Lloyd, Sienna
loslegen will, als die Tür der Bibliothek aufgerissen wird.
„Héloïse, beruhige dich und komm bitte mit!“
Gabriel steht im Zimmer. Er sieht mich ernst an und dieser kühle Blick, mit dem er mich ansieht, bringt mich noch mehr in Rage.
„Das ist ja wohl die Höhe! Also ich glaube, ich bin hier in einem schlechten Film. Sieh mich nicht so an, als wenn ich übergeschnappt wäre, ja?“
Gabriel fasst mich am Arm und ich stoße ihn mit aller Kraft zurück.
„Lass mich los, du Lügner. FINGER WEG!!!“
„Héloïse, bitte beruhige dich. Versuche doch zu verstehen. Und bitte schrei nicht so laut, sie …“
„Gabriel, sag jetzt bloß nichts über sie …“
„Héloïse, hör auf dich wie ein Kind zu benehmen und hör mir doch mal zu! Ich will dir alles erklären, aber du musst dich jetzt beruhigen. Wenn du nicht mit mir sprechen willst, dann sag es und ich gehe und du wirst mich nie wiedersehen.“
Gabriel sieht mich an und jetzt sehe ich keine Wut in seinen Augen, sondern eine stumme Bitte. Er wendet sich ab und macht ein paar Schritte zur Tür. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Charles ein verlegenes Gesicht macht und dann aufsteht und geschäftig unsere Tassen vom Tisch räumt. Ich fühle immer noch eine unbändige Wut in mir, doch eine Stimme in meinem Herzen sagt mir, dass ich Gabriels Erklärungen anhören muss, wenn ich jemals über diese Sache hinwegkommen will.
„Charles, lass uns bitte alleine, ja?“
„Natürlich, Gab. Ich sehe zu, dass ihr nicht gestört werdet.“
„Danke, mein Freund.“
Charles verlässt die Bibliothek und ich höre wie er den Schlüssel zwei Mal im Schloss dreht.
„Außer mir hat keiner einen Schlüssel.“
„Sag was du mir zu sagen hast. Damit das hier endlich ein Ende hat!“
„Ich bin wieder mit Rebecca zusammen.“
Die Worte aus Gabriels Mund bohren sich wie ein Messer in mein Herz. Alles ist aus. Aber ich werde mich vor ihm nicht schwach zeigen. Nie mehr.
„Gut. Ja, ich glaube ihr passt wirklich gut zusammen.“
„Ich wollte dich nicht verletzen.“
„Mach dir keine Sorgen. Ich habe sowieso nie wirklich an uns geglaubt.“
„Ich … Es tut mir wirklich sehr leid. Ich habe Rebecca gesagt, dass ich dir alles erzählen werde.“
„Gut. Bist du damit nun fertig?“
„Ja. Aber wir müssen noch über meine Rolle, was dein Buch betrifft, sprechen.“
„Ich will dein Geld nicht mehr. Und auch den Schmuck und die Geschenke kannst du zurückhaben.“
„Das ist doch nicht nötig. Ich will das alles nicht zurückhaben, aber ich möchte noch an deiner Arbeit am Buch teilnehmen, ich möchte dich weiterhin dabei begleiten.“
Gabriel legt den Zeigefinger der einen Hand auf seine Lippen und nimmt mit der anderen Hand einen Hocker, auf den er sich stellt. Er macht mir ein Zeichen näher zu kommen und deutet mit einer Kopfbewegung auf einen kleinen weißen Kasten in einer der Ecken des Zimmers. Laut sagt er:
„Ich möchte, dass du hier bleibst. Es gibt keinen Grund dafür, dass du abreist. Nimm dir soviel Zeit wie du brauchst bis zur Veröffentlichung und was danach noch kommen wird. Du bist vor allem eine Freundin. Ich habe mit Rebecca darüber gesprochen und sie hat nichts dagegen einzuwenden.“
„Aber Gabriel ...“
Er zeigt wieder auf den Lautsprecher über uns und mir wird klar, was los ist. Wir werden abgehört. Ich nehme ein Blatt Papier, das jemand nach unserer Besprechung vergessen haben muss vom Tisch, und kritzle ein paar Wörter darauf.
Was ist los???
Gabriel lächelt mich mit diesem Lächeln an, das mich wie ein Stück Eis in der Sonne in Sekundenschnelle schmelzen lässt! Ich verstehe von dem, was hier abläuft gar nichts mehr und möchte am liebsten all das Gesagte augenblicklich wieder rückgängig machen.
Gabriel tritt näher.
„Ich habe in dein Buch investiert, weil ich daran glaube. Rebecca auch. Wir sind doch alle drei intelligente Menschen und können mit dieser Situation dementsprechend umgehen.“
„Ja, vielleicht.“
Während er spricht, schreibt er etwas auf das Blatt und schiebt es mir zu.
Heute Abend um 23.00 Uhr auf dem Schiff.
Ich nicke.
„Ich muss mich jetzt mal hinlegen, Gabriel. Ich bin total ausgepowert.“
„Gut, wir sehen uns bald wieder. Alles wird wieder in Ordnung kommen. Rebecca weiß über alles Bescheid. Sie weiß, dass ... dass ich mit dir über sie hinwegkommen wollte.“
Ich lese Schmerz auf Gabriels Gesicht. Seine Erklärungen heute Abend werden mich beruhigen, da bin ich mir sicher. Ich
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