Lizenz zum Kuessen
heißt es weiter abwarten und Tee trinken, denn es dürfte ein Weilchen dauern, dieses Chaos hier zu sichten.«
»Eine gute Idee. Ich mache uns schnell einen Tee.« Lächelnd stand Laura auf und eilte aus dem Zimmer.
»So war das eigentlich nicht gemeint«, meinte Val, doch zu spät. Laura war schon zur Tür hinaus und lief geschäftig den Korridor hinab. Val grinste Nikki an. »Los, beweg dich, sonst werden wir hier nie fertig.«
»Und wo sollen wir anfangen?« Entmutigt schaute Nikki auf die Berge von Papier, die sich überall türmten.
»Ordentliche Stapel machen«, erwiderte Val. »Gleiches zu Gleichem. Und sowie wir ihren Computer freigeräumt haben, will ich, dass du dir anschaust, was sie Schönes auf dem Rechner hat.«
Als der Taxifahrer sie wieder vor dem Hotel absetzte, war es längst dunkel. Müde trotteten sie durch die Lobby und hinauf zu ihren Zimmern. Nikki freute sich aufs Abendessen und auf ihr Bett. Ihr erster Tag als Geheimagentin hatte nicht gerade ihren Erwartungen entsprochen.
Die Durchsuchung von Lawans Büro war eine Pleite gewesen. Die Unterlagen hatten sich fast ausschließlich als Patientenakten erwiesen, die bis zum Gründungsjahr der Klinik zurückreichten. Die Hälfte der Dateien auf ihrem Computer war in Thai und somit für Nikki unverständlich. Weiterhin hatte die Durchsuchung der Räumlichkeiten ein Paar Ohrringe, einen beachtlichen Vorrat an amerikanischer Schokolade und ein Programm für ein Kickbox-Turnier zutage gebracht, das hinter eine der Schreibtischschubladen gerutscht war. Das Filzen des Büros hatte somit nicht mehr ergeben, als dass dort eine viel beschäftigte Frau arbeitete.
Kurz bevor sie ihre Zimmer erreicht hatten, klingelte Vals Handy.
»Laura?«, sagte Val sofort, als sie ranging. »Ja … Laura, was sagen Sie da? Sie haben ihn gesehen? Wen gesehen? Er kam aus … Ja, ihm zu folgen war eine ziemlich dumme Idee. Wo ist er dann hingegangen? Nein! Laura?« Irritiert schaute Val ihr Handy an. »Verdammt«, sagte sie und schaute Nikki an.
»Probleme?«, fragte Nikki und spürte einen kräftigen Adrenalinschub.
»Könnte man so sagen.« Val wählte eine Nummer und hielt sich das Handy ans Ohr. »Geht nicht ran. Blöde Kuh.« Ärgerlich klappte sie das Handy zu.
»Okay, zieh dir was Nettes an«, sagte sie zu Nikki und schüttelte den Kopf. »Wir müssen nochmal los - blutige Amateure retten.«
Thailand III
Party!
Nikki flitzte ins Bad und versuchte, sich hübsch zu machen, fühlte sich aber noch immer nicht vorzeigbar, als Val kurz darauf an die Tür klopfte.
»Los geht’s!«, blaffte Val knapp, das Handy am Ohr. Ohne auf Nikki zu warten, lief sie Richtung Fahrstuhl weiter. Ihr war es natürlich gelungen, sich in Windeseile etwas anzuziehen, das sexy und sportlich zugleich aussah.
»Da«, sagte Val und warf Nikki ihr Handy zu, »drück so lange auf Wahlwiederholung, bis sie rangeht.« Nikki tat wie geheißen und hielt sich das Handy ans Ohr. Nach ein paarmal Läuten sprang die Mailbox an.
»Hi, hier ist die Mailbox von Laura Daniels. Leider bin ich derzeit nicht persönlich zu erreichen, aber wenn Sie mir nach dem Ton eine Nachricht hinterlassen, rufe ich so bald wie möglich zurück. In dringenden Fällen rufen Sie bitte meine Assistentin an unter 076 - 218979. Einen wunderschönen Tag!«
Eine so offiziell klingende Ansage hatte Nikki auf einem privaten Handy noch nie gehört. Gerade als sie dazu eine Bemerkung machen wollte, zerrte Val sie in ein Taxi.
»Zum Eden«, sagte Val an den Fahrer gewandt. »Und gib Gas, Junge.«
»Hast du gerade ›Gib Gas, Junge‹ gesagt?«, fragte Nikki.
»Was dagegen?«
»Nein, ich bin nur froh, dass uns immer Paris bleibt.«
»Was?«, fragte Val. »Du redest manchmal echt Scheiße, weißt du das?«
»Klischees. Du weißt schon: Agenten, Humphrey Bogart, Casablanca«, klärte Nikki sie auf und lächelte entschuldigend wegen ihrer ungewollten Assoziationen. Val schien wenig überzeugt.
»Klar, aber um wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren: Laura Daniels, unsere Idiotin der Woche, hat den Krankenpfleger gesichtet und beschlossen, ihn zu verfolgen. Sie ist ihm bis zu einem Nachtclub in der Innenstadt gefolgt, nur leider wurde die Verbindung getrennt, bevor sie mir nähere Infos geben konnte.«
»Warum hat sie uns nicht gleich angerufen?«, fragte Nikki.
»Weil sie blöd ist«, schnaubte Val. »Versuch weiter, sie zu erreichen. Vielleicht finden wir sie ja noch, bevor sie sich umbringen lässt.«
»Und
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