Lizenz zur Zufriedenheit
Ziele wie die zuvor genannten zu verwirklichen? Gibt es also wiederkehrende Problemmuster?
Zunächst lässt sich beobachten, dass Menschen ein unterschiedliches Maß dessen besitzen, was ich Manifestationskraft nennen möchte. Hiermit ist die Fähigkeit gemeint, Dinge in die Tat umzusetzen, Wirkungen zu erzielen, Resultate hervorzubringen. Man nehme z. B. drei Autoren gleicher Begabung, und einer wird vielleicht 30 Bücher in seinem Leben veröffentlichen, der zweite nur drei – und der dritte schafft es nicht einmal, sein Erstlingswerk zu vollenden. Was unterscheidet diese Menschen voneinander? Die Antwort lautet: Sie verfügen über ein unterschiedliches Maß an Manifestationskraft. Bei gleicher Ausgangslage machen einige Menschen mehr aus ihrem Leben als andere. Und ich gehe zusätzlich davon aus, dass diese Fähigkeit mit einer höheren Lebenszufriedenheit einhergeht, weil uns das Erreichen von Zielen mit positiven Emotionen wie Stolz und / oder einem gesteigerten Selbstwert belohnt.
Durch das Studium vieler verschiedener praktischer Coaching-Methoden und psychologischer Theorien, zuvorderst aber durch die Erfahrungen mit meinen eigenen Coaching-Klienten, habe ich über die Zeit beobachten können, dass – bei aller Verschiedenartigkeit der Menschen – die Gründe für fehlende Manifestationskraft recht ähnlich sind. Das bedeutet, sie lassen sich klassifizieren und auf wenige grundlegende Faktoren zurückführen. Was mir wieder und wieder in Theorie und Praxis begegnete, ist das Fehlen eines oder mehrerer der folgenden Faktoren:
V ision
I ntegration
G eneralkonsens
O rganisation
R igorosität
Vigor stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Lebenskraft . Im Folgenden werde ich darlegen, was es mit diesem Akronym auf sich hat.
Vision
Spätestens durch die Bücher Viktor Frankls und die von ihm entwickelte Logotherapie ist einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden, wie wichtig Sinn ist. Menschen sind fähig, jegliche Strapazen auf sich zu nehmen, wenn „das Ganze“ für sie Sinn hat. In Zeiten wie den unseren, wo dieser Sinn nicht mehr zwangsläufig durch religiöse Anschauungen oder gesellschaftliche Konventionen gegeben ist, muss er von jedem Individuum gesucht und selbst gewählt werden. Sinn wird heutzutage häufig in übergeordneten Lebenszielen gesucht und gefunden. Langfristige Projekte im Job, das Finden und Verwirklichen der eigenen Berufung, vielleicht sogar das Schaffen von etwas, das bleibt, wenn der Mensch selbst nicht mehr da ist.
Deshalb frage ich viele meiner Klienten, vor allem solche, die über eine Mangel an Lebensfreude klagen: „Was wollen Sie denn wirklich erreichen in Ihrem Leben?“ Oder: „Was wäre für Sie so verlockend, dass Sie auch zahlen würden, um es tun zu dürfen?“ Von manchen ernte ich dann nur leere Blicke und ein Schulterzucken. Abgesehen von Allgemeinplätzen wie „ein gutes Leben führen“ oder „glücklich sein“ wissen sie nicht wirklich, was sie in diesem Leben erreichen wollen, was sie tief aus ihrem Inneren heraus antreibt. Ihnen fehlt ihre eigene, ganz persönliche Vision .
Integration
Einer der erfolgreichsten Sachbuchtitel der letzten Jahre stammt von Richard David Precht und lautet: „Wer bin ich – und wenn ja wie viele?“ Das ist eine berechtigte Frage. Menschen sagen (auch und gerade im Coaching) häufig Sätze wie „Ich will X!“ oder „Ich möchte nie wieder Y!“. Das kleine Wort Ich hat es allerdings in sich. Denn Menschen sind sich nur selten „mit sich selbst einig“. Bei Goethe heißt es: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust!“ Und der Volksmund kennt den Kampf mit dem inneren Schweinehund, der nicht so will wie das restliche Ich.
Frage ich solche Klienten: „Gibt es da vielleicht etwas oder jemanden in Ihnen, der dagegen ist, dass Sie Ihr Ziel erreichen?“, wird manchmal sehr schnell deutlich, dass es Instanzen in ihnen gibt, die das eingangs genannte Ziel gar nicht erreichen wollen, vielleicht sogar genau das Gegenteil anstreben. Erlebt wird dies typischerweise als Energielosigkeit oder innere Blockade. Diesen Menschen fehlt die Integration ihrer verschiedenen Persönlichkeitsanteile.
Generalkonsens
Eine weitere typische Ursache für das Nichterreichen von Zielen sind einschränkende Glaubenssätze über den eigenen Selbstwert , über Erfolg, über das Leben an sich. Nicht selten kommt es vor, dass Klienten durchaus eine genaue Vorstellung davon haben, was sie möchten. Dies bedeutet aber noch
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