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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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mehr als zweihundert Menschen starben, Tausende wurden verletzt. Al-Qaida übernahm die Verantwortung, später stellte sich heraus, dass die beiden Terrorattacken von Osama bin Laden persönlich organisiert und überwacht worden waren. Daraufhin ordnete Clinton »Operation Infinite Reach« an, einen Militärschlag mit Hilfe von Cruise Missiles gegen Ausbildungscamps von al-Qaida in der afghanischen Provinz Khost. Und er machte der amerikanischen Bevölkerung in einer Rede an die Nation deutlich, dass er bereit war, harteMaßnahmen anzuordnen. Ziel sei nicht mehr ausschließlich, bin Laden zu stellen, anzuklagen und zu verurteilen, sondern vielmehr, ihn mit militärischen Mitteln zu jagen und zu töten. Zwar vermied der Präsident, al-Qaida den Krieg zu erklären, aber im Prinzip lief es darauf hinaus.
    Wenn es sich um einen bewaffneten Konflikt zwischen zwei Staaten gehandelt hätte, wäre, völkerrechtlich gesehen, ein Angriff auf das militärische Führungspersonal des Gegners erlaubt. Bei al-Qaida handelte es sich allerdings nicht um einen Staat, sondern um ein internationales Terrornetzwerk, das im Völkerrecht nicht vorgesehen war. Mehr noch: Eine militärische Operation gegen dieses Netzwerk wäre automatisch ein feindseliger (unerlaubter) Akt gegen jenen Staat, in dem es angegriffen wird. Aber über diese Bedenken setzte sich Clinton hinweg, als er amerikanische Marschflugkörper am 20. August 1998 gegen Ziele in Afghanistan auf den Weg schickte. Das Ziel der Operation sei, verkündete die US-Regierung, terroristische Infrastrukturen zu zerstören, vor allem aber »bin Laden und seine führenden lieutenants zu töten«. Gleichzeitig griff die US-Luftwaffe im Sudan an, bombte die Fabrik al-Shifa im Norden der Hauptstadt Khartum in Schutt und Asche, in der vornehmlich Anti-Malaria-Medikamente produziert wurden. CIA-Experten hatten eine finanzielle Verbindung zwischen dem Unternehmen und bin Laden, und dann auch noch in Bodenproben aus der Umgebung der Anlage verräterische chemische Spuren entdeckt, sie waren deshalb der Überzeugung, in al-Shifa würden Grundstoffe für ein künftiges Nervengas-Arsenal von al-Qaida produziert oder gelagert. Diese Einschätzung ist bis heute umstritten. In Afghanistan kamen etwa zwei Dutzend Menschen bei »Infinite Reach« ums Leben, bin Laden und seine Kommandeure waren nicht darunter; der Luftschlag in Khartum tötete einen Arbeiter, weit mehr Menschen, Schätzungen gehen in die Tausende, könnten in denFolgemonaten und -jahren durch den Ausfall lebensrettender Präparate gestorben sein.
    Am 20. Dezember 1998 lagen »Alec Station« erneut Erkenntnisse über den Aufenthaltsort bin Ladens vor. Die CIA-Sondergruppe erbat vom Weißen Haus die Genehmigung für einen Angriff, die aber verweigert wurde. Begründung: Falls bin Laden inzwischen das Weite gesucht hätte, wäre der zu erwartende Kollateralschaden nicht zu rechtfertigen. Die Agency schien genervt über das schwerfällige Genehmigungsverfahren, das ihr keine Möglichkeit einräumte, schnell zu reagieren, sie ließ sich deshalb am 25. Dezember 1998 vom Weißen Haus eine Art Generalvollmacht ausstellen, bin Laden ermorden zu dürfen. Clinton unterschrieb. Der Präsident wollte ihn nicht mehr dead or alive , der Präsident wollte ihn tot.
    CIA-Chef George Tenet indes legte Clintons Autorisierung, die seine Leute selbst formuliert hatten, sehr defensiv aus, er glaubte nach wie vor, eine Tötung bin Ladens sei nur dann erlaubt, wenn bei dem Versuch, ihn gefangen zu nehmen, etwas schiefgehe. Im Februar 1999 und noch einmal im Mai 1999 blieben deshalb zwei Möglichkeiten ungenutzt, den Terrorchef zu liquidieren, weil Tenet sich nicht traute oder moralische Skrupel hatte – oder beides zusammen. Der damalige Chef von »Alec Station« räumte später ein, »es wäre so viel einfacher gewesen, ihn zu töten«, als ihn festzunehmen. Der Präsident erneuerte seine Erlaubnis zum gezielten Töten noch einmal im Juli 1999, aber es ergab sich dann keine Möglichkeit mehr.
    Am 12. Oktober 2000, in den USA lief gerade der Präsidentschafts-Wahlkampf auf Hochtouren, näherte sich im Hafen von Aden im Jemen ein kleines Boot dem vor Anker liegenden Zerstörer USS Cole . Die Detonation von mehreren Tonnen Sprengstoff riss ein riesiges Loch in die Außenwand, tötete siebzehn und verletzte vierzig weitere Besatzungsmitglieder. Innerhalb von vier Wochen lagen »Alec Station« ausreichende Hinweise dafür vor, dass Osama bin Laden persönlich die

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