Lizenz zum Kuessen

schon gemacht, als sie zur Tür hereingekommen waren, und es hatte nicht den Anschein, als wolle er so bald damit aufhören.
    Nachdem sie sich in der Damenumkleide - von der Nikki vermutete, dass sie mal die Besenkammer gewesen war - umgezogen hatten, fingen sie und Val mit dem Workout an. Sie
machten abwechselnd Kraft- und Konditionstraining, und bis Val sich ausreichend aufgewärmt hatte, lief Nikki der Schweiß schon in Strömen runter. Außerdem machten ihr noch immer die Prellungen zu schaffen, die sie sich bei der Abschlussprüfung zugezogen hatte. Als Nikki sich die Schienbeinschützer anzog, kam ein kleiner, stämmiger Latino zu ihnen hinüber.
    »Hola, Domingo«, begrüßte ihn Val.
    »Hola«, erwiderte er.
    »Nikki, stell dich mal Domingo vor.«
    »Hola, Domingo. Soy Nikki. Es agradable satisfacerle.« Nikki war total begeistert, dass sie endlich mal wieder ihr Spanisch anwenden konnte.
    »Jetzt mal halblang, Schätzchen«, sagte Domingo. »Ich sehe ja vielleicht aus wie ein Mexikaner, aber geboren bin ich im abgefuckten Idaho, klar? Mexikanisch spreche ich höchstens, wenn ich beim Mexikaner bestelle.«
    »Sorry«, sagte sie, griff hastig nach ihrem Kopfschutz und ließ ihn prompt fallen. Am liebsten hätte sie ja noch seine Verwendung von ›Mexikanisch‹ korrigiert, aber es war seine Sprache, und sie wollte sich nicht noch mehr blamieren.
    »Okay«, sagte er, hob den Kopfschutz auf und reichte ihn ihr.
    Nikki fädelte ihren Pferdeschwanz durch den Helm und stülpte ihn sich über den Kopf.
    »Gut, dass du gekommen bist, Val«, sagte er und wandte sich von Nikki ab. »Du hast dich lange nicht blicken lassen. Ich wollte mit dir über … diese Sache reden.«
    »Hat alles geklappt?«, fragte Val.
    »Ja, bestens. Ich wollte mich bei dir bedanken.«
    »Keine Ursache«, fiel Val ihm ins Wort. »Jetzt sind wir quitt, okay?«

    »Schon verstanden«, erwiderte Domingo und nickte ernst.
    »Gut. Ich mag es nicht, noch irgendwo offene Rechnungen zu haben.« Val gab ihm die Hand, und er schlug ein, als würden sie einen Deal besiegeln.
    »So«, meinte Domingo und wandte sich wieder an Nikki, nachdem er ›diese Sache‹ anscheinend geklärt hatte. »Und du willst also zehn Runden mit Mohammed Al-Val kämpfen?«
    Nikki war gerade dabei, ihren Kopfschutz festzuzurren und hielt erschrocken inne. Das klang ja gar nicht gut. »Nur ein paar Runden zum Spaß«, stellte sie klar.
    »Fragt sich nur, wer den Spaß hat«, sagte Val, schob sich ihren schwarzen Zahnschutz in den Mund und grinste. Ihr Lächeln sah zahnlos und unheimlich aus. Nikki schob sich ihren weißen Zahnschutz in den Mund und machte Val ein Zeichen, dass sie anfangen konnten.
    »Ich glaube, ich bleibe hier und mache den Ringrichter«, sagte Domingo. Val zuckte gleichgültig mit den Schultern, aber Nikki war erleichtert.
    Val fing mit ein paar harten, gezielten Tritten in Nikkis Rippen an, und als Nikki ihre Deckung nach unten verlagerte, verpasste Val ihr prompt einen Hieb an den Kopf. Nikki versuchte seitlich zu attackieren und mehr Beinarbeit einzusetzen. Sie setzte ihr ganzes Können ein, aber es war, als könne Val aus einer Meile Entfernung alles vorhersehen, was Nikki vorhatte. Für jeden Punkt, den sie erzielte, bekam Val zwei. Valerie Robinson war einfach besser.
    Domingo zählte die Punkte mit und wachte über Schnelligkeit und Härte des Kampfes, was Nikki sehr zu schätzen wusste, aber in der dritten Runde hatte sie langsam genug. Sie wurde wütend. Und dann, vielleicht als kleine Belohnung für eine gute Tat in einem früheren Leben, schoss Val mit einer langen Geraden nach vorn, und Nikki wich im letzten
Moment zur Seite aus. Arme und Beine schlangen sich ineinander, es kam zu einem kurzen Gerangel, und plötzlich befand Nikki sich in perfekter Position für einen Hüftwurf. Sie packte Val an Hals und Handgelenk und schleuderte sie in hohem Bogen zu Boden. Auf halbem Weg entschied Nikki mitzuziehen, und mit einem dumpfen Knall landeten sie beide auf der Matte - Nikki oben, Vals Kopf und Arm in festem Griff. Val drückte den Rücken durch und versuchte, sich abzurollen, aber Nikki verlagerte ihr gesamtes Gewicht auf die Schulterblätter, zwang Val wieder zu Boden und verstärkte ihren Griff um Vals Hals und Arm. Wozu war sie schließlich auf der Highschool mit einem Wrestler zusammen gewesen? Val bäumte sich auf, und Nikki erwog kurz, loszulassen. Sie wusste, dass Val bald die Luft ausgehen musste. Ihre Partnerin gleich am ersten Tag zu