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Lizenz zur Zufriedenheit

Lizenz zur Zufriedenheit

Titel: Lizenz zur Zufriedenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nico Rose
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198 – Zudem sind sie leistungsfähiger und erfolgreicher im Job 199 und verdienen im Mittel auch besser 200 . Es geht hier also tatsächlich um eine Art Lebensgrundgefühl, eine vorbewusste Antwort auf die Fragen: Wer bin ich? Wie gut bin? Und was kann einer wie ich vom Leben erwarten? 201
    Der Ursprung des Lebensgrundgefühls
    Doch wieso gibt es überhaupt Menschen mit niedriger zentraler Selbstbewertung? Wieso in Dreiteufelsnamen sollte ein Mensch z. B. das Gefühl haben, seine Ziele nicht erreichen zu dürfen – so wie ich es in der Vigor -Studie erfragt habe? Zunächst einmal sind auch hier wieder die Gene anzuführen, die unseren Charakter entscheidend mit prägen. Jedes Elternpaar der Welt wird aus eigener Erfahrung bestätigen können, dass Kinder eben keine unbeschriebenen Blätter sind, wenn sie zur Welt kommen. Sie bringen bereits eine vorangelegte Persönlichkeit mit: Während ein Kind, sobald es nur krabbeln kann, ganz vorwitzig die Welt erkundet, bleibt ein anderes lieber ängstlich in der Nähe von Vater oder Mutter. Wir haben also nicht alle die gleichen Startbedingungen: Einige Menschen trauen sich per Geburt eine Menge zu, andere nicht. Einige Menschen glauben ab Tag eins, dass sie ein großes Stück vom Kuchen verdient haben, andere nicht. Einige Menschen fühlen seit dem ersten Atemzug, dass sie es verdient haben, erfolgreich und glücklich zu sein, andere nicht. Da beißt die Maus keinen Faden ab. 202
    Das Kind mit seiner genetischen Disposition tritt nun in Wechselwirkung mit allen nur erdenklichen Umweltfaktoren, zuvorderst natürlich mit Vater und Mutter. Bei näherem Hinsehen beginnt dieser Einfluss bereits im Mutterleib, lange vor der Geburt. Mittlerweile gilt es als gesichert, dass Menschen, die noch vor der Geburt außergewöhnlichen Stresssituationen ausgesetzt waren (im Zweifel deshalb, weil die Mutter besonderen Stressoren ausgesetzt wurde), im Mittel auch später im Leben anfälliger für Stress sind, häufiger negative Gefühle erleben und eine höhere Neigung zu psychischen Störungen entwickeln. 203
    Mindestens ebenso schädlich sind entsprechende Erfahrungen in der frühen Kindheit. Körperlicher Missbrauch oder auch dauerhafte Vernachlässigung z. B. sind nicht einfach nur „Ereignisse“: Sie sind gewissermaßen Wendepunkte in der gehirnphysiologischen Entwicklung. Ein entsprechendes Vorkommnis hinterlässt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Art dauerhaften Abdruck in der neuronalen Struktur. 204 Dieser sorgt wiederum dafür, dass das Gehirn in Zukunft anders auf bestimmte Reize reagiert als ohne das entsprechende Ereignis. Frühkindliche Traumata können die Balance von Neurotransmittern im Gehirn dauerhaft verschieben, z. B. eine Ebbe des „Glückshormons“ Serotonin auslösen. 205 Entsprechende Personen haben später im Leben typischerweise eine deutlich höhere Neigung zu Depressionen und Angststörungen. 206 Aber auch, wenn man das nichtpathologische Spektrum der Menschheit betrachtet, lassen sich bedeutsame Unterschiede feststellen. Die Leidtragenden sind – verallgemeinert – einfach leichter (über)reizbar. Ihr Gehirn ist „auf Stress gepolt“ – und sie sind unzufriedener mit sich selbst und der Welt. In diesem Sinne können einschneidende negative Kindheitserlebnisse das Level unserer naturgegebenen Glücks-Baseline absenken und Gefühlen von Wertlosigkeit und Schuld Vorschub leisten. 207
    Liebevolle Eltern, die ihren Kindern eine sichere und förderliche Umgebung bieten, können jedoch ebenso dazu beitragen, unsere naturgegebene Baseline anzuheben; zumindest sorgen sie dafür, dass es im späteren Leben viel Spielraum nach oben gibt. 208
    Gefühle nach „Schema F“
    Auf Ebene der Gefühle und des Verhaltens äußern sich einschneidende Kindheitserfahrungen in der Ausbildung sogenannter Schemata . Laut Eckart Roediger, einem der führenden deutschen Köpfe der noch jungen Schematherapie 209 , lässt sich ein Schema wie folgt beschreiben 210 : „Intensive und wiederholt negative emotionale Erlebnisse führen zu einer so starken Erregung der reagierenden Neuronen, dass sie sich intensiver miteinander vernetzen und so eine spezifische Erregungsbereitschaft herausbilden. Diese Reaktionsbereitschaft nennt man ein Schema. Man könnte es auch als eine emotionale ,Wunde‘ [...] beschreiben. Wie eine körperliche Wunde kann ein Schema unbewusst bleiben, solange man die Wunde nicht berührt, d. h. solange das Schema nicht aktiviert wird. Daher sind sich die meisten

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