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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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sagte sie, »bring ich dich um, bei Gott.«
    »Nicht … bitte. Ich tue … alles.«
    »Lass die Pistole los. Nimm deine Hand weg.«
    Seine Finger öffneten sich zitternd. Er zog die Hand von der Pistole weg.
    Pamela wollte sie aufheben, doch in der rechten Hand hielt sie den Stein. Sie nahm ihn in die andere Hand, beugte sich vor und griff über Rodneys Schulter.
    Ihre Fingerspitzen berührten beinah die Pistole, als er ihr Handgelenk packte. Sie schlug mit dem Stein nach seinem Kopf, aber er bäumte sich schon unter ihr auf, riss schon an ihrem Arm.
    Sie spürte, wie der Stein traf. Der Schlag ließ ihn aufschreien.
    Doch er hielt ihn nicht auf.
    Pamela flog mit dem Kopf voran über seine Schulter. Sie landete auf der Seite und schlitterte über den Boden. Er ließ ihr Handgelenk los. Sie rollte auf den Rücken und wollte sich mit ein paar schnellen Drehungen in Sicherheit bringen.
    Aber sie war nicht schnell genug, und er hämmerte ihr die Faust in den Bauch. Der Atem zischte aus ihr heraus. Sie musste sich von ihm wegrollen, doch sie konnte nur ihren Bauch umklammern, die Knie anziehen und versuchen, Luft in die Lungen zu saugen. Dann wurden ihre Arme von Rodneys Knien an den Boden genagelt. Er saß auf ihrer Brust.
    »Geh runter! Ich krieg keine Luft!«
    Er beugte sich vor, sodass sein Gesicht über ihrem dräute.
    »Sieh!«, keuchte er. »Was du … mir angetan hast.« Er beugte sich tiefer.
    Seine Augenhöhle war leer. Das Blut aus der Wunde tropfte auf Pamelas Wange und Nase. Seine Oberlippe zuckte. Er änderte seine Position ein wenig, und es tropfte aus der Augenhöhle auf ihr rechtes Auge. Schnell schloss sie die Augen. Sie spürte es warm auf ihr rechtes Lid rinnen. Rodney lachte erstickt.
    Dann schob sich etwas in ihren Mund. Es stieß gegen die obere Zahnreihe und die Zunge. Sie öffnete das linke Auge. Er hatte ihr die Pistole in den Mund gesteckt.
    »Ich blas dir dein beschissenes Hirn weg«, murmelte Rodney.
    Er stieß den Lauf tiefer hinein. Sie musste würgen, als er ihr Zäpfchen berührte.
    Sie hörte den Schuss nicht. Nicht als Erstes. Zuerst hörte sie ein Geräusch, als würde mit einem Holzhammer Fleisch geklopft. Rodneys Kopf wurde nach oben gerissen, und sie konnte durch ein Loch von der Größe eines Hemdknopfes einen Blick tief in seine Stirn werfen. Erst dann hörte sie den Schuss. Er klang wie ferner Donner, der durch einen wolkenverhangenen Canyon hallte. Nach einem Augenblick sprudelte Blut aus dem Loch in Rodneys Stirn. Es spritzte in einem Bogen über Pamelas Gesicht hinweg, dann, als er nach vorn sackte, plätscherte es genau zwischen ihre Augen.

5
    Pamela wusste nicht, warum der Boden unter ihr vibrierte oder was das für ein lautes brausendes Geräusch war.
    Sie fragte sich, wo sie war. Sie fragte sich, welcher Tag war.
    Dann erinnerte sie sich plötzlich, dass Jim tot war, und ihr ganzes Leben schien in Scherben zu gehen. Rodney fiel ihr ein. Sie nahm an, dass sie in seinem Auto lag, vielleicht auf dem Rücksitz, und er fuhr sie das letzte Stück zu seinem …
    Nein! Sie hatte ein tiefes Loch mitten in Rodneys Stirn gesehen. Er ist tot, wurde ihr klar.
    Pamela schlug die Augen auf. Sie lag tatsächlich auf einem Sitz. Aber es war nicht der Sitz von Rodneys Auto.
    Sie befand sich in einem Bus – auf einer dieser langen gepolsterten Bänke direkt hinter dem Fahrer, die zum Mittelgang ausgerichtet waren. Die Fenster über der Rückenlehne waren mit gelbem Stoff verhängt, der das Sonnenlicht dämpfte und die Luft in einen trüben, goldenen Farbton tauchte. Es war warm, aber nicht schrecklich heiß. Sie vermutete, dass die Klimaanlage lief.
    Sie drehte den Kopf. Die lange Bank auf der anderen Seite des Gangs war leer.
    Pamela sah an sich hinab. Sie trug immer noch das Cheerleader-Kostüm. Der Pullover war überall so dick mit Blut verkrustet, dass von seiner goldenen Farbe kaum noch etwas zu erkennen war. Doch er war ordentlich glatt gestrichen, genau wie der Rock. Jemand musste ihre Kleider hergerichtet haben, nachdem er sie auf die Bank gelegt hatte.
    Offenbar hatte auch jemand ihr Gesicht gesäubert. Es fühlte sich frisch gewaschen an. Sie konnte nichts Klebriges dort spüren. Weder im Gesicht noch im Haar. Ihr Haar schien ein wenig feucht zu sein. Sie betrachtete ihre Hand. Es war kein Blut darauf.
    Jemand hatte sie sorgfältig gewaschen, zumindest oberhalb des Halses.
    Hinter ihren Füßen sah sie zwei Passagiere auf der ersten nach vorn gerichteten Sitzreihe. Einen Mann und

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