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Lobgesang auf Leibowitz

Lobgesang auf Leibowitz

Titel: Lobgesang auf Leibowitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter M. jr. Miller
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wahr.«
    »Was starrst du denn so zum Fenster hinaus?« fragte Zerchi scharf. »Das kommt noch dazu. Alle starren dauernd in den Himmel, starren hinauf und warten. Wenn es kommt, wirst du keine Zeit haben, es zu sehen, ehe der Blitz fällt, und dann wäre es besser, nicht hinzuschauen. Laß das. Es ist ungesund.«
    Vater Lehy drehte sich vom Fenter weg. »Ja, Ehrwürdiger Vater. Aber ich habe nicht danach Ausschau gehalten. Ich habe die Geier beobachtet.«
    »Geier?«
    »Da oben sind ziemlich viele, schon den ganzen Tag über. Dutzende von Geiern – die einfach nur so kreisen.«
    »Wo?«
    »Über dem Grünstern-Lager drüben an der Autobahn.«
    »Dann ist es kein Omen. Es ist nur der gesunde Appetit der Geier. Ach! Ich werde ein bißchen hinausgehen und frische Luft schöpfen.«
    Im Klosterhof traf er Mrs. Grales. Sie trug einen Korb voll Tomaten, den sie auf den Boden stellte, als Zerchi näher kam.
    »Ich hab Euch was gebracht, Vater Zerchi«, erklärte sie ihm. »Ich hab nämlich gesehn, daß Euer Schild wech is und so’n armes Mädchen drin hinnerm Zaun und da hab ich mir gedacht, Ihr würdet nix gegen ’nen Besuch von Eurer alten Tomatenfrau ham. Ich hab’n paar Tomaten mitgebracht, seht Ihr?«
    »Danke, Mrs. Grales. Das Schild haben wir weggenommen wegen der Flüchtlinge, aber es ist schon in Ordnung. Allerdings wegen der Tomaten, da sollten Sie mit Bruder Elton reden. Er macht die Einkäufe für die Küche.«
    »Oh, s’is nich zum Kaufen, Vater. Hähä! Ich hab se doch umsonst gebracht. Ihr habt doch ne Menge Leute durchzufüttern und all die armen Dinger, wo ihr aufnehmt. Un so kosten die Tomaten nix. Wo soll ich se ’n hintun?«
    »Die Notküche ist im – aber nein, lassen Sie sie hier. Ich werde jemand beauftragen, sie ins Gästehaus zu bringen.«
    »Ich bringse selber hin. Habse schließlich auch bis hierher getragen.« Sie nahm ihren Korb wieder auf.
    »Danke, Mrs. Grales.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Vater, wartet!« rief sie. »Ein Minütchen, Euer Ehrwürden, nur’n kleines Minütchen von Eurer Zeit…«
    Der Abt unterdrückte ein Stöhnen. »Es tut mir leid, Mrs. Grales, aber es ist so, wie ich Ihnen gesagt habe – « Er brach ab und starrte auf das Gesicht von Rachel. Eine Sekunde lang war es ihm so vorgekommen, als… Also hatte Bruder Joshua recht gehabt mit seiner Meinung. Nein, sicher nicht. »Es ist ein Fall für ihre Pfarrei und Ihre Diözese. Ich kann da wirklich gar nichts…«
    »Nee, Vater, das isses doch gar nich!« sagte sie. »Es is doch was ganz was anners, was ich Euch bitten wollt.« Da! Es hatte gelächelt! Jetzt war er sicher. »Würdet Ihr mir die Beichte abhörn, Vater? Bitte um Vergebigung, wenn ich Euch belästigen tu, aber mir tun meine Sünden leid, un ich möcht gern, daß Ihr es seid, der, was mir Vergebigung erteilt.«
    Zerchi zögerte. »Und warum nicht Vater Selo?«
    »Also ehrlich, Euer Ehrwürden, ich muß Euch sagen, daß der Mann für mich ’n Anlaß zur Sünde is. Ich geb mer alle Müh mit ihm, aber wenn ich man bloß dem in sein Gesicht guck, dann vergeß ich mich selber. Gott hab ihn lieb. Ich kannes nich!«
    »Wenn er Sie geärgert hat, müssen Sie ihm vergeben.«
    »Vergebigen, das tu ich ja, tu ich ja. Aber aus guter Entfernung. Er is ne Gelegenheit zur Sünde für mich, das muß ich sagen, alles was wahr is, weil nämlich, ich verlier immer die Beherrschung, wenn ich’n bloß seh.«
    Zerchi gluckste. »Na schön, Mrs. Grales. Ich werde Ihnen die Beichte abnehmen. Aber zuerst muß ich noch etwas erledigen. Kommen Sie in einer halben Stunde in die Kapelle Unserer Lieben Frau. Der erste Beichtstuhl. Geht das?«
    »Jawoll, und gesegnet sollt Ihr sein, Vater!« Sie nickte ausgiebig. Abt Zerchi hätte schwören mögen, daß der Rachelkopf ebenfalls nickte, ganz, ganz leicht.
    Er wischte den Gedanken weg und ging hinüber zur Garage. Ein Postulant fuhr den Wagen für ihn heraus. Zerchi kletterte hinein, wählte die Route und sank müde in den Sitz zurück, während die automatische Kontrolle die Gänge bestimmte und den Wagen langsam auf das Tor in Bewegung setzte. Als er gerade durch das Tor rollte, sah der Abt das Mädchen am Straßenrand stehen. Ihr kleines Kind war bei ihr. Zerchi drückte den Halteknopf. Der Wagen hielt. »Warten«, sagten die Robotkontrollen.
    Das Mädchen war von der Hüfte bis zum linken Knie in Gips. Sie stützte sich auf ein Paar Krücken und war zu Boden gebeugt vor Atemnot. Irgendwie war sie aus dem Gästehaus entkommen und

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