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Lobgesang auf Leibowitz

Lobgesang auf Leibowitz

Titel: Lobgesang auf Leibowitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter M. jr. Miller
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gedacht hatte, den Netzanschluß der Maschine zu unterbrechen konnte er jetzt nur annehmen, daß der Unhold, der das Ding erfand, es mit der Möglichkeit ausgestattet hatte, Kunden auch ohne Strom zu töten. Während der Abt an Verbindungsstellen herumzerrte und -wackelte, um lose Drähte zu entdecken, war er von einem hochvoltigen Filterkondensator attackiert worden, der die Gelegenheit ausgenützt hatte und sich durch die Person des Verehrungswürdigen Vaters Abt in die Erde entlud, als des Verehrungswürdigen Vaters Ellenbogen den Rahmen berührte. Andererseits wußte Zerchi nicht mit Sicherheit, ob er das Opfer eines Naturgesetzes für Filterkondensatoren geworden sei oder ob er in eine raffiniert versteckte Falle mit dem Ziel der Verhinderung von Kundenselbstherumrepariererei gefallen war. Immerhin, gefallen war er. Sein derzeitiger Aufenthalt auf dem Boden war ganz ohne sein Zutun erfolgt. Der einzige Anspruch, den er erheben konnte, eine Kapazität in der Reparatur von polylinguistischen Transkriptionsapparaten zu sein, resultierte aus der stolzen Tatsache, daß er einst eine tote Maus aus dem Stromkreis der Datenbank herausgefischt hatte, wobei er eine mysteriöse Neigung der Maschinen wieder in Ordnung brachte, die darin bestand, doppelte Silben zu schreiben (dodoppelppeltete Silsilbenben). Da er diesmal keine toten Mäuse entdeckt hatte, konnte er nur nach losen Drähten suchen und hoffen, daß der Himmel ihm das Charisma des elektronischen Heilens verliehen habe. Doch dem war offenbar nicht so.
    »Bruder Patrick!« rief er in Richtung auf das Vorzimmer und kletterte mühsam auf die Beine zurück.
    »He, Bruder Pat!« rief er noch einmal.
    Dann tat sich die Tür auf, und herein watschelte sein Sekretär, blinzelte zu den offenen Wandkonsolen hin mit ihrem Wirrwarr von Computerschaltungen, überprüfte den übersäten Fußboden und studierte dann vorsichtig den Gesichtsausdruck seines geistlichen Herrschers. »Soll ich den Reparaturdienst noch einmal anrufen, Vater Abt?«
    »Wozu?« Zerchi sagte es grunzend. »Du hast sie schon dreimal zu holen versucht. Sie haben es dreimal versprochen. Wir haben drei Tage gewartet. Ich brauche einen Stenografen. Jetzt! Möglichst einen Christen. Dieses – dieses Ding… «, er wies erzürnt in Richtung auf den Abscheulichen Autoscribe, »… ist ein verdammter Ungläubiger oder was Schlimmeres. Schaff es mir vom Hals. Ich will es hier nicht mehr sehen!«
    »Den APLAC?«
    »Ja, den APLAC. Verkauf es an einen Atheisten. Nein, das wäre nicht nett. Verkauf es als Schrott. Ich habe genug von ihm. Warum, um Himmels willen, hat Abt Boumous – seine Seele ruhe in Frieden – jemals diesen Quatsch gekauft!?«
    »Also, Domne, man sagt, Euer Vorgänger habe eine Vorliebe für gadgets gehabt. Und es ist angenehm, Briefe in Sprachen schreiben zu können, die man selber nicht beherrscht.«
    »Es ist? Du meinst, es wäre! Dieses Wunderding – hör zu, Bruder, sie behaupten, es kann denken. Ich hab es zunächst nicht glauben wollen. Gedanken bedingen ein rationales Prinzip, bedingen eine Seele. Kann das Prinzip einer ›denkenden Maschine‹ – von Menschenhand gemacht – eine vernünftige Seele sein? Bah! Es schien zunächst eine durch und durch heidnische Vorstellung zu sein. Aber, weißt du was?«
    »Vater?«
    »Nichts auf der Welt könnte so hinterhältig sein ohne vorherige Überlegung! Es muß einfach denken können! Es weiß um Gut und Böse, sage ich dir, und es wählte letzteres. Hör auf zu grienen, ja? Es ist gar nicht komisch. Es ist noch nicht mal eine heidnische Vorstellung. Der Mensch hat das Wunderding gemacht, aber sein Prinzip hat er nicht gemacht. Man spricht von einem vegetativen Prinzip als von einer Seele, nicht wahr? Eine vegetative Seele? Und die Tierseele? Dann die menschliche Seele, und das ist auch schon alles, was sie an fleischgewordenen lebensvollen Prinzipien aufzählen, da die Engel ja keine Körper haben. Aber wie sollen wir wissen, ob die Liste vollständig ist? Vegetativ, animalisch, rational – und dann, was dann? Das da, das ist das andere. Dieses Ding. Und es ist gefallen. Schaff es fort von hier. – Aber zuerst muß ich ein Radiogramm nach Rom schicken.«
    »Soll ich meinen Schreibblock holen, Verehrungswürdiger Vater?«
    »Sprichst du alleghenisch?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht, und Kardinal Hoffstraff spricht nicht southwestern.«
    »Warum dann nicht Latein?«
    »Welches Latein? Das der Vulgata oder modernes? Ich habe kein Zutrauen zu

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