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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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Gesetzen, die für bewaffnete Konflikte gelten, ist die Tötung einer Person, die eine ständige Bedrohung für die Vereinigten Staaten darstellt, ein Akt der Selbstverteidigung und keine Hinrichtung.«
    US-Präsident Bill Clinton, Dezember 1998
    Beirut, Libanon, 18. April 1983. Niemandem fällt der zerbeulte Pick-up auf, obwohl die Last den Wagen offensichtlich regelrecht in die Knie zwingt. Er fährt für Beiruter Verhältnisse extrem langsam, was sich hinterher nicht nur durch das große Gewicht erklären würde, sondern auch durch die Natur seiner Ladung. Der Fahrer folgt dem fließenden Verkehr, der um diese Mittagszeit sehr heftig ist und ihn immer wieder zum Bremsen zwingt, wobei er höllisch aufpasst, dass er seinem Vordermann nicht zu dicht auffährt. Dann nähert er sich dem siebenstöckigen Gebäude der US-Botschaft, drosselt sein Tempo, um nach links, über die Gegenfahrbahn abzubiegen, was ein wütendes Hupkonzert hinter ihm auslöst. Aber das nimmt der Mann wahrscheinlich gar nicht mehr wahr, er ist jetzt voll darauf konzentriert, seinen Job, den letzten in seinem Leben, planmäßig zu Ende zu bringen. Er drückt das Gaspedal bis zum Anschlag durch, Richtung Eingangspforte, die der Pick-up mühelos durchbricht, weil er schon so viel Fahrt aufgenommen hat, dass die Wachposten ihre Waffen nicht mehr in Anschlag bringen können. Sekundenbruchteile später holpert der Wagen die paar Stufen zur Eingangshalle hoch. In dem Moment, in dem er als gigantische Bombe durch die Tür kracht, es ist genau 13.03 Uhr Ortszeit, wird Beirut von einer gewaltigen Explosion erschüttert. »Der ganze Mitteltrakt des Botschaftsgebäudes stieg Dutzende von Metern in die Luft, blieb dort scheinbar eine Ewigkeit lang schweben und stürzte dann in einer Wolke aus Staub, menschlichen Körperteilen, Holzsplittern und Papierfetzen in sich zusammen«, erinnert sich Robert Baer, ehemaliger CIA-Officer, der sich damals gerade auf einen Einsatz im Nahen Osten vorbereitete. 63 Menschen sterben, darunter 17 Amerikaner; unter den Toten sind sechs CIA-Beamte. Auch Bob Ames, der Beauftragte der Agency für die Region, kommt ums Leben. Er ist auf Besuch in Beirut und hat nur kurz in der Botschaft vorbei geschaut. »Bobs Hand, an der noch der Ehering steckte, fand man eine Meile vor der Küste im Wasser treiben«, schreibt Baer.
    Obwohl der Anschlag schmerzlich für die amerikanische Seele und das amerikanische Prestige ist, weigert sich US-Präsident Ronald Reagan, dem Libanon den Rücken zu kehren. Die Hisbollah, auf deren Konto der Angriff geht, beginnt umgehend damit, weitere Anschläge vorzubereiten. Am 23. Oktober 1983 fliegen zwei mit Sprengstoff beladene Lastwagen gleichzeitig in die Luft, einer in den Baracken der US Marines in der Nähe des Flughafens von Beirut, ein zweiter auf dem französischen Stützpunkt im Libanon; 241 Marines und 58 französische Fallschirmjäger kommen ums Leben. Nach späteren Geheimdienstberichten steht Hisbollah-Drahtzieher Imad Mughniyeh während der beiden Explosionen auf dem Dach eines Hochhauses in Beirut, um die Anschläge mit dem Fernglas zu beobachten. Jetzt glaubt auch Reagan keine andere Wahl zu haben, als die Marines aus dem Libanon abzuziehen. Es ist der erste große Erfolg von Hisbollah-Selbstmordanschlägen – und eine Wende in der amerikanischen Politik.
    Reagan unterzeichnet die National Security Directive 138 , in der ein Wechsel von »passiven zu aktiven Verteidigungsmaßnahmen« gefordert wird, und in der er die CIA auffordert, »Kapazitäten zu entwickeln, um Gruppen und Individuen zuvorkommen zu können, die Anschläge gegen amerikanische Interessen planen«. Hat er auch gezielte Tötungen im Auge, obwohl er an der EO 12333 nicht rührt?
    Am 5. April 1986, ziemlich genau drei Jahre nach dem ersten Hisbollah-Anschlag von Beirut, kommt es zu einem Sprengstoffattentat in der Berliner Diskothek La Belle , die regelmäßig von US-Soldaten besucht wird. Zwei GIs und eine türkische Frau sterben, mehr als zweihundert Menschen werden verletzt. Die libysche Urheberschaft oder wenigstens Finanzierung des Anschlags scheint schnell gesichert, sodass Reagan am 14. April zu einem groß angelegten Vergeltungsschlag ausholt (»Operation El Dorado Canyon«). Der Bombenangriff konzentriert sich auf drei Ziele in der Umgebung von Tripolis, darunter die El Azzizya Kaserne, Wohnsitz und Hauptquartier des libyschen Machthabers Colonel Muammar al-Ghadafi. Ghadafi bleibt zwar unverletzt, aber seine

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