Lobgesang auf Leibowitz
meinem Anglo-Latein, und wenn ich es hätte, dann hätte er vielleicht keins zu seinem.« Er starrte auf den unhandlichen Roboter-Stenografen.
Bruder Patrick starrte mit ihm, stirnrunzelnd, dann trat er hinüber zu den Wandschränken und begann in das Labyrinth der mikroskopisch kleinen Schaltelemente zu schauen.
»Keine Maus«, versicherte ihm der Abt.
»Was sind alle die kleinen Knöpfe?«
»Nicht anfassen!« Abt Zerchi jaulte, als sein Sekretär neugierig einen der paar Dutzend Schaltsätze unter der Verschalung befingerte. Diese Kontrollknöpfe unter der Verschalung waren in einem hübschen ordentlichen Viereck in einem Fach angeordnet, dessen Deckel die unwiderstehliche Warnung trug: NUR VOM HERSTELLER ZU BEDIENEN.
»Du hast doch nicht daran gedreht, oder?« fragte der Abt, während er neben Patrick trat.
»Es kann sein, daß ich es ein ganz klein wenig bewegt habe, aber ich glaube, es ist wieder genauso, wie es war.«
Zerchi zeigte ihm die Warnung auf dem Deckel des Fachs. »Oh«, sagte Patrick, und beide starrten wieder auf das Ding.
»Es ist die Interpunktion vor allem, Verehrungswürdiger Vater, nicht wahr?«
»Die und wildgewordene Majuskeln und vertauschte und verstümmelte Wörter hier und da.«
Sie betrachteten die Schnörkel, Querkel, Dingsbumse und Wasnochweiters in verwirrtem Schweigen.
»Hast du jemals von dem Verehrungswürdigen Francis von Utah gehört?« fragte der Abt schließlich.
»Ich erinnere mich nicht an den Namen, Domne. Warum?«
»Ich hoffte soeben, daß er in der Lage wäre, gerade in diesem Augenblick für uns zu beten, obwohl ich glaube, er ist nie kanonisiert worden. Hier, laß uns mal versuchsweise dieses Dingsbums da ein bißchen nach oben schieben.«
»Bruder Joshua war doch immer so was wie ein Ingenieur. Ich hab vergessen, was für einer. Aber er war im Weltraum, und die müssen doch eine Menge über Computer wissen.«
»Ich habe ihn schon hergeholt. Er hat Angst, das Ding anzufassen. Da, vielleicht braucht es…«
Patrick wich zurück. »Wenn Ihr mich entschuldigen wolltet, Herr, ich…«
Zerchi blickte zu seinem zitternden Sekretär auf. »Oh, ihr Kleingläubigen!« sagte er, während er einen zweiten der Knöpfe NUR VOM HERSTELLER ZU BEDIENEN bediente.
»Ich hatte nur gedacht, ich hätte draußen jemand gehört.«
»Ehe der Hahn kräht, wirst du dreimal – außerdem hast du den ersten Knopf berührt, oder?«
Patrick wurde schwach. »Aber der Deckel war offen, und…«
»Hinc igitur effuge. Und nun hinaus mit dir. Hinaus, ehe ich entscheide, daß es dein Fehler war.«
Wieder allein, steckte Zerchi den Stecker in die Dose an der Wand und – nachdem er ein kurzes Gebet zum heiligen Leibowitz gemurmelt hatte (der in den letzten Jahrhunderten eine größere Popularität als Schutzpatron der Elektriker gewonnen hatte, als er jemals als Gründer des Albertinischen Ordens vom heiligen Leibowitz auf sich vereinen konnte) – knipste an. Er lauschte auf zischende und fauchende Geräusche, aber es kamen keine. Er hörte nur das schwache Klicken der Verzögerungsrelais und das vertraute Schnurren der Regulationsmotoren, als sie auf volle Laufgeschwindigkeit kamen. Er schnupperte. Kein Rauch oder Ozon zu entdecken. Schließlich öffnete er die Augen. Sogar die Indikatoren auf dem Schaltpult auf seinem Schreibtisch brannten wie gewöhnlich, NUR VOM HERSTELLER… also so was!
Ein bißchen sicherer geworden, schaltete er den Formatwähler auf RADIOGRAMM, drehte den Prozeßknopf auf DIKTAT-AUFNAHME, die Übersetzer-Einheit auf SOUTHWEST IN und ALLEGHENISH OUT, vergewisserte sich, daß der Transskriptionsknopf abgeschaltet war, drückte den Knopf an seinem Mikrofon und begann zu diktieren:
Blitz, Dringend: An Seine Verehrungswürdigste Eminenz, Sir Eric Kardinal Hoffstraff, Designierter Vikar des Päpstlichen Stuhls, im Provisorischen Extraterrestrischen Vikariat, in der Heiligen Congregatio Propaganda, Vatikan, New Rome.
»Eminentissime Vater: im Hinblick auf die kürzlich wiederwachten Spannungen in der Welt, die Andeutungen neuer internationaler Krisen und sogar die Berichte über ein heimliches atomares Wettrüsten wären wir außerordentlich geehrt, würden Eure Eminenz es für klug erachten, uns Richtlinien zu geben betreff den gegenwärtigen Stand gewisser Pläne, die bislang noch in der Schwebe befindlich sind. Ich beziehe mich auf Gegenstände, die in Motu proprio Papst Coelestins VIII. glückseligen Angedenkens, gegeben am Feste der
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