarkassian spielt nicht in deiner Liga, Kleine - den überlass mal mir.«
»Gerne«, erklärte Nikki sich sofort bereit, »aber findest du nicht auch, dass wir die beiden mal genauer unter die Lupe nehmen sollten?«
»Ja, klar, machen wir«, versicherte ihr Val, wenn auch in einem Ton, den Nikki wenig ermutigend fand. »Aber wir sollten unsere eigentliche Mission nicht aus den Augen verlieren. Lawan hat oberste Priorität.«
Nikki nickte. Das stimmte.
»Bevor wir uns über Sarkassian den Kopf zerbrechen, sollten wir erst mal ihre Wohnung durchsuchen.«
Nikki schob sich ein paar verschwitzte Haarsträhnen aus dem Nacken. Lawans Wohnung zu durchsuchen hatte heute als Nächstes angestanden, aber Nikki fand eigentlich, dass der mysteriöse Killer und sein grausiger Tod auf dem Gazellenhorn die Tagesordnung ein wenig durcheinanderbringen sollten.
»Okay«, stimmte sie widerstrebend zu. Ihr schwante Schlimmes, eine Wiederholung der wenig aufschlussreichen Stunden, die sie in Lawans Büro verbracht hatten - nur in größerem Maßstab.
Lawans Wohnung befand sich in einem heruntergekommenen Haus aus der Zeit der Jahrhundertwende mit starken britischen Einflüssen. In der Mauer war ein stabiles schmiedeeisernes Tor eingelassen. Val gab den Zahlencode ein, den Laura ihr auf die Rückseite einer Visitenkarte geschrieben hatte, das Tor öffnete sich, und sie traten in einen ruhigen Hof. In einer Ecke stand ein Schaukelgestell, das schon etwas Rost angesetzt hatte. Die Wohnung war ebenso spartanisch eingerichtet wie die Klinik - mit Ausnahme von Lawans Arbeitszimmer und dem Zimmer ihrer Tochter.
Lindawatis Zimmer war ein Mädchentraum in Rosa und Lila. Alles war rüschenbesetzt und pastellfarben, selbst das Moskitonetz über dem Bett. Im Arbeitszimmer herrschte kreatives Chaos. Zeitungen und Zeitschriften stapelten sich,
überall lagen Unterlagen und Papiere verstreut. An den Wänden hingen Bilder von Lawan und ihrer Tochter.
»Schau dir das an«, sagte Nikki und fischte eine Auszeichnung hervor, die unter den Papierbergen halb verschüttgegangen war. »In dem Feature, das wir während des
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