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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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unmoralisch! Nach meinem Verständnis ist die vorsätzliche Tötung unschuldiger Menschen Mord!«
    Brigadegeneral a. D. Iftach Spector, israelische Fliegerlegende
    »Es ist eine fürchterliche Situation! Eine Tragödie! Aber, die Regierung ist für den Schutz ihrer Bürger verantwortlich. Wenn es also ›verhältnismäßig‹ erscheint, dann macht sie etwas, das auch die Tötung eines Kindes einschließt!«
    Asa Kasher, Philosophieprofessor und Berater der israelischen Streitkräfte
    Die Exekutionskampagne des israelischen Militärs begann rund zwei Jahrzehnte vor der irrtümlichen Hinrichtung des unbescholtenen Palästinensers Omar al-Qawasmeh, am 15. Februar 1992. Zwar besaßen Spezialagenten des Auslandsgeheimdienstes Mossad schon seit Gründung des jüdischen Staats eine Lizenz zum Töten, die Streitkräfte hielten sich bis zu diesem Zeitpunkt jedoch weitgehend zurück.
    Doch als sich an diesem Februarmorgen über dem Süd-Libanon plötzlich eine Chance ergab, schlug die Armee erstmals zu. Und schon damals spielte Ehud Barak als IDF-Generalstabschef die entscheidende Rolle.
    Die Vorgeschichte: Im Oktober 1986 stürzte eine Phantom der israelischen Luftwaffe über dem Libanon ab. Pilot und Navigator retteten sich mit dem Schleudersitz und landeten mit dem Fallschirm in Feindesland. Doch während der Pilot sofort von einem israelischen Helikopter aufgenommen und in Sicherheit gebracht werden konnte, geriet der Navigator, Ron Arad, in Gefangenschaft einer schiitischen Gruppierung, die sich Amal nannte. In den folgenden achtzehn Monaten verhandelte die Regierung auf geheimen Kanälen über die Freilassung Arads, dem es den Umständen entsprechend gut ging und der seiner Familie sogar Briefe schicken konnte.
    Doch irgendwann im Jahr 1988 endete der Kontakt, eine andere Organisation, möglicherweise die Hisbollah, hatte der Amal offenbar ihren Gefangenen abgekauft; der junge Israeli verschwand völlig von der Bildfläche selbst der tief im Herzen Libanons operierenden israelischen Agenten. Dennoch ließ die Regierung in Jerusalem, angetrieben von der Verpflichtung, nie einen eigenen Soldaten zurückzulassen oder aufzugeben, keine Möglichkeit ungenutzt, etwas über Ron Arad in Erfahrung zu bringen.
    Im Juli 1989 drang ein Kommando der israelischen Elite-Einheit Sayeret Matkal bei Nacht und Nebel in den Libanon ein und entführte den spirituellen Anführer der Hisbollah, Scheich Abdul Karim Obeid, nach Israel. Ziel war, Obeid gegen Ron Arad auszutauschen. Doch erstaunlicherweise kam kein entsprechendes Angebot von der Hisbollah. Entweder war der Scheich nicht wichtig genug – oder der israelische Navigator war gar nicht oder nicht mehr im Gewahrsam der schiitischen Terroristen. Die Regierung unter Yitzhak Schamir entschloss sich deshalb, ein weiteres Faustpfand aus dem Libanon zu beschaffen: den gerade gewählten neuen Generalsekretär der Hisbollah, Scheich Abbas al-Mussawi. Viele Szenarien wurden durchgespielt und wieder verworfen. Doch im Februar 1992 ergab sich plötzlich eine Möglichkeit: Der israelische Militärgeheimdienst Aman hatte erfahren, dass al-Mussawi einen Besuch im südlibanesischen Dorf Jibshit plante, zusammen mit seiner Frau und seinem sechsjährigen Sohn. Außerhalb der streng kontrollierten Innenstadt von Beirut bestand vielleicht eine Möglichkeit, den Hisbollah-Chef zu kidnappen und nach Israel zu verschleppen.
    Gegen 10.30 Uhr am 16. Februar 1992 gerät al-Mussawis Fahrzeugkonvoi ins Visier einer hoch über dem Süden Libanons kreisenden unbemannten Observationsdrohne, die Bilder in Realzeit ins Kommandozentrum der israelischen Luftwaffe in Kirya bei Tel Aviv schickt. Die Militärs sehen zwei Mercedes Limousinen auf dem Bildschirm, je einen Range Rover davor und dahinter, al-Mussawi ist offensichtlich mit mindestens einem halben Dutzend Bodyguards unterwegs. Augenblicklich macht sich Enttäuschung in der Runde breit. Eine Entführung unter diesen Voraussetzungen wäre viel zu gefährlich, da sind sich die Militärs einig. »Wenn wir ihn nicht kriegen können, schießen wir ihn ab«, wirft Generalstabschef Ehud Barak ein, so schnell bekomme man den Hisbollah-Chef nicht wieder vor die Flinte. Plötzlich geht es nicht mehr darum, Ron Arad lebend nach Hause zu bringen, es geht um eine Hinrichtung. Sicher, der Chef der Terrororganisation Hisbollah hat nach israelischer Einschätzung den Tod verdient. Aber was wären die Folgen? Einige Offiziere halten eine Exekution aus heiterem Himmel deshalb für

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