Lizenz zum Kuessen
dieser Krankenpfleger? Was sollen wir wegen dem machen?«, fragte Nikki.
»Nichts«, erwiderte Val. » Nichts «, wiederholte sie, als Nikki etwas sagen wollte. »Zuerst bringen wir Laura in Sicherheit, und wenn sie den Typen wirklich gesehen hat, ich betone wenn , können wir uns später immer noch um ihn kümmern. Kapiert?«
»Okay«, stimmte Nikki zögernd zu. Klang logisch, aber irgendwie auch langweilig.
Das Taxi hielt in einer langen Reihe anderer Taxis. Der Fahrer zeigte eine Straße hinunter, in der sich Menschen jeden Alters, jeder Nationalität und jeden erdenklichen Geschlechts tummelten. Die Mädchen aus den Bars stolzierten in Klamotten herum, die fast alles entblößten und für Nikkis Auge einfach zwei Nummern zu klein wirkten. Trotz viel Latex und Netzstrümpfen sahen die Mädchen nicht besonders
sexy aus, eher ziemlich gelangweilt. Ihre im Schnitt sechzigjährigen Begleiter schienen sich weitaus besser zu vergnügen. Oder zumindest betrunkener zu sein.
»Ich komme mir vor, als wäre ich in der Schmuddelecke meines Videoladens gelandet«, meinte Nikki. »Diese Typen glauben doch nicht im Ernst, dass die Mädchen sie mögen?«
»Wer weiß? Das männliche Ego ist zu ungeahnter Selbsttäuschung fähig. Los, komm, wir müssen das Eden finden.«
Das Eden war der Club, vor dem die längste Schlange anstand. Nikki hielt sich dicht hinter Val. Wie immer, wenn sie unter vielen Menschen war, fühlte sie sich allein und etwas verloren. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten oder wohin sie schauen sollte, also verlegte sie sich aufs Beobachten und musterte alles und jeden. Ihr entging weder die unausgesprochene Verständigung zwischen Paaren, die Langeweile der Barmädchen noch die feindselige Stimmung zwischen zwei Soldaten, die jeden Moment in eine handfeste Schlägerei umzuschlagen drohte. Die Straße war von bunten Läden und kleinen Essensständen gesäumt, von Lichterketten und Papierlaternen beleuchtet und so voller Menschen, dass Nikki fast klaustrophobische Zustände bekam. Dann entdeckte sie in der Menge auf einmal jemanden, der ihr irgendwie bekannt vorkam. Ihr stockte der Atem. Doch als sie sich auf die Zehenspitzen reckte und versuchte, ihn deutlicher zu sehen, war er verschwunden. Nikki schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich träumte sie wieder. Es war jetzt fast sechs Monate her. Wann würde sie ihn endlich vergessen? Selbst wenn er dank eines wundersamen Zufalls wirklich in Thailand sein sollte, würde er sich bestimmt nicht mehr an sie erinnern. Nachdem sie sich von diesem deprimierenden Gedanken erholt hatte, schaute Nikki sich wieder nach Val um, die sich zielstrebig an den Anfang der Schlange durchgeboxt
hatte. Ein einziger vernichtender Blick auf den Türsteher war alles, was Val brauchte, um reingelassen zu werden.
Nikki eilte ihr hinterher, doch der bullige Türsteher versperrte ihr den Weg.
»Is’ voll«, brummte er und hängte die rote Samtkordel wieder vor.
»Wenn du da rein willst, musst du mehr Haut zeigen«, klärte sie eins der Mädchen auf, die hinter ihr anstanden. Nikki blinzelte und sah genauer hin. Das Mädchen war gar kein Mädchen. Ob ihr Begleiter das wohl wusste? Und schlimmer noch - er/sie hatte Nikki gesagt, sie sähe nicht scharf genug aus, um in diesen Club zu kommen! Zugegeben, sie trug keinen ultrakurzen Minirock, sondern Caprishorts, aber ihre Schuhe waren ziemlich cool und sexy. Und ja, man konnte ihr nicht gerade bis zum Bauchnabel schauen, aber ihr Oberteil saß hauteng und hatte einen hübschen Ausschnitt.
Ihr Gegenüber trug ein superknappes Kleid aus weißem Latex. Okay - da konnte Nikki natürlich nicht mithalten. Suchend schaute sie die Straße hinab und sah von der Markise eines Ladens leuchtend bunte Seidenstoffe hängen. Sie rannte los.
»Schönes Kleid, Miss?«, fragte der Mann, der vor dem Laden stand. »Machen wir dir in einem Tag.«
»Ich brauche nur einen Rock - in fünf Minuten«, sagte Nikki.
»Zwanzig Minuten?«, bot er an.
»Echt?«, fragte Nikki erschrocken.
»Kurzer Rock?«
»Ähm, ja«, stammelte Nikki.
»Kein Problem«, sagte er und hielt ihr grinsend die Tür auf.
Genau eine Viertelstunde später verließ Nikki den Laden in einem farblich perfekt auf ihre Schuhe abgestimmten seidenen Minirock und einem dazu passenden rückenfreien Oberteil. Auf dem Weg zurück zum Eden schwang Nikki die Hüften. Ihr würde kein Türsteher mehr den Einlass verweigern.
Der Türsteher versuchte es nicht einmal. Anstandslos ließ er sie
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