Lizenz zum Kuessen
war müde, kam sich dumm vor und fühlte sich in keinster Weise vorbereitet auf was auch immer vor ihr liegen mochte. Mit letzter Kraft trat sie sich
die Schuhe von den Füßen. Sie plumpsten neben ihrem Rucksack auf den Boden. Ein buntgescheckter Kater kam argwöhnisch hereingeschlichen. Groß und gut genährt, kam er behäbig und ein bisschen watschelnd auf sie zu. Mit samtener Tatze hieb er gegen Nikkis Rucksack und setzte sich dann davor, den buschigen Schwanz um sein Hinterteil gelegt. Er schielte ein bisschen, und Nikki kam sich vor, als würde nicht die Grinsekatze, sondern der verrückte Hutmacher sie anstarren.
»Pinkel bloß nicht in meine Schuhe«, warnte Nikki ihn, aber der Kater starrte sie nur weiter unverwandt an.
»Kommst du oder was?«, rief Val vom anderen Ende des Flurs.
»Komme«, rief Nikki zurück. Mit einiger Anstrengung stand sie auf und setzte sich in Bewegung. Val hatte die Sushi-Kartons auf den Couchtisch gestellt, dazu zwei Teller und zwei Paar Essstäbchen. Sie selbst hatte es sich auf dem Boden vor der Couch bequem gemacht. Der Fernseher lief.
»Was hat es eigentlich mit deinen ganzen Sprachen auf sich?«, fragte Val und wechselte zu einem anderen Programm. »Ich dachte, Linguisten würden Sprachen studieren. Ich hätte nicht gedacht, dass man dazu gleich zwölf davon lernen müsste.«
»Zwölf sind es ja auch nicht«, meinte Nikki verlegen. »Mein Vater hat Französisch gesprochen. Von ihm habe ich es gelernt, und der Rest ergab sich dann fast von selbst. Die romanischen Sprachen sind sich ja alle recht ähnlich.«
»Stimmt, habe ich auch schon mal gehört«, stimmte Val zu, entschied sich schließlich für MythBusters und lehnte sich zurück an die Couch. »Dein Dad hat also Französisch gesprochen - wie das?«
»Er ist aus Quebec.« Zu spät erkannte Nikki, dass das
Gespräch einen Verlauf nahm, der ihr wenig behagte. »Als ich klein war, haben wir zu Hause immer Französisch gesprochen. Zumindest er und ich - meine Mom hatte es damit nicht so. Sie ist Amerikanerin, aber ich bin in Kanada geboren.«
»Warum seid ihr da weggezogen?«, wollte Val wissen, goss Nikki ein kleines Glas Sake ein und schob es ihr rüber.
»Meine Eltern haben sich getrennt. Mom hat das Sorgerecht bekommen und ist mit mir zurück nach Washington gegangen. Keine große Sache eigentlich«, meinte Nikki achselzuckend, lächelte kurz und griff nach ihrem Sake. Für sie war das Thema damit erledigt.
»Und dein Dad ist in Kanada geblieben?«
»Mehr oder minder. Er ist ziemlich viel herumgereist.«
»Und deine Mom reist nicht so gern?«
»Nein, und ihr gefällt es auch nicht, wenn ich es tue. Ich glaube, sie macht sich einfach Sorgen, wenn ich nicht da bin.«
»Sie will nicht, dass du wie dein Dad bist.« Val hatte die Augen halb geschlossen, doch ihr Blick war umso schärfer. Nikki probierte einen Schluck Sake und versuchte, Vals prüfendem Blick auszuweichen.
»Kann schon sein«, meinte sie achselzuckend.
»Willst du noch einen?«, fragte Val und kippte ihren Sake in einem Zug.
»Oh nein, mir reicht der hier.« Nikki war froh, das Thema zu wechseln.
»Nichts da, du leistest mir beim Trinken Gesellschaft. Und was wir jetzt trinken, muss ich später nicht einpacken.« Sie grinste.
»Wenn du meinst«, sagte Nikki.
»Probier mal das Mahi Mahi, das ist wirklich gut.«
Sushi und Sake nahmen ihren Lauf, und als Dirty Jobs anfing, fand Nikki auf einmal, dass Mike Rowe richtig lustig war, wenn man eine halbe Flasche Sake intus hatte.
»Wie hattest du nochmal Mrs Merrivel kennengelernt?«, fragte Val, als sie mit einer weiteren Flasche aus der Küche zurückkam. »Sie wird dich wohl kaum bei dieser Recruitment-Veranstaltung in der Menge entdeckt und auf der Stelle angeheuert haben, oder?«
»Nein, hat sie auch nicht«, sagte Nikki.
»Dachte ich mir. Wie war es dann?«
»Tja …« Aus irgendeinem Grund wollte Nikki ihr nicht von Z’ev erzählen. »Also, eigentlich war das ein ganz komischer Zufall. Ich war mit einem Freund zum Lunch, und Mrs Merrivel war im selben Restaurant.« Nikki merkte, wie Val sie aufmerksam beobachtete. »Und dann später, bei dem Carrie-Mae-Meeting, hat sie mich wiedererkannt.«
»Und dich angeworben?«
»Na ja … nein. Das kam später. Nach dieser Sache. Willst du einen Film schauen?«
»Nicht unbedingt. Was für eine Sache?«
»Nachdem ich dieses Ding gewonnen hatte«, sagte Nikki. »Nein, ich will nichts mehr. Ich mache wirklich dumme Sachen, wenn ich betrunken
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