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Lobgesang auf Leibowitz

Lobgesang auf Leibowitz

Titel: Lobgesang auf Leibowitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter M. jr. Miller
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so würde bestimmt etwas hineinschlüpfen, noch ehe der nächste Morgen dämmerte. Andererseits, wenn schon etwas im Loch lebte, wäre es sicherer, dachte Francis, es bei Tag und nicht während der Nacht kennenzulernen. Offensichtlich gab es in der Gegend nur seine eigenen Spuren, dann die des Pilgers und die Fährten der Wölfe.
    Rasch entschlossen fing er an, Schutt und Sand vor dem Loch wegzuräumen. Nach einer halben Stunde war die Öffnung zwar nicht größer, aber seine Überzeugung, daß sie in eine unterirdische Höhle mündete, war zur Gewißheit geworden. Zwei Steinbrocken, halb verschüttet und das Loch begrenzend, waren offenbar durch das Gewicht zusammengedrängter Steinmassen an der Mündung des Schachts eingeklemmt, wie in einem Flaschenhals gefangen.
    Wenn er einen Stein nach rechts stemmte, rollte der zweite nach links, bis keine weitere Bewegung mehr möglich war. Das umgekehrte Ergebnis erzielte er, wenn er die Steine in die entgegengesetzte Richtung drückte, aber er zerrte weiter am Felsgeschiebe herum.
    Von selbst schnellte seine Hebelstange aus seinem Griff, versetzte ihm einen Streifschlag gegen die Schläfe und verschwand in einer plötzlich eingebrochenen Öffnung. Der blitzartige Schlag machte ihn taumeln. Ein Stein flog gegen den Hang herab und traf ihn im Rücken. Keuchend fiel er um, unsicher, ob er in die Höhle stürzen würde, bis sein Bauch festen Boden berührte und er sich anklammern konnte. Das Krachen des Steinschlags war kurz, aber ohrenbetäubend.
    Francis lag keuchend und blind vom Staub am Boden. Der Schmerz in seinem Rücken war so heftig, daß er sich fragte, ob er es wagen könnte, sich zu bewegen. Als er etwas zu Atem gekommen war, gelang es ihm, eine Hand in sein Gewand zu schieben. Er faßte zwischen seinen Schulterblättern nach der Stelle, wo einige Knochen zermalmt sein mußten. Die Stelle fühlte sich scheußlich an, und sie brannte. Rot und feucht zog er seine Finger hervor. Er bewegte sich stöhnend, lag dann wieder still.
     
     
    Leise Flügelschläge regten sich. Bruder Francis blickte zur rechten Zeit auf, um den Geier zu sehen, wie er sich auf einem Schutthügel nur ein paar Meter entfernt niederließ. Der Vogel flatterte sofort wieder auf, aber Francis bildete sich ein, er wäre von ihm mit sozusagen mütterlicher Besorgnis wie von einer verängstigten Henne beäugt worden. Er drehte sich schnell um. Ein schwarzer Haufen himmlischer Heerscharen hatte sich versammelt, kreiste in ungewöhnlich niedriger Höhe. Sie streiften beinahe die Hügel. Sobald er sich bewegte, segelten sie in die Höhe. Er schenkte plötzlich der Tatsache keine Beachtung mehr, daß möglicherweise Wirbel zersplittert oder Rippen zermalmt sein könnten, und kam zitternd auf die Beine. Enttäuscht schoß die schwarze Himmelshorde auf warmen Aufwinden empor, zog ab und zerstreute sich in ihre entfernteren luftigen Wachräume. Dunkle Gegenfiguren des Heiligen Geistes, dessen Ankunft er erhoffte, schienen sie begierig, an Stelle der Taube herabzukommen. Ihr gelegentlicher Besuch hatte ihn in letzter Zeit etwas nervös gemacht, und er stellte nach einigem versuchsweisen Schulterzucken gleich fest, daß der kantige Stein ihm nur eine Quetschung und eine Schramme versetzt haben konnte.
    Eine Staubsäule, die aus der Einbruchstelle in die Höhe geschwebt war, zog mit der leichten Brise davon. Er hoffte, daß sie von den Wachttürmen der Abtei aus gesehen würde und daß man jemanden ausschicken würde, um nachzusehen. Vor seinen Füßen gähnte eine quadratische Öffnung in der Erde, dort, wo eine Seite des Hügels in die Höhle hinabgestürzt war. Stufen führten hinunter, doch waren nur die obersten Stufen von der Steinlawine nicht verschüttet worden. Die Lawine hatte seit sechs Jahrhunderten mitten in ihrem Sturz innegehalten, um endlich mit Hilfe von Bruder Francis ihren schmetternden Fall zu vollenden.
    An einer Wand des Treppenhauses konnte man ein halbverschüttetes Schild noch lesen. Er besann sich auf seine beschränkten Kenntnisse des Englischen, das vor der Großen Flut gesprochen worden war, und flüsterte stotternd die Worte:
     
    SCHUTZBUNKER BEI RADIOAKTIVEM NIEDERSCHLAG
    Maximale Belegung: 15 Personen
     
    Vorrat reicht bei einer Person 180 Tage. Man dividiere durch die Zahl der Anwesenden. Nach Eintritt in den Bunker beachten: die erste Luke muß fest verschlossen und abgedichtet werden. Der Schutz gegen Eindringlinge muß unter Strom gesetzt werden, um verseuchten Personen das

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