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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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über die gewöhnlichen Qualitäten eines Geheimagenten verfügen. Er sollte entschlossen, mutig, intelligent, einfallsreich und physisch durchtrainiert sein. Falls spezielle Ausrüstungen wie Handfeuerwaffen oder Drogen nötig sind, so ist klar, dass er außergewöhnliche Fähigkeiten besitzen muss.
    Mit Ausnahme von ›terroristischen‹ Exekutionen ist es wünschenswert, dass sich der Attentäter nur kurzzeitig in der Gegend aufhält. Er sollte nur ein absolutes Minimum an Kontakten mit dem Rest der Organisation haben und seine Anweisungen nur mündlich von einer einzigen Person erhalten. Seine sichere Evakuierung nach der Tat ist absolut unerlässlich, aber auch hier sollten die Kontakte so begrenzt wie möglich sein. Es ist vorteilhaft, dass die Person, die dieBefehle erteilt, auch für die Durchführung des Rückzugs oder der Deckung verantwortlich ist« (CIA-Ratgeber für gezielte Tötungen, 1953).
    Diese allgemeinen Empfehlungen aus dem CIA-Ratgeber für gezielte Tötungen klingen wie eine Jobbeschreibung israelischer Kidon-Agenten. Das ist jene Gruppe von Mossad-Spezialisten, die das breit gefächerte Handwerk des gezielten Tötens beherrschen und es spätestens seit dem palästinensischen Anschlag auf die israelische Mannschaft während der Olympischen Spiele 1972 in München immer wieder ausüben. Sicherlich wurden über die Jahre ein paar Regeln ergänzt und aktualisiert. Es kamen Innovationen aus der Pharmazie, der Technik und der Elektronik hinzu, schließlich beschäftigt der Mossad ein ganzes Heer von Naturwissenschaftlern, darunter Toxikologen und Chemiker, in deren Labors neue effektive und nicht nachweisbare Stoffe, Tinkturen, Medikamente, Betäubungsmittel und Todesdrogen synthetisiert wurden. Mit Strychnin und Arsen, die der CIA-Experte 1953 empfahl, würde der Mossad heute sicherlich keinen Giftmord mehr durchführen.
    Die taktischen Empfehlungen aus dem Jahre 1953 dagegen scheinen heute so gültig wie damals, als es darum ging, Kommunisten in Guatemala ins Jenseits zu befördern.

Der Taschenspieler
    »Zauberei und Magie … sind auch das Handwerk des Teufels und von bösen Geistern!«
    John Mulholland im Vorwort seines »Book of Magic«, 1963
    »Ladies and Gentlemen, the one and only John Mulholland!« Die Radio City Music Hall tobt. Im Kegel des Scheinwerferlichts erscheint ein etwas schlaksiger, lächelnder Mittfünfziger im Smoking auf der Bühne, der Großmeister der amerikanischen Illusionskünstler, eine Legende der Zauberei zu Lebzeiten.
    New York im Frühjahr 1953. Im fernen Korea kämpfen tapfere GIs gegen die roten Aggressoren aus dem Norden, in Afrika kriechen überall die Kommunisten aus ihren Löchern, der Weltfrieden scheint bedroht. Überall auf dem Globus herrscht der Kalte Krieg mit den Sowjets und ein heißer, womöglich nuklear geführter Krieg liegt in der Luft. Verunsicherung hat sich ausgebreitet in den Vereinigten Staaten. In solchen Zeiten gewinnt die Welt der Illusion, in der alles so spielend erscheint, an Faszination, als hoffe jeder insgeheim, auch die düsteren Perspektiven einer militärischen Konfrontation mit einem Fingerschnippen oder einem beschwörenden Abrakadabra vertreiben zu können.
    Die Reihen der Radio City Music Hall sind meist bis auf den letzten Platz gefüllt, wenn John Mulholland und seine Magie auf dem Programm stehen. Mit seinen schlanken Händen zieht er die Blicke der Zuschauer magnetisch an, lenkt die Aufmerksamkeit mit ein paar geschmeidigen Bewegungen auf seine linke, während sich der Trick selbst in seiner rechten Hand abspielt. Seine Fingerfertigkeit, seine Ausstrahlung begeistern auch einen 34-jährigen Doktor der Naturwissenschaften, der im Publikum sitzt und die Show gebannt verfolgt: Dr. Sidney Gottlieb, CIA-Officer und Leiter der Abteilung Special Operations. Gottliebs Besuch der Vorstellung besitzt einen professionellen Hintergrund. Der Geheimdienstmann plant, den Hexenmeister mit den fixen Händen als Berater zu verpflichten. Er soll ein Handbuch verfassen, »top secret« versteht sich.
    Die Tricks des großen Meisters sollen CIA-Agenten in die Lage versetzen, tödliche Pillen und Tinkturen aus Gottliebs Giftarsenal unbemerkt in die Cocktailgläser oder Kaffeetassen sowjetischer Spione, kommunistischer Rädelsführer oder Staatschefs anderer Länder zu schleusen, deren politische Absichten den amerikanischen Interessen diametral entgegen stehen.
    Der Magier als Handlanger: John Mulholland zauberte nicht nur Kaninchen aus dem

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