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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Maines
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assimiliert werden . Nikki nickte und folgte der Frau in den Saal. Angesichts so viel unerschütterlicher Fröhlichkeit konnte sie kaum denken.
    Noch ehe ihre lila gekleidete Begleiterin sie zu Nells Platz geführt hatte, entdeckte Nikki auch schon den blonden Haarschopf ihrer Mutter. Sie holte tief Luft und machte sich auf einiges gefasst. Die Carrie-Mae-Dame zeigte auf den leeren Stuhl, der glücklicherweise direkt am Gang stand. Dann
winkte sie ihr zum Abschied fröhlich zu und verschwand wieder nach draußen.
    Nell schaute gereizt auf und deutete nachdrücklich auf den freien Stuhl neben sich. Als Nikki sich auf ihren Platz sinken ließ, fing sie sich einen wütenden Blick von ihrer Mutter ein. Z’evs Kuss prickelte noch auf ihren Lippen, und eine Schrecksekunde lang glaubte sie, dass ihre Mutter ihn sehen könnte, wie er da auf ihren Lippen flatterte wie ein knallroter Schmetterling.
    »Du bist zu spät!«, zischte ihre Mutter ihr zu. »Und du hast dein Handy abgestellt!« Letzteres schien schwerer zu wiegen als das Zuspätkommen.
    »Ging wegen des Vorstellungsgesprächs nicht anders.« Nikki lächelte entschuldigend und versuchte, ihre Mutter mit einer beschwichtigenden Geste zum Schweigen zu bringen. Nell schnaubte leise und wandte sich wieder der Rednerin zu.
    Nells Oberteil war ein geometrischer Mustermix aus grellen Farben und hatte einen V-Ausschnitt, der tiefe Einblicke in ihr Dekolleté gewährte. Nikki hatte den Geschmack ihrer Mutter schon immer seltsam gefunden. In ihrem Kleiderschrank hingen schlichte Stücke von Gap neben absolut bizarren Geschmacklosigkeiten. Wie Nell es jeden Morgen schaffte, sich einigermaßen bürotauglich anzuziehen, war Nikki seit jeher ein Rätsel.
    Sie nutzte die Verschnaufpause, während sie von Nell beharrlich ignoriert wurde, kramte ihre Puderdose hervor und prüfte mit einem diskreten Blick in den Spiegel, ob ihr Lippenstift verschmiert war. Glücklicherweise hatte Z’ev keine sichtbaren Spuren hinterlassen. Als sie die Puderdose wieder in ihrer Tasche verschwinden ließ, ging auf einmal lautes Gelächter durch den Saal. Nikki sah überrascht auf.

    »Aber wissen Sie«, sagte die Rednerin gerade, »wenn ich eine Diamantuhr hätte, würde ich natürlich auch die dazu passenden Ohrringe wollen.« Sie schaute sich mit gespielt unschuldiger Miene im Publikum um. Ihr Gesicht war rund und füllig, und sie hatte die dazu passende Figur.
    Die Menge im Saal war ganz angetan und strahlte. Nikki rutschte auf ihrem Stuhl herum und versuchte eine Position zu finden, in der die ergonomisch geformte Rückenlehne sich nicht zwischen ihre Schulterblätter bohrte. Niemand außer ihr schien ein Problem mit den Stühlen zu haben, und auf einmal fühlte sie sich furchtbar allein. Sie kam sich vor, als wäre sie zu spät zu einer Comedy-Show gekommen, wenn das Publikum sich schon warm gelacht hatte und das Gelächter ansteckend ist - nur nicht für sie.
    Die Dicke marschierte noch immer auf der Bühne auf und ab und warb unverdrossen für die vielen Vorzüge von Carrie Mae. Nikki bewunderte sie dafür, auf zehn Zentimeter hohen Absätzen eine so energiegeladene Vorstellung abliefern zu können. Ihr zumindest taten die Füße höllisch weh, nachdem sie den ganzen Tag in High Heels verbracht hatte - und sie war nur halb so schwer. Sie überlegte, ob es wohl auffallen würde, wenn sie sich einfach die Schuhe auszog.
    »Das ist also Mrs Merrivel?«, flüsterte Nikki ihrer Mutter zu. Nell schüttelte den Kopf. »Nein, das ist die Organisatorin der Veranstaltung.« Noch während Nell sprach, kam die Frau auf der Bühne zum Ende und bat um eine Runde Applaus, als sie die Hauptrednerin ankündigte.
    »Und nun einen kräftigen Applaus für Miranda Merrivel, meine Damen!«, rief sie und klatschte eifrig, um das Publikum anzufeuern. Nikki hätte sich am liebsten unter ihrem Stuhl verkrochen, als eine kleine, zierliche Frau unbestimmbaren
Alters in einem leuchtend blauen Kostüm forschen Schrittes die Bühne betrat.
    »Kein Wunder, dass sie den Weg kannte«, murmelte Nikki und lächelte entschuldigend, als sie dafür einen argwöhnischen Blick von ihrer Mutter kassierte.
    Eine Dreiviertelstunde später hatte sie Kopfschmerzen. Im Saal war es warm und stickig, die Luft mit Parfüm und Haarspray geschwängert. Nikki überlegte, ob Mrs Merrivel vielleicht an einer Persönlichkeitsstörung litt. War sie in der Lobby noch nett und verständnisvoll gewesen, ein bisschen wie eine liebe Großmutter, hatte sie

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