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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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gehandhabt wissen: Die Mitglieder des VCI-Netzwerkes (»Vietcong civilian infrastructure«) sollten verhört, gefoltert, zum Wechseln der Fronten gezwungen, gefangengenommen oder umgebracht werden.
    »Wir hatten mit dem Start des Programms eine Menge zu tun«, bekannte William E. Colby vor einem Kongressausschuss 1971, »wir entwickelten die Ideen, diskutierten die Notwendigkeiten und entwickelten einige der Methoden«. Der spätere CIA-Chef kannte das Land, er war bis 1962 für die Agency an der Botschaft in Saigon stationiert gewesen, danach hatte er als Kommandeur Civil Operations and Rural Development Support ( CORDS ) das Geheimprojekt Phoenix in Vietnam geleitet.
    Die Sache eskalierte, als die Amerikaner begannen, monatliche Vorgaben für verhörte, gefangengenommene oder getötete Vietcong-Helfer zu machen. In den Vietnam Infor mation Notes des amerikanischen State Department stand damals eine genaue Zahl: »Das Ziel für 1969 ist die Eliminierung von 1800 VCI pro Monat.«
    415 amerikanische »Militärberater« waren 1970 im Rahmen von Phoenix aktiv. Einer von ihnen, Barton Osborne, sagte später vor dem Parlamentsgremium aus: Tausende vietnamesischer Zivilisten, die im Verdacht standen, die kommunistische Guerilla zu unterstützen, mit ihr zu sympathisieren oder die sich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort aufhielten, seien nur deshalb gefoltert und getötet worden, um die Quoten zu erfüllen. »Ich wüsste von keinem Häftling, der … ein Verhör überlebt hätte. Sie starben alle! … Die Mehrheit wurde entweder zu Tode gefoltert oder aus dem Helikopter geworfen.« Es habe überdies »niemals eine überzeugende Begründung für die Behauptung« gegeben, dass »irgendeines dieser Individuen tatsächlich mit dem Vietcong zusammenarbeitet«, fügte Osborne hinzu, er nannte Phoenix »ein steriles, unpersönliches Mordprogramm«, das »vergleichbar mit den Gräueltaten der Nazis« sei.
    Das Church-Komitee, das sich 1975 noch einmal mit der Rolle der CIA im Rahmen von Phoenix befasste, kam zu dem Ergebnis, dass zwischen Anfang 1968 und Mai 1971, also über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren, 20587 Vietnamesen dem geheimen Mordprogramm zum Opfer gefallen waren. Heute gibt es sogar Anhaltspunkte dafür, dass die Zahl der Opfer mit bis zu 40000 doppelt so hoch lag.
    Angesichts der von ihm ermittelten Fälle hatte der Ausschuss am Ende keine Zweifel, dass die CIA verschiedene Mordkomplotte gegen ausländische Staatsoberhäupter und vietnamesische Zivilisten geplant, organisiert und durchgeführt hatte; weit weniger eindeutig blieb, ob alle Pläne von ganz oben, also aus dem Weißen Haus, oder auch nur vom Direktor des Geheimdienstes abgesegnet worden waren. Abteilungen wie jene von Sidney Gottlieb schienen den Senatoren eine Art Eigenleben geführt zu haben, ohne ausreichende Kontrolle und ohne die Vermittlung bestimmter Wertmaßstäbe. Offenbar wähnten sich einige Offiziere des Dienstes in dem guten Glauben, Exekutionen seien eine Art »zulässiges Instrument« amerikanischer Außenpolitik. Dabei hatten Frank Church und seine Kollegen mit Ausnahme der Vietnam-Erfahrungen lediglich politische »plots« analysiert, nicht jedoch Exekutionen, die von der CIA an gegnerischen Spionen, Überläufern oder Agenten vorgenommen wurden, also die eher gewöhnliche »Drecksarbeit« in Zeiten des Kalten Krieges.
    Die Tätigkeit des Church-Komitees hatte weitreichende Folgen: Zum einen wurden sowohl im Senat als auch im Abgeordnetenhaus zwei permanente Ausschüsse ins Leben gerufen, um die parlamentarische Kontrolle der US-Geheimdienste zu verstärken. Zum zweiten erließ US-Präsident Gerald Ford die Executive Order Nr. 11905, in der festgelegt wurde, dass »kein Mitarbeiter der amerikanischen Regierung sich an politischen Exekutionen oder entsprechenden Konspirationen beteiligen darf«. Die auf Ford folgenden Präsidenten erneuerten diese Befehle nicht nur, sie verschärften sie sogar: Jimmy Carter verzichtete in seiner EO Nr. 12306 auf die Einschränkung »politische«, verbot also alle Arten von Exekutionen. Ronald Reagan wiederum übernahm zwar in seiner EO Nr. 12333 Carters Formulierung, fügte aber einen klarstellenden Satz an: »Indirekte Beteiligung: Keine Behörde der Geheimdienstgemeinde darf sich an Aktivitäten beteiligen oder irgendeine Person mit Aktivitäten beauftragen, die nach dieser Anweisung verboten sind.« Reagans Anweisung Nr. 12333 ist bis heute in Kraft.

Die Jagd beginnt
    »Nach den

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